Glosse Jugendmedienschutzstaatsvertrag
Beitragsbild Hannah Tasker, thx! (Unsplash License)

Die Glosse über Wahnvorstellungen, Razzien und mildernde Umstände

Die Glosse vom Juni 2020 über Wahnvorstellungen, Razzien & mildernde Umstände. Diesmal nicht erstellt von Tristan, weil er vermilchreist ist.

Tristan, der netterweise die Glosse von März bis Mai übernommen hat, ist leider vermilchreist. Und irgendwer muss es ja machen, wenn die Glosse nicht einschlafen soll. Hier also unser Monatsrückblick für Juni 2020. Vorsicht bissig!

Glosse: Her mit dem Ausweis – Identifikationspflicht für jedermann!

Thema Wahnvorstellungen. Die Herren Politiker glauben doch wirklich, sie könnten uns auch noch das letzte Quentchen Freiheit nehmen!?

Ein neuer Entwurf vom Jugendmedienschutzstaatsvertrag (meine Güte, was für ein Name!!) sieht vor, die Hersteller von Betriebssystemen in die Pflicht zu nehmen. Microsoft, Apple & Goole & Co. sollen nicht nur sicherstellen, dass nur noch Erwachsene erwachsenen Content sehen können. Die Betriebssysteme sollen auch alle Inhalte daraufhin überprüfen, ob sie jugendfrei sind. So zumindest sieht es die geplante JMStV-Reform vor. Ja, aber wie soll das bitte gehen? Das Web ändert sich sekündlich. Sorry, aber ein praxisnaher Entwurf, den die Hersteller tatsächlich umsetzen können, der sähe anders aus.

Ja, wo sind wir denn? Etwa in China, wo man selbst im Internet-Café einen Ausweis braucht, um zu surfen? Oder nicht minder schlimm: Kommen auf uns Zustände wie in Russland zu, wo es nur noch das cleane, offizielle Netz gibt? Alle Inhalte jenseits der Landesgrenze sollen dort ausgesperrt werden. Obelix würde jetzt sagen, die spinnen die Römer.. ähh die Russen. Und leider spinnen auch hierzulande so manche Politiker. Kein Fehler im Betriebssystem, sondern ein Knall im Kopf, wenn man uns sowas vorsetzt.

 

KJM will Netzsperren für ein sauberes WWW!

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Am 1. April 2003 (Nein, das Datum ist leider echt, das war kein Aprilscherz!) trat der Jugendmedienschutzvertrag in Kraft. Seitdem haben die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) und die Landesmedienanstalten die Aufgabe, sich um Jugendschutzverstöße im Netz zu kümmern. Nach fast 17 Jahren (!!!) wurde man endlich aktiv. So manch kritischer Zeitgenosse wird sich fragen: ernsthaft, nach 17 Jahren!? Was haben die bitte in der Zwischenzeit gemacht? Däumchen gedreht? Natürlich gegen Bezahlung, versteht sich.

Wie dem auch sei. Das KJM hat kürzlich mehrere Portale von MindGeek als jugendgefährdend eingestuft. Ach, echt? Ist ja überraschend, dass bei YouPorn, PornHub und MyDirtyHobby Frischfleisch im Angebot ist. Das wäre fast so, als wenn man beim Metzger Würstchen und Steaks vermuten würde.

Da der in Zypern sitzende Betreiber nicht mal versucht, das Alter seiner Besucher festzustellen, sollen Netzsperren (mal wieder!) für die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben herhalten. Irgendwie kommt mir das alles verdammt bekannt vor. Vielleicht sollte ich Zensursula in Brüssel fragen, wie gut das damals mit dem Sperren statt Löschen (von KiPos) geklappt hat!?? Was für ein Glück für die VPN-Anbieter. Die werden sich bestimmt über die vielen neuen Kunden freuen, die ihnen das KJM bescheren will. Es gibt sogar eine Domain mit Namen PornVPN.com, leider wurde die von einem Konkurrenten übernommen, der schon mal negativ aufgefallen ist.

Aber gut, was das KJM betrifft, das kann noch etwas dauern. Wenn die Behörde ihr bisheriges Tempo beibehält, berichten wir dann in 17 Jahren aus dem Rollstuhl, wie es weitergeht… ;-)

 

Action Day ohne Action?

Da gehen die Behörden mit einer bundesweiten Razzia gegen einen illegalen Dark-Commerce Marktplatz vor und was passiert? Richtig, nichts. Das Ding bleibt einfach online. Klar warnen die Betreiber ihre User, sie sollen alles wegpacken und verschlüsseln. Aber das CNW an sich ist verfügbar, als wäre nie was geschehen. Wieso fällt so etwas eigentlich immer nur uns auf? Oder liegt es vielleicht daran, weil weder die Polizei noch die dpa etwas dazu geschrieben hat?

 

SteamKeys.to verschenkt noch immer täglich acht Stück

Der anfängliche Traffic war groß. Das Interesse daran, einen der täglich acht kostenlosen Keys von Steam zu erraten, hat in der Zwischenzeit deutlich abgenommen. Die ersten 11 Schlüssel, die man nicht erraten musste, weil sie im Beitrag standen, waren hingegen sofort weg. Und jetzt, wo man etwas tun muss, für seinen Key, schwächelt ihr!? Mensch ey! Eigentlich kein Thema für die Glosse, Genosse. Aber irgendwie müssen wir die Seite ein bisschen pushen.

144 Keys sind schon im Umlauf. Acht Stück kommen jeden Tag dazu. Um einen der funktionierenden Spiele-Keys zu kriegen, muss man „nur“ das Fragezeichen durch den richtigen Buchstaben bzw. Zahl ersetzen. Das Problem: Steam mag’s natürlich nicht, wenn man beim Raten ständig kaputte Keys eingibt und sperrt Dich dann für eine Stunde. In der Bibel steht: Los jetzt, gehet hin ihr Gamer und lasset euch reich beschenken! Wir wünschen viel Erfolg beim Rätseln!

 

Mildernde Umstände für ehemaligen Betreiber von Movie2k.to

koffer voller Geld Glosse

Das lückenlose Geständnis des Hauptverdächtigen bescherte ihm mildernde Umstände. Gerüchte aus gut informierten Kreisen besagen, der Gute soll auf Versteigerungen ganze Häuser mit Bargeld bezahlt haben. Ich bin sicher, das kommt da nicht so oft vor, dass jemand mit ein paar Koffern voller Geld anrückt. Klingt irgendwie nach Mafia-Film im Fernsehen. Der Pate IV, oder so ähnlich. Das unorthodoxe Vorgehen hatte natürlich den Vorteil, dass die Behörden keiner Geldspur folgen konnten. Weil auch für RaubMordKopierer gilt: nur Bares ist Wahres!

Der Geldwäscher und der Kaufmann, der im Auftrag des Betreibers die zahlreichen Immobilien verwaltet hat, warten weiterhin geduldig in U-Haft auf die Eröffnung ihres Gerichtsverfahrens. Wann es losgeht, weiß niemand. Corona sei „Dank“ verzögert sich momentan wirklich alles. Schauen wir mal, wie oft die Glosse erscheint, bis es so weit ist…

 

Glosse: Unsere Wahl zwischen Teufel und Belzebub

Ohne zusätzlichen Schutz gilt für Freifunker: Gehe direkt ins Gefängnis. Gehe nicht über Los, ziehe keine 4.000 DM ein. Freifunk ist offenbar Monopoly für Reiche oder solche Rechteinhaber, die es werden wollen. Sorry, aber den musste ich raushauen. I could not resist. ;-)

6 Monate Knast oder 250.000 EUR Strafe?

Da wären wir wieder beim Thema Werbung für VPN-Anbieter. Wer eine P2P-Tauschbörse ohne VPN benutzt, dem können wir auch nicht mehr helfen. Der vor Gericht unterlegene Freifunker muss die 250.00 Euronen jetzt noch nicht bezahlen. Also bitte die News nicht falsch verstehen. Die Privatperson soll aber unbedingt dafür sorgen, dass über sein Netzwerk niemand mehr Filme sharen kann. Ich frage mich nur, wie das gehen soll?! Mir fallen nur technische Lösungen ein. Eine wäre es den Stecker zu ziehen. Das würde den Klägern sicher am besten gefallen. Oder aber, er läuft Tag und Nacht umher und bittet jeden Passanten, das Filesharing im näheren Umkreis zu unterlassen. Nur so rein prophylaktisch, versteht sich. Wie lange er das durchhalten kann, so ganz ohne Schlaf? Das wird die Gebrüder W*rner und den Björn von der Unrechts-Kanzlei sicher nicht interessieren. Hauptsache der Rubel rollt.

 

freifunk

Okay. Das war’s erstmal von meiner Seite. Nächsten Monat kriegen wir hoffentlich wieder Unterstützung bei der Erstellung der Glosse. Langeweile wird in der Zeischenzeit sicher keine aufkommen. Wer weiß, was die Herren Politiker sich bis dahin einfallen lassen, um uns zu unterhalten. Sollte Mama Merkel nichts gebacken bekommen, haben wir ja noch Donald Trump als „Trumpf-Karte“. Der sorgt mit seinen Aussagen immer wieder in kurzen Abständen für Erheiterung.

Genug Glosse für dieses Mal !??

Bleibt gesund und munter, nehmt es mit Humor und bis nächsten Monat!

Euer Lars.

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Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Früher brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert. In seiner Freizeit geht er am liebsten mit seinem Hund spazieren.