movie2k.to screenshot
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movie2k.to: Anklage gegen mutmaßlichen Betreiber erhoben

Die Generalstaatsanwaltschaft Dresden erhob Anklage beim LG Leipzig gegen zwei Verdächtige im Fall des illegalen Streamingportals movie2k.to.

Zwei mutmaßliche Verantwortliche, ein Deutscher (40) und ein Polen (37), des bis Ende Mai 2013 führenden illegalen Streaming-Portals movie2k.to müssen sich schon bald vor Gericht verantworten. Die Generalstaatsanwaltschaft Dresden hat sowohl gegen den Betreiber als auch gegen einen Mitarbeiter der Plattform Anklage zur Großen Strafkammer als Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Leipzig erhoben. Das teilte die Behörde am Mittwoch mit.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 40-jährigen deutschen mutmaßlichen Hauptbetreiber „gewerbsmäßige unerlaubte Verwertung von urheberrechtlich geschützten Werken nach dem Urheberrechtsgesetz in 219.928 tateinheitlichen Fällen und gewerbsmäßige Geldwäsche in 146 Fällen sowie Anstiftung zur falschen Verdächtigung“ vor. Aus Werbeverträgen erzielte er enorme Bitcoin-Erträge.

Der weitere Angeschuldigte muss sich für „gewerbsmäßige Geldwäsche in 46 Fällen und Steuerhinterziehung im besonders schweren Fall“ verantworten. Wie die Staatsanwaltschaft mitteilte, war der 37-jährige polnische Staatsangehörige mit dem als Hauptbetreiber Verdächtigten befreundet. Er erhielt einen Lohn in Bitcoins für sein Mitwirken bei movie2k.

Streaming-Plattform movie2k.to galt als größtes illegales Portal für Kinofilme und Pornos

Bis zu ihrer Abschaltung Ende Mai 2013 war movie2k.to nach der Stilllegung des Vorgängers Kino.to eine der am meisten besuchten illegalen Streaming-Portale im deutschsprachigen Raum. Bereits Mitte November 2019 erfolgte eine Razzia in Rheinland-Pfalz und Bayern im Zusammenhang mit der Website. Schon damals traf es zwei movie2k.to-Betreiber. Sie wurden festgenommen und ihre privaten Räumlichkeiten durchsucht.

Den beiden Tatverdächtigen warf man vor, gemeinsam mit weiteren Beteiligten ca. 880.000 Schwarzkopien von Kinofilmen und TV-Serien verbreitet zu haben. Zudem traf die Razzia einen Immobilienmakler aus Berlin. Ihn verdächtigte man, in großen Rahmen Geldwäsche betrieben zu haben. Er soll das Geld unter anderem in Immobilien in Sachsen, Brandenburg und Berlin angelegt und diese auch verwaltet haben.

Gemäß Sächsische SZ.de „flossen die Millionenerträge von Movie2k.to über Briefkastenfirmen und Finanzagenten in Europa und Asien. Allein 5,1 Millionen Euro hätten die Betreiber über eine niederländische Briefkastenfirma an den Berliner Immobilienunternehmer überwiesen.“

Einer der beiden damals gefassten Hauptverdächtigen, der Programmierer von movie2k.to, legte ein vollumfängliches Geständnis ab. Im Rahmen einer Schadenswiedergutmachung gab er freiwillig die Wallets mit Bitcoin (BTC) und Bitcoin Cash (BCH) heraus. Geständig zeigte sich auch der für Geldwäsche zuständige Verdächtige. Die Ermittler stellten damals 22.000 Bitcoin im Wert von 25 Millionen Euro sicher, die die Betreiber des Streaming Portals movie2k.to erwirtschafteten.

Bewährungsstrafen für zwei Angeklagte

Der Programmierer erhielt „wegen gewerbsmäßiger unerlaubter Verwertung von urheberrechtlich geschützten Werken nach dem Urheberrechtsgesetz, Geldwäsche, Betruges und Steuerhinterziehung“ eine Gesamtfreiheitsstrafe von einem Jahr und acht Monaten. Der für die Abwicklung des Zahlungsverkehrs zuständige Hauptfinanzagent wurde wegen „Urheberrechtsverletzung und falscher Verdächtigung“ zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von zehn Monaten verurteilt. Die Vollstreckung der Gesamtfreiheitsstrafen hat das Gericht zur Bewährung ausgesetzt.

Betreiber seit 2019 per internationalem Haftbefehl gesucht

Wie die Staatsanwaltschaft mitteilte, hätte das Amtsgericht Leipzig, Schöffengericht, eine weitere Anklage gegen den Immobilienmakler noch nicht zur Hauptverhandlung zugelassen. Der nun angeklagte mutmaßlich hauptverantwortliche Betreiber war damals untergetaucht. Allerdings ist er im Mai 2023 in Spanien gefasst und ausgeliefert worden. Er saß dann bis Mitte Januar 2024 in Untersuchungshaft in Sachsen.

Anfang Januar folgte eine weitere Bitcoin-Sicherstellung in diesem Fall. LKA-Sprecher Kay Anders führte gegenüber Bild damals aus:

„Das ist die bislang umfangreichste Sicherung von Bitcoins durch Strafverfolgungsbehörden in der Bundesrepublik Deutschland. Die Sicherstellung der Bitcoins erfolgte nach der freiwilligen Übertragung durch einen Beschuldigten auf durch das BKA zur Verfügung gestellten Behörden-Wallets.“

Offenbar soll der 40-Jährige die Bitcoins im Wert von 2 Milliarden Euro an die Strafverfolgungsbehörden ausgehändigt haben.

Wie die Staatsanwaltschaft des Weiteren aktuell mitteilte:

„steht eine abschließende Entscheidung über die Einziehung der in diesem Verfahren sichergestellten Kryptowährungen von ungefähr 2.700 Bitcoins und Bitcoin-Cash hat das Amtsgericht Leipzig vom Strafverfahren abgetrennt; diese steht noch aus. Daher kann über die Verwertung der durch Notveräußerung erlangten und derzeit hinterlegten ca. 38,6 Millionen Euro noch nicht entschieden werden“.

Im Jahr 2011 fand ein Interview mit einem der Betreiber des illegalen Streaming-Portals movie2k.to mit unserer Tarnkappe.info statt.

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.