Titanium
Titanium

Titanium: Fahndungssoftware soll Polizei bei Ermittlungen helfen

Das EU-Projekt Titanium wurde anfang des Jahres ins Leben gerufen, um kriminelle Kryptowährungs-Transaktionen zu verfolgen. Bereits heute ...

Das EU-Projekt Titanium hat man Anfang des Jahres ins Leben gerufen, um kriminelle Kryptowährungs-Transaktionen zu verfolgen. Bereits heute arbeiten 15 Forschungseinrichtungen, IT-Unternehmen und Polizeibehörden mit Titanium.Titanium analysiert auf mathematische Weise die Kryptowährungs-Transaktionen. Diese Transaktionen sind teilweise öffentlich einsehbar und werden von der Software analysiert und zusammengeführt.

„Diese Transaktionen kann man öffentlich einsehen. Dann gibt es bestimmte Heuristiken, die letztlich auf dem Verhalten der Nutzer basieren.“ – Thilo Gottschalk vom Zentrum für Angewandte Rechtswissenschaft am Karlsruher Institut für Technologie KIT.

Titanium arbeitet mit unsicheren heuristischen Auffälligkeiten

Titaniums Heuristiken sollen unvollständiges Wissen, durch die statistische Auffälligkeiten und Vermutungen, vervollständigen. Beispielsweise kann die Software aus mehreren Bitcoin-Transaktionen, so aus den Auffälligkeiten und Vermutungen, wahrscheinlich Voraussagen wo die Geldströme zusammenlaufen. Diese Methode soll nicht hundertprozentig sicher sein, aber das Programm soll dem ermittelnden Beamten auch vor einem False-Positive warnen. Demnach kann jede Transaktion in Höhe von 100 Euro ein Drogenkauf sein. Die Software agiert also sehr intelligent.

„Es geht um Wahrscheinlichkeiten. Und es sind letztendlich auch ethische Fragen, dass niemand auf die Idee kommt, jemanden direkt zu verurteilen, auch innerlich zu verurteilen, sondern sich Gedanken macht: Okay, ich hab jetzt mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 Prozent jemanden, den ich einer Adresse zuordnen kann. Das ist aber halt kein Garant dafür, dass das letztendlich auch zutrifft!“ – Thilo Gottschalk

Polizei hat gar keine Serverkapazitäten für die Software

Demnach werden die Krypto-Transaktionen mit dem Open-Source Tool „Graphsense“ erstellt. Das Herausfiltern von verdächtigen Transaktionen soll in einem großen Rechenzentrum geschehen, dass der Polizei angehört. Aber die Polizei hat aktuell für diese Berechnungen keine Server zur Verfügung. Hinzu kommt, dass man bei vielen Verdächtigen auch eine hohe Skalierbarkeit der Server haben müsste, denn Krypto-Transaktionen nehmen weiterhin zu.

Titanium berücksichtigt die Gesetzgebungen der EU-Länder

Ermittler innerhalb der EU haben die jeweiligen Rechte bei einer Ermittlung, wie es die Gesetzgebung vorsieht. So haben beispielsweise niederländische Ermittler mehr Rechte als deutsche bei der Strafverfolgung, wodurch sie mehr Optionen in der Software freigeschaltet bekommen. Zudem soll auch die missbräuchliche Nutzung und Protokollmitschnitte unterbunden werden – bloß wie? Letztendlich ist noch nicht mal geklärt, ob die mit Titanium gefundenen Beweise in einem Gerichtsverfahren überhaupt zulässig sind.

Bevor die EU solch ein Projekt wie Titanium ins Leben ruft, hätte man sich mehr Gedanken dazu machen müssen. Ein Rechenzentrum, dass die ganzen verdächtigen Transaktionen herausfiltert? Das wäre ein teurer Ansatz, dennoch nur Geldverschwendung. Schließlich wurden Kryptowährungen nicht für Kriminelle erschaffen.

Update

In einem persönlichen Telefonat mit Herrn Gottschalk, stellte er klar, dass das Projekt Titanium eine transparente Alternative zu Chainalysis und Elliptic sei. Das Projekt selbst befindet sich gerade in der Testphase und wird mit Testdaten betrieben. Wie die Polizei das Projekt betreiben wird, weiß Herr Gottschalk selbst nicht. Aber eines steht fest: Titanium wird nicht auf Servern von Amazon laufen. Es liegt alleine in der Hand der Polizei wie sie die Skalierbarkeit der Leistung umsetzen wollen, so Herr Gottschalk.

Foto Tumisu, thx!

Tarnkappe.info