Im Kampf gegen illegales Cybertrading hat die Polizei in Sofia ein komplettes Callcenter ausgehoben. Die Razzia führte zu vier Festnahmen.
Mit einem erneuten Schlag gegen die Organisierte Kriminalität (OK) konnte die Kriminalpolizeiinspektion Ansbach in Zusammenarbeit mit der Zentralstelle Cybercrime Bayern und den bulgarischen Behörden einen Erfolg verbuchen. Es gelang ihnen, mit dem Ausheben eines Internationalen Callcenters in Sofia, illegales Cybertrading auszuschalten. Vier Männer wurden bei der Aktion festgenommen. Darüber informiert die Bayerische Polizei in einer Pressemitteilung.
Cybertrading: Gesamtschaden auf mehrere Millionen Euro geschätzt
Dem Erfolg ging eine intensive und monatelange Ermittlungsarbeit voraus. Anlass hierfür waren zahlreiche Strafanzeigen von betrogenen Anlegern aus ganz Bayern. Zwar hatten die Geschädigten teilweise hohe Summen bei vermeintlichen Trading-Plattformen im Internet angelegt. Jedoch floss das investierte Geld über komplexe Geldwäschenetzwerke letztlich auf die Konten der mutmaßlichen Betrüger. Allein ein Anleger aus dem Landkreis Ansbach büßte auf diese Weise einen Betrag in sechsstelliger Höhe ein. Der Gesamtschaden wird bei einer immerhin noch hohen Dunklelziffer auf mehrere Millionen Euro geschätzt.
Die per Cybertrading um ihr Geld geprellen Anleger gaben im Vorfeld auf betrügerisch ausgerichteten Webseiten ihre Kontaktdaten preis. Als solche führt man die Plattformen alphafinancialgroup.com (offline), zurichfinancialgroup.co, genevacapitalgroup.com und zuletzt promarketsgroup.com auf. Im Anschluss daran wurden die Betrüger aktiv. Geschulte Telefonagenten nahmen zu den Opfern Kontakt auf. Per Telefongesprächen und E-Mails wurden ihnen „angeblich lukrative Investments im Bereich sogenannter binärer Optionen, CFDs, Forex oder Kryptowährungen“ angeboten. Über simulierte Charts bekamen die Anleger Informationen zu beträchtlichen Gewinnen vorgegaukelt. Forderungen, in weitere Geldanlagen zu investieren, folgten.
Jedoch sahen die Opfer von ihrem vermeintlich gut angelegtes Geld nie etwas wieder, es floss in die Taschen der Täter. In bestimmten Teilen ist es das gleiche Betrugs-System, über das wir kürzlich berichtet haben, bei dem ein Rentner aus Bergisch Gladbach rund 1,5 Millionen Euro verloren hat.
Razzia führte schließlich zu vier Festnahmen
Die Ermittlungen müdeten in den Durchsuchungen mehrerer Bürogebäude und Wohnungen in Sofia am 27.07.2021. Daran beteiligt waren sowohl zwei Staatsanwälte der Zentralstelle Cybercrime Bayern als auch Ermittler der Ansbacher Kriminalpolizei und des Bundeskriminalamtes – unter Leitung der Spezialstaatsanwaltschaft in Sofia. Des Weiteren war eine auf die Bekämpfung der organisierten Kriminalität spezialisierten bulgarischen Polizeibehörde zugegen.
Die Beamten stießen hierbei auf ein „vollbesetztes, offensichtlich auf den deutschen Sprachraum spezialisiertes Callcenter, in dem Telefonagenten ihrer auf Betrug angelegten Tätigkeit nachgingen“. Gegen die „mutmaßlichen Hauptakteure des Callcenters sowie um besonders erfolgreiche Telefonagenten“ konnten die Beamten vier Europäische Haftbefehle wegen des dringenden Tatverdachts des gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs bezüglich illegalem Cybertrading erwirken und noch vor Ort vollziehen. Es handelt sich hierbei um einen deutschen, einen israelischen und zwei bulgarische Staatsangehörige.
Von bulgarischen Gerichten ist infolge noch über die Auslieferung der Festgenommenen nach Deutschland zu entscheiden. Zudem konnten die Beamten umfangreiches Beweismaterial, insbesondere elektronische Daten, sichern. Man verspricht sich davon weitere Erkenntnisse zu bezüglich der Hintermänner des Callcenters. Doch das Thema Cybertrading wird die Justiz noch länger beschäftigen. Dafür können die Betrüger zu viel Geld mit wenig Aufwand in zu kurzer Zeit verdienen.
Tarnkappe.info