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15 Razzien im Raum Kiel wegen Online-Betrug

Die Polizei führte im Raum Kiel zahlreiche Hausdurchsuchungen durch und beschlagnahmte PCs, Smartphones nebst Bargeld in fünfstelliger Höhe.

Die Kriminellen im Raum Kiel hatten zahlreiche Personen über Messenger angeschrieben und vorgetäuscht, sich unter neuer Nummer bei ihren Eltern oder Großeltern zu melden. Anschließend erfand man einen Grund wie eine Operation im Ausland aufgrund eines Unfalls etc., weswegen die Angehörigen Geld an ein Konto im Ausland überweisen sollten.

Noch immer fallen Opfer auf den Trick herein

Die Angelegenheit hat man stets hochgradig kritisch dargestellt und versucht, die Opfer ohne Telefonat zeitnah zu einer Zahlung zu überreden. Die Kontaktaufnahme fand stets nach dem gleichen Muster statt. „Hallo Mama (Papa/Opa/Tante etc.), ich bin es. Ich habe eine neue Nummer, weil mein Handy kaputt gegangen ist. Bitte speichere die Nummer ab.“ So oder so ähnlich täuschte man einen Absender aus der eigenen Familie vor.

Kiel, Polizeidirektion

Die Betroffenen haben bei Konten im Ausland keine Möglichkeit, das Geld zurück zu erhalten. In anderen Fällen lief das Geld zunächst auf das Konto eines Dritten, der mit der eigentlichen Tat gar nichts zu tun hatte und für die Weiterleitung des Geldes eine Provision kassiert hat. In der Folge des Betruges kam es zu Strafanzeigen.

Das Kommissariat 14 der Bezirkskriminalinspektion Kiel führte gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft Kiel ein so genanntes „Komplexverfahren“ wegen des Verdachts des gewerbs- und bandenmäßigen Betruges und Geldwäsche gegen eine arbeitsteilig agierende Tätergruppierung durch. Die intensiven Ermittlungen der Polizei und Staatsanwaltschaft Kiel in Zusammenarbeit mit Cybercrime-Ermittlern der Zentralen Kriminalinspektion Osnabrück und der Osnabrücker Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Internetkriminalität dauern laut Pressemitteilung noch immer an.

Beschlagnahmungen in 15 Wohnungen in Kiel und Umgebung

Um den Tätern habhaft zu werden, setzten am gestrigen Mittwoch Vormittag Beamtinnen und Beamte insgesamt 15 Durchsuchungsbeschlüsse im Raum Kiel und in weiteren Orten in Schleswig-Holstein zur Zerschlagung des Betrugs- und Geldwäschenetzwerkes durch. Intensive Ermittlungen führten die Ermittlerinnen und Ermittler zu den identifizierten Beschuldigten. Bei den Durchsuchungen konnte man umfangreiche Beweismittel wie Datenträger und Bargeld in fünfstelliger Höhe sicherstellen.

Auch die „Finanzagenten“ machen sich strafbar

Laut Polizei handelt es sich bei den Konten, auf die die Betrugsopfer einzahlen sollen, häufig um Helfershelfer. So genannte Finanzagenten stellen ihr eigenes Konto gegen eine entsprechende Provision zur Verfügung. Oder aber sie sind selbst Opfer einer Straftat geworden. Man nutzt häufig den Umweg über ein weiteres Konto, um den Geldfluss zu verschleiern. Wer ohne Prüfung des Absenders der Nachrichten bei WhatsApp & Co. etwas bezahlt, dem muss klar sein, dass sie bzw. er das Geld nie wiedersehen wird.

Keine Ausreden, bestehe auf ein persönliches Gespräch!

Die Polizei in Kiel und anderswo rät dazu, im ersten Schritt den Absender zu überprüfen. Bestehe auf einem persönlichen Telefonat, egal welche Ausreden das Gegenüber anführt, weswegen das angeblich gerade nicht möglich sein soll. Im schlimmsten Fall hilft nur den Täter zu blockieren, damit man keine weitern Nachrichten erhalten kann. Zudem sollte man die Person, die angeblich in Not geraten ist, unter den bisher bekannten Kontaktdaten anrufen.

Wenn es sich um Online-Betrug handelt, sollte man immer eine Strafanzeige erstatten. Zwar sind die Erfolgschancen eher gering, doch nur so erhält die Polizei Kenntnis von der Straftat und kann die Täterinnen oder Täter verfolgen. Außerdem erhält sie dadurch Informationen zum Ausmaß des Deliktsfeldes und kann Zusammenhänge herstellen und gegebenenfalls Tatserien erkennen. In Osnabrück kam es deswegen bereits zu Verurteilungen der entsprechenden Täter.

Jugendliche im Raum Kiel wurden angeworben

In diesem Zusammenhang warnt die Polizei aus aktuellem Anlass explizit alle Jugendliche aus dem Raum Kiel. Sie sollen die Login-Daten ihrer Konten nicht gegen Bezahlung weitergeben. Auch die Finanzagenten agieren kriminell. Ihnen droht unter anderem die Einleitung eines Strafverfahrens wegen des Verdachts der Geldwäsche sowie die Sperrung des Kontos durch die Bank. Darüber hinaus müssen sich die Finanzagenten zumeist mit den zivilrechtlichen Rückforderungen der Geschädigten auseinandersetzen.

Fazit. Die Angelegenheit kann für die Helfershelfer der Betrüger sowohl juristisch heikel als auch richtig teuer werden. Das bisschen Provision, was man einem dabei in Aussicht stellt, fällt im Vergleich gering aus.

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Früher brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert. In seiner Freizeit geht er am liebsten mit seinem Hund spazieren.