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Brave arbeitet an einem dezentralen VPN auf P2P-Basis

Der Hersteller des Brave Browsers kündigt die Entwicklung eines dezentralen VPN-Netzwerks auf P2P-Basis an. Dabei gibt es aber große Probleme.

Die Brave Software Inc. lässt sich immer wieder etwas Neues einfallen. Die Betreibergesellschaft des gleichnamigen Browsers kündigte die Einführung eines VPN-Netzwerks namens VPN-0 an, wo man lediglich die IP-Adresse eines anderen Nutzers übernimmt. Manche Beobachter begleiten das Vorhaben des dezentralen Netzwerks (dVPN) allerdings sehr skeptisch.

Mehrere wissenschaftliche Mitarbeiter bei Brave arbeiten derzeit an der Entwicklung von VPN-0, einem Virtual Private Network (VPN), bei dem die IP-Adressen ausschließlich von den anderen Nutzern benutzt werden. Wenn es den Betreibern nicht gelingt, effektive Schutzmaßnahmen zu ergreifen, würde die Nutzung erhebliche Risiken bergen. Niemand würde wissen, was andere VPN-0-Teilnehmer mit meiner eigenen IP-Adresse anstellen. Auch ich könnte die IP eines Fremden missbrauchen. Darüber könnten Cyberkriminelle Gesetzesverstöße begehen oder schädlichen Netzwerkverkehr realisieren, wofür sich der Anschlussinhaber der missbrauchten IP-Adresse später zivil- und strafrechtlich verantworten muss.

VPN-0: die Eier legende Wollmilchsau?

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Braves Forschungs- und Entwicklungsteam versucht dementsprechend das Unmögliche zu schaffen. Das neue dezentrale VPN soll sowohl schnell sein als auch gewährleisten, dass darüber niemand etwas Illegales anstellen kann. Den Trafic muss man dabei genauestens kontrollieren, ohne die Inhalte selbst sehen zu können. Alles andere würde den Vorgaben des Datenschutzes widersprechen. Die Wissenschaftler versuchen ihr Ziel mit einer Art Whitelist zu erreichen. Konkret bedeutet das, dass die anderen Nutzer mit meiner IP-Adresse nur eine festgelegte Liste von Domains ansurfen können. Wer etwas anderes als z.B. eine News-Webseite besuchen will, dessen Übertragung wird automatisch blockiert. Selten besuchte Blogs etc. würden bei dieser Lösung auch erstmal außen vor bleiben, dafür wäre die Nutzung wohl kostenlos. Brave will sein VPN-0 in den eigenen Browser integrieren, sobald alles einwandfrei funktioniert.

Brave will Wartezeiten mit BAT-Token versüßen

Die ersten Testergebnisse sollen gezeigt haben, dass der Ansatz machbar ist. Allerdings dauert es bis zur Entscheidung, ob die Verbindung erlaubt wird oder nicht, einfach zu lange. Brave geht dennoch davon aus, dass man dafür Lösungen finden wird. Um die enttäuschten dVPN-Nutzer zu entschädigen, gäbe es die Möglichkeit, ihnen bei Wartezeiten den hauseigenen Token, den BAT, zukommen zu lassen. Bislang konnte man den Basic Attention Token (BAT) nicht selbst ausgeben oder in eine Kryptowährung umwandeln. Der BAT ist der Versuch von Brave, Ersteller von Content für ihre online gestellten Inhalte automatisch zu entlohnen. Das Problem ist allerdings die geringe Userbase des Browsers. Umso häufiger Webseiten eines teilnehmenden Publishers aufgerufen werden, umso mehr BAT-Token erhalten sie. Wenn aber kaum jemand den Brave Browser benutzt, hat niemand einen Vorteil von dieser grundsätzlich guten Idee.

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Token kann man sich über Uphold auszahlen lassen

Seit Version 0.69 des Brave Browsers kann man die BAT-Token über die Online-Handelsplattform Uphold in andere Coins umtauschen und dort auch verkaufen. Der US-amerikanische Anbieter verlangt dafür allerdings eine Ausweiskopie. Kritiker hätten sich ein Wallet gewünscht, welches man anonym nutzen kann. Sie sprechen von einem recht starken Eingriff in ihre Privatsphäre. Davon wären natürlich auch die Nutzer des Peer-to-Peer VPN von Brave betroffen, sobald dies online ist.

Beitragsbild: Screenshot der früheren Webseite von Brave, thx!

Tarnkappe.info

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.