Usenet-Razzia: In unserem Podcast mit Anwalt Benedikt Klas klären wir, was den Nutzern der beschlagnahmten Usenet-Foren und Provider droht.
Usenet-Razzia – Letzten Donnerstag zogen die Behörden bei mehreren Usenet-Foren und Usenet-Providern die Stecker. Daraufhin schlossen aus Angst vor weiteren Razzien, alle deutschsprachigen Usenet-Boards ihr Angebot. Fachanwalt Benedikt Klas erläutert im Telefon-Interview, mit welchen straf- und zivilrechtlichen Konsequenzen die Nutzer dieser Dienste rechnen müssen, wenn man sie verfolgen sollte. Alleine beim Forum usenetrevolution.info sollen 27.000 Personen angemeldet gewesen sein.
Usenet-Razzia – Was droht den Nutzern der Foren?
Die Webseiten town.ag, Usenetrevolution.info, NFO-underground.XxX und usenet-town.com sowie die Usenet-Provider SSL NEWS und speedUSE.NET wurden von den Behörden am Donnerstag stillgelegt. Daraufhin gingen aus Angst vor weiteren Razzien, alle anderen deutschsprachigen Usenet-Foren offline. Einzig das Invite-only Board usenet-4all ist noch online, allerdings wurden dort alle Bereiche entfernt, die etwas mit Urheberrechtsverletzungen zu tun hatten.
Am Wochenende wurden bei myGully.com im Bereich Netzwelt Gerüchte von zwei Nutzern gestreut, dass es am Wochenende die ersten Durchsuchungen in Bayern gegeben haben soll. Angeblich waren diesmal von der Durchsuchung am Sonntag früh nicht die Betreiber, sondern die Nutzer der Webseiten betroffen. Bisher ist unklar, wie ernst man diese Meldungen nehmen kann. Unabhängig davon sollte man unbedingt klären, was den Nutzern im Einzelnen drohen könnte. Sowohl zivil- als auch strafrechtlich gesehen.
Rechtsanwalt Benedikt Klas stellte sich unseren Fragen
Benedikt Klas ist Fachanwalt für IT-Recht und regelmäßig als Strafverteidiger im Bereich Cybercrime tätig. Er stand uns heute zum Thema Usenet-Razzia im Podcast Rede und Antwort. Wenn man bei den Ermittlungen, wie die GVU behauptet, der Spur des Geldes gefolgt ist, wäre es kein Problem, der zahlenden Kundschaft der betroffenen Usenet-Foren habhaft zu werden. In manchen Foren wurden die Warez nämlich erst dann sichtbar, nachdem man für deren Bereitstellung gezahlt hatte. Somit haben manche Personen für die illegale Verbreitung der Werke bezahlt, obwohl es sich um eine offensichtlich rechtswidrige Quelle handelte. Sie haben die Urheberrechtsverletzungen damit aktiv mit ihren Zahlungen unterstützt.
Dazu kommt: Die Foren-Software, egal welche, führt rund um die Uhr eine perfekte Protokollierung jedes einzelnen Schrittes der User durch. Man kann im Nachhinein genau sehen, was die Nutzer im Forum getan haben. Sichtbar sind die NZB-Dateien nur für angemeldete Nutzer. Und auch bei den kostenlos zu nutzenden Foren nur dann, sofern man sich vorher für den Upload des Archivs per Mausklick „bedankt“ hat. Im Nachhinein ist für alle registrierten User in einer separaten Liste sichtbar, wer sich für welche Uploads bedankt hat.
Ab welchem Schritt wird es illegal für die User?
Das gleiche gilt natürlich auch für den Fall, dass die Behörden die Server beschlagnahmt haben. Im nächsten Schritt haben die Nutzer die NZB-Datei heruntergeladen. Sie ist (ähnlich wie ein Magnet-Link oder Torrent-Datei) eine Art technische Anleitung, wo genau die Dateien mittels einer entsprechenden Software heruntergeladen werden können. Laut Benedikt Klas ist aber weder der Besuch der Webseite, noch der Bezug der NZB-Datei illegal oder strafbar. Entscheidend ist und bleibt, ob man den Verdächtigen nach einer Usenet-Razzia den tatsächlichen Download der Dateien auf ihren Computer nachweisen kann. Da der eigentliche Transfer ausschließlich über die Server des Usenet-Providers läuft, können auch nur darüber die Urheberrechtsverletzungen der Downloader nachgewiesen werden.
Warum ging man nicht gegen die kommerziellen Usenet-Provider vor?
Manche Beobachter fragen sich indes, warum man letzte Woche nicht gegen die im deutschsprachigen Raum bekannten Usenet-Provider vorgegangen ist, die im Graubereich immer wieder wegen ihrer Werbung auffallen. Hätte man diesen Bereich ernsthaft aufräumen wollen, hätte es eigentlich ganz andere Usenet-Provider treffen müssen, weil dort die meisten Deutschen angemeldet sind.
Sie zahlen dort für die hausgemachten Download-Clients und einen Hauch Komfort ein Vielfaches von dem, was man sonst für den Zugang zum Binärbereich des Usenet bezahlen muss. Doch die großen Usenet-Anbieter sind offenbar zu gut juristisch abgesichert. Oder sie hatten zufällig nichts mit den Ermittlungsergebnissen der Behörden oder den Strafanträgen der GVU zu tun. Getroffen hat es auf jeden Fall einen südeuropäischen Anbieter für Affiliate-Partnerprogramme. Dieser hat oft und gerne Kunden an einen der einschlägigen Anbieter aus San Marino vermittelt.
Usenet-Razzia: Was droht den Nutzern?
Was also droht den Nutzern der Usenet-Razzia, sofern man auch gegen sie vorgehen sollte? Wie wahrscheinlich sind die Bustmeldungen von myGully.com? Dies und mehr klären wir gemeinsam mit Benedikt Klas im folgenden Podcast:
Was ist Eure Meinung zur Usenet-Razzia? Kommentar hinterlassen oder mitreden in der TK Gruppe:
Tarnkappe.info