Darknet-Händlerin verkauft per Try2Check geprüfte Kreditkarten (Symbolbild)
Darknet-Händlerin verkauft per Try2Check geprüfte Kreditkarten (Symbolbild)
Bildquelle: primagefactory, Lizenz

Try2Check: Polizei nimmt Kreditkarten-Prüfer vom Netz

Der Dienst Try2Check unterstützte seit 2005 kriminelle Darknet-Händler, indem er jedes Jahr Millionen gestohlene Kreditkarten überprüfte.

Der von kriminellen Darknet-Händlern zur Prüfung gestohlener Kreditkarten genutzte Dienst Try2Check erlag kürzlich einer internationalen Strafverfolgungsoperation, an der mitunter auch deutsche Behörden beteiligt waren. Den in Russland ansässigen Betreiber konnten die Ermittler bisher noch nicht fassen. Ein saftiges Kopfgeld soll das jedoch bald ändern.

Auch BKA und BSI waren involviert

Im Rahmen einer internationalen Strafverfolgungsoperation haben Ermittlungsbeamte den Dienst Try2Check vom Netz genommen, der es Cyberkriminellen ermöglichte, gestohlene Kreditkarten zu überprüfen. Den Betreiber der Plattform, Denis Gennadievich Kulkov, konnten die Polizeibeamten infolgedessen zumindest identifizieren.

Auch deutsche Behörden wie das Bundeskriminalamt (BKA) und das Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) sollen an der Operation beteiligt gewesen sein. Darüber hinaus arbeiteten die US-Ermittler mit Partnern aus Österreich, Frankreich, Spanien und den Niederlanden sowie mit Europol zusammen.

Try2Check prüfte 18 Jahre lang Kreditkarten für kriminelle Zwecke

Wie die New Yorker Staatsanwaltschaft mitteilt, gründete der russische Staatsbürger Kulkov Try2Check bereits “im Jahr 2005 und baute es zu einem Hauptinstrument für den illegalen Kreditkartenhandel aus.” Sein Angebot richtete sich vornehmlich an Händler, die gestohlene Kreditkarten beispielsweise über Darknet-Marktplätze veräußern wollten.

Durch den Verifizierungsdienst war es den Verkäufern möglich, gegenüber Interessenten auszuweisen, “wie viel Prozent der gestohlenen Kreditkartennummern noch aktiv waren” und dementsprechend ihren Wert behielten.

“Try2Check schikanierte nicht nur Kreditkartenaussteller und -inhaber, sondern auch ein großes US-amerikanisches Zahlungsabwicklungsunternehmen, dessen Systeme Try2Check zur Durchführung der Kartenprüfungen missbrauchte.”

US-Staatsanwaltschaft

Ein Millionen-Geschäft mit gestohlenen Kreditkarten

Jedes Jahr soll Try2Check mehrere Millionen Kreditkarten geprüft haben. Kulkov nahm über den Dienst mindestens 18 Millionen US-Dollar ein und gönnte sich davon unter anderem einen Ferrari. Einen Großteil seiner Einkünfte erhielt er in Bitcoin. Darüber hinaus sollen jedoch noch weitere Geldströme in unbekannter Höhe über andere Zahlungssysteme zu ihm geflossen sein.

“In einem Zeitraum von neun Monaten im Jahr 2018 führte die Website mindestens 16 Millionen Prüfungen durch, und in einem 13-monatigen Zeitraum ab September 2021 mindestens 17 Millionen Prüfungen.”

US-Staatsanwaltschaft

Verhaften konnten die Strafverfolger Kulkov, der sich derzeit in Russland aufhalten soll, bisher nicht. Das US-amerikanische Außenministerium setzte aber “eine Belohnung von 10 Millionen Dollar für Informationen aus, die zur Ergreifung des Angeklagten führen.” Sollte er gefasst und verurteilt werden, drohen dem Try2Check-Beteiber 20 Jahre Haft.

Über

Marc Stöckel hat nach seiner Ausbildung zum IT-Systemelektroniker und einem Studium im Bereich der technischen Informatik rund 5 Jahre als Softwareentwickler gearbeitet. Um seine technische Expertise sowie seine Sprachfertigkeiten weiter auszubauen, schreibt er seit dem Sommer 2022 regelmäßig Artikel zu den Themenbereichen Software, IT-Sicherheit, Datenschutz, Cyberkriminalität und Kryptowährungen.