Kokain-Fund
Kokain-Fund
Bildquelle: Zollfahndungsamt Hamburg

Kokain-Rekordfund: Staatsanwaltschaft Hannover erhebt Anklage

Nach dem Kokain-Rekordfund von insgesamt 23 Tonnen im letzten Jahr in Hamburg erhob die Staatsanwaltschaft Hannover Anklage gegen 4 Männer.

Im Zusammenhang mit dem europaweit größten Drogenfund im Februar 2021 durch den Hamburger Zoll von insgesamt 23 Tonnen Kokain mit einem geschätzten Marktwert bis zu 3,5 Mrd. Euro, hat die Staatsanwaltschaft Hannover aktuell Anklage gegen vier Männer erhoben. Den Beschuldigten im Alter zwischen 30 und 46 Jahren legt man Beihilfe zur Rauschgifteinfuhr in nicht geringer Menge sowie bandenmäßigen Drogenhandel zur Last. Die vier Angeklagten sind dabei jedoch nur ein Teil der mutmaßlichen Banden-Mitglieder. Dem Landgericht Hannover obliegt nun die Entscheidung über die Eröffnung eines Prozesses. Darüber berichtete u.a. SAT.1regional.

Am 24.02. letzten Jahres informierte das Zollfahndungsamt Hamburg gemeinsam mit der Hamburger Staatsanwaltschaft über einen Kokain-Rekordfund, die größte jemals in Europa sichergestellte Kokainmenge. Dabei stellten die Ermitteler zunächst in drei Containern aus Paraguay über 16 Tonnen Kokain sicher. In der Containerprüfanlage stellten sie bei der Kontrolle deutliche Unregelmäßigkeiten fest. Nach einer Lage echter Ware fanden sich direkt hinter der Containertür zahlreiche Blechdosen. Infolge kamen aus den 20 kg-Blechkanistern mit „Spachtelmasse“ jeweils acht Kokainpakete mit mehr als 9 kg Gewicht zum Vorschein. In über 1.700 Dosen konnten so mehr als 16.000 kg Kokain sichergestellt werden.

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Bei sich anschließenden operative Maßnahmen gelang der Zollfahndung gemeinsam mit den niederländischen Ermittlungsbehörden am 21. Februar eine weitere Sicherstellung von über 7.200 kg Kokain im Hafen von Antwerpen/Belgien. Für die Kokain-Lieferungen per Schiff aus Südamerika in den europäischen Raum verantwortlich sei eine international agierende Bande von Drogenhändlern. Nach zweijährigen Ermittlungen gelang es einer Sondereinheit des Landeskriminalamtes, die Schmuggler zu überführen.

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SkyECC brachte Ermittler auf die Spur der Kokain-Bande

Wie die Staatsanwaltschaft Hannover informierte, nutzte die Bande ausschließlich verschlüsselte Handys mit der App „SkyECC“ für Absprachen. Tat-Hinweise erbrachten infolge eine Auswertung ihrer Kommunikation. So sei die „Gemeinsame Ermittlungsgruppe Rauschgift“ von Landeskriminalamt und Zollfahndungsamt Hannover der international agierenden Kokain-Bande bereits seit 2020 auf die Spur gekommen. Sky ECC gilt als Nachfolger des umfassend behördlich überwachten Dienstes EncroChat.

Im Rahmen einer großangelegten Razzia im April diesen Jahres durchsuchten Ermittler dabei Wohnungen und Geschäftsräume in Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Spanien und Paraguay. Es kam zu rund 20 Festnahmen. Zudem sicherten die Beamten zahlreiche Beweismittel und beschlagnahmten Vermögenswerte in Millionenhöhe. In der Folge ging auch einer der mutmaßlichen Köpfe, ein Deutscher aus Hannover, in Dubai mit Hilfe der dortige Polizei ins Netz. Offenbar hatte sich dieser bereits Ende 2020 in die Vereinigten Arabischen Emirate abgesetzt. Derzeit solle ein Auslieferungsverfahren gegen ihn laufen. Gegen Kaution sei er aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Neben einer Meldeauflage, darf er das Emirat aber nicht verlassen.

Auslieferungsverfahren in mehreren Ländern

Schon kurz vorher, Mitte März, kam es zu einer weiteren Verhaftung eines hochrangigen Bandenmitglieds in Spanien. Ursprünglich stammte dieser auch aus Hannover und sorgte für die Weiterführung der Geschäfte nach Absetzung des 39-Jährigen nach Dubai. Auch bei dem Verdächtigen laufe ein Auslieferungsverfahren. Jedoch sei mit einer Überstellung nach Deutschland erst in mehreren Jahren zu rechnen. Zunächst werde er sich in Spanien einem Gerichtsprozess stellen. Im Falle einer Verurteilung müsse er dort zunächst die Haftstrafe absitzen.

Von den insgesamt 32 Beschuldigten seien acht schon gesondert angeklagt worden. Die Gesamtzahl der Angeklagten steige damit auf zwölf, so die die Justizsprecherin. Gegen die übrigen Verdächtigen ermittle man noch oder sie befinden sich weiterhin auf der Flucht und seien zur Fahndung ausgeschrieben.

Tarnkappe.info

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.