Die Wissenschaftler-Team Martin Dittus, Joss Wright und Mark Graham, an der University of Oxford haben eine Weltkarte des Darknet erstellt.
In einer Weltkarte des Drogenhandels hat das Wissenschaftler-Team Martin Dittus, Joss Wright und Mark Graham, an der University of Oxford die globale Ausdehnung des Drogenhandels im Darknet erfasst, indem sie versucht haben, die führenden Darknet-Handelsplätze geographisch einzuordnen sowie ihre Inhalte zu kennzeichnen.
Wissenschaftler haben das Darknet kartografiert
Das Darknet mit seinen illegalen Handelsplätzen wird sowohl von Dealern als auch von Kunden wegen seiner Anonymität geschätzt. So soll der Markt nach Angaben von Technology Review aktuell mit 150 Millionen Dollar Umsatz jährlich zwar sein Potential noch nicht voll ausgeschöpft haben, „wenn man bedenkt, dass das globale Drogengeschäft Schätzungen zufolge bei 300 Milliarden Dollar liegt“, verzeichnet jedoch ein rasantes Wachstum.
Während die Offline-Wege der Drogen vielfach bekannt sind, gehen sie doch über eine fest etablierte Lieferkette, die die Erzeuger mit den Zwischenhändlern, Dealern und den Kunden verbindet, sind über den Darknet-Vertrieb kaum Einzelheiten bekannt. Die Forscher suchten somit Antworten auf Fragen, wie „Verändern sich dadurch die Handelswege?“. Dieses Thema stieß auf großes öffentliches Interesse. Man nimmt an, dass das Darknet künftig eine zunehmend große Rolle im Suchtmarkt spielen wird. Da illegale Märkte sich nur schwer erforschen lassen, liefert die Analyse lediglich eine ungefähre Annäherung an die Realität. Und obwohl die Landschaft der Drogenmarktplätze nach den bekannten Plattform-Razzien durch Ermittler 2017 heute ganz anders aussieht, als zum Start des Forschungsprojekts, gibt die Studie doch einige interessante Aspekte auf die Struktur des Darknet-Drogenhandels.
Grundlage ist eine empirische Studie
In einer groß angelegten, empirischen Studie ermittelten die Wissenschaftler die Darknet-Handelsgeographie in vier der damals größten Darknet-Märkte: AlphaBay, Hansa Market, TradeRoute und Valhalla, und verglichen ausgewählte Angebote mit der globalen Route, angefangen bei deren Produktion bis hin zum Konsum. Die 4 Märkte vereinten rund 95 Prozent des gesamten Drogeninventars im Darknet. Das Forscherteam versuchte dabei über Indizien, wie den Standort von Dealern oder potentielle Versandorte, mehr über globale Logistikketten herauszufinden.
Die Wissenschaftler setzten dabei einen Webcrawler ein, um sich einen Überblick über die vollständigen Produktpaletten der jeweiligen Märkte verschaffen zu können. So erhielten sie eine Momentaufnahme des Darknet-Marktes vom Sommer 2017. Für eine Einschätzung des Handelsvolumens wurde die Anzahl der Nutzerbewertungen, etwa 1,5 Millionen, untersucht. Da nicht jeder Käufer eine Bewertung hinterlassen hat, ist die reale Zahl eher höher. Aus den Bewertungen konnte zudem auf die ungefähre Ortsangabe jedes Käufers und jedes Verkäufers geschlossen werden. Ergebnisse dieses Verfahrens weisen darauf hin, dass nur fünf Länder für 70 Prozent des Darknet-Drogenhandels verantwortlich wären: Die USA (27 Prozent), Großbritannien (22 Prozent), Deutschland und Australien (jeweils 8 Prozent) und die Niederlande (7 Prozent).
Vergleiche zum Drogenhandel auf der Straße
Die sich aus den gewonnenen Daten ergebenden Mustern wurden in einem weiteren Schritt mit dem konventionellen Offlinegeschäft für Suchtmittel verglichen. Als Vergleichsmaterial dienten Regierungsdaten über den Drogenkonsum in jedem Land. Zudem wurde Material von Ermittlungsbehörden einbezogen, wie Angaben bei Razzien, die Aufschluss zur Herkunft der Rauschmittel lieferten. So verschafften sich die Forscher einen Gesamtüberblick über den geografischen Markt für illegale Drogen. Sie gewannen zugleich Erkenntnisse darüber, wie sich das Darknet in die globale Lieferkette einfügt.
Im Prinzip ermöglichen diese Plattformen den Herstellern, einen direkten Verkauf an die Endverbraucher, indem sie traditionelle Handelsrouten umgehen. Und doch geben die Auswertungen Hinweise darauf, dass viele Angebote aus einer kleinen Anzahl aktiver Konsumländern stammen. Und eben nicht aus Ländern, die für die Herstellung von Drogen bekannt sind. „Wir können starke Hinweise darauf präsentieren, dass Cannabis-und Kokain-Händler vor allem in einer kleinen Anzahl von Kundenländern sitzen, statt in den Ländern der Hersteller“, ziehen die Wissenschaftler Bilanz. Dies deutet darauf hin, dass der Darknet-Handel auf der „letzten Meile“ stattfindet. Somit bleiben möglicherweise alte Handelsrouten intakt, was Cannabis und Kokain anbetrifft.
So übernehmen die Darknet-Marktplätze die Rolle lokaler Händler in einer kleinen Zahl reicher Länder. Dies zeigt auch, dass sich die Darknet-Drogendealer vor allem an Kunden in ihren Heimatländern wenden. Die Handelswege bei Opiaten sind dagegen unklarer. Beschränkt sich der Konsum hauptsächlich auf den Nahen Osten, Russland und Asien, werden sie doch in den genannten „Top 5“-Ländern erworben. Offensichtlich kommt es hier zu anderen Vertriebswegen.
Bildquelle: Free-Photos, thx! (CC0 Public Domain)
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