Ein Hacker kommt durchs Schlüsselloch
Ein Hacker kommt durchs Schlüsselloch
Bildquelle: BeeBright, Lizenz

AlphaBay bahnt sich erneut den Weg zur Spitze

Das Flashpoint-Team gewährt in einem aktuellen Bericht einen Blick hinter die Kulissen von AlphaBay, von deren Anfängen bis zur heutigen Zeit

Der Sicherheitsdienstleister Flashpoint verfolgte den Aufstieg, Fall und die Wiederbelebung von AlphaBay, bis hin zu deren neu geplanten Innovationen. Während die erste Hälfte des Jahres 2022 allgemein geprägt war von Takedowns, Shutdowns und Exit Scams bei Top-Darknet-Märkten, segelte AlphaBay bisher weitgehend in ruhigen Gewässern, frei von jedem Sturm.

Flashpoint stellt fest, dass sich AlphaBay nach nunmehr über einem Jahr nach seiner Neueröffnung „als einer der besten, wenn nicht sogar der beste illegale Darknet-Marketplace herausgestellt“ hat. Mit über 37.000 Angeboten (von denen etwa 90 Prozent Drogen sind) von fast 12.000 Anbietern gelang es ihnen inzwischen, 885.000 Käufer anzuziehen. Im Vergleich dazu hatte AlphaBay vor seiner ursprünglichen Deaktivierung im Jahr 2017 allerdings über 350.000 Angebote im Repertoire.

alphaBay

Für einiges an Aufsehen sorgte DeSnake, als er am 6. August 2021 im Forum dread bekannt gab, dass er den illegalen Darknet-Marketplace AlphaBay vier Jahre nach seiner Deaktivierung durch internationale Strafverfolgungsbehörden neu startet. Schließlich galt AlphaBay schon damals dank seiner breiten Palette illegaler Produkte und Dienstleistungen als einer der beliebtesten und umfassendsten Darknet-Marktetplaces.

AlphaBay: Nach eher schwachem Start folgte der Durchbruch

Nach einem verhaltenen Neubeginn wegen anfänglichem Misstrauens von Verkäufern und Käufer, die einen Honeypot der Behörden befürchteten, gelang es schließlich DeSnake doch, alle Zweifel auszuräumen. So wollte AlphaBay mit verstärkten Sicherheitsmaßnahmen, wie AlphaGuard und einem dezentralen Projekt, die Fehler der Vergangenheit hinter sich lassen. Anders als andere Darknet-Märkte, die Bitcoin präferieren, setzte DeSnake zudem allein auf Monero, als gültiges Zahlungsmittel.

AlphaBay punktet aktuell vor allem durch sein breites Drogenangebot. Wie Flashpoint ausführt, so nehmen Cannabis, Stimulanzien und Psychedelika derzeit die ersten drei Plätze ein. Diese machen die Mehrheit der derzeit 33.000 drogenbezogenen Einträge aus. An zweiter Stelle stehen Betrugsangebote wie Konten, Bankprotokolle, Fullz und Kreditkarten. Leitfäden und Tutorials zu allgemeinem Betrug, Hacking und Social Engineering folgen dann an dritter Stelle. Ausdrücklich untersagt sind seit dem Relaunch im Jahr 2021 allerdings der Verkauf von Fentanyl, Schusswaffen und COVID-19-Impfstoffen sowie die Ausrichtung auf GUS-Staaten.

Nächste Ziele des Darknet-Marketplaces

Nächste Ziele für AlphaBay umfassen gemäß Flashpoint „das Testen und die Fertigstellung eines neuen Zahlungsmoduls“. Nach Fertigstellung will DeSnake das Projekt demonstrieren und ein Marketingteam zusammenstellen. Eine geplante I2P-Alternative zu Tor erwies sich auch für andere Marktplätze, darunter Bohemia und Libertas, wegen mangelnder Akzeptanz bisher als Flop.

Insgesamt, so berichtet Flashpoint sei die Bilanz jedoch erfreulich.

„Bisher hat es AlphaBay geschafft, DDoS-Angriffen, Kritik und Skepsis standzuhalten und ist gut positioniert, um ein sicherer Hafen für zunehmend verdrängte Marktplatzanbieter zu sein.“

Zur Historie

Alexandre Cazes gründete AlphaBay im Jahr 2014. Mit seinen illegalen Aktivitäten war der Darknet-Market über Jahre hinweg sehr gut im Geschäft. Dem FBI zufolge war die Plattform zehnmal größer als Silk Road. Über 40.000 Händler versorgten weltweit mehr als 200.000 Kunden mit ihren illegalen Waren und Dienstleistungen. Darunter waren auch harte Drogen wie Fentanyl und Heroin, Waffen, Juwelen, Falschgeld, gefälschte Ausweispapiere, ausgespähte Kreditkartendaten und Internet-Kundenkonten.

Insgesamt sollen die Portale Hunderttausende Dollar pro Tag umgesetzt haben. Cazes stellte Händlern das Portal AlphaBay als Plattform für ihre illegalen Transaktionen zur Verfügung. Er verdiente infolge durch die eingenommenen Provisionen (zwei bis vier Prozent auf alle Verkäufe) sehr viel Geld. Seit der Gründung von AlphaBay im Dezember 2013 sollen rund eine Milliarde Dollar darüber den Besitzer gewechselt haben.

Am 5. Juli 2017 wurde Cazes zusammen mit seiner Frau Sunisa Thapsuwan in Thailand verhaftet, nach einer internationalen polizeilichen Zusammenarbeit der Behörden aus den USA, Kanada sowie Thailand. Die kanadische Polizei beschlagnahmte hierbei die Server in Quebec. Eine Woche nach seiner Verhaftung wurde Cazes in einer thailändischen Gefängniszelle tot aufgefunden. Cazes war erst 25 Jahre alt, als er 2017 gemäß Medienberichten, in dem thailändischen Gefängnis Selbstmord beging. Cazes, gebürtiger Kanadier, war bereits seit etwa acht Jahren in Thailand ansässig.

Tarnkappe.info

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.