Anbieter wegen illegalem Vertrieb von Streaming-Dienst Magis TV und Cyberangriffen verhaftet
Anbieter wegen illegalem Vertrieb von Streaming-Dienst Magis TV und Cyberangriffen verhaftet
Bildquelle: Fiscalía Colombia

Streaming-Dienst Magis TV: Anbieter wegen illegalem Vertrieb und Cyberangriffen verhaftet

Anbieter des illegalen TV-Streaming-Dienstes Magis TV stehen im Verdacht, auch Schadsoftware in die Anwendung integriert zu haben.

Die kolumbianische Staatsanwaltschaft hat zwei mutmaßliche Anbieter des illegalen Streaming-Dienstes Magis TV ermittelt. Das Technical Investigation Corps (CTI) und die Nationalpolizei in Pasto verhafteten diesbezüglich die Brüder Juan Diego und José Daniel Santacruz Benavidez am 9. November 2024. Den beiden wird vorgeworfen, zwei Anwendungen vertrieben zu haben, die einen illegalen Zugang zu zahlreichen Fernsehinhalten, darunter Sportveranstaltungen und Filme, ermöglichten. Nutzer der Anwendungen sollen zudem Schadsoftware mit installiert haben, die Datendiebstahl erlaubte.

Streaming-Dienst Magis TV

In Lateinamerika ist besonders der illegale Streaming-Dienst Magis TV verbreitet. Vermutlich aus China betrieben, wird dieser über eine beliebte Android-App genutzt und ist auf Hunderten von Websites zugänglich, einschließlich denen eines riesigen Netzwerks von Wiederverkäufern.

Zwei illegale Streaming-Anbieter angeklagt

Die kolumbianische Generalstaatsanwaltschaft führte in einer Pressemitteilung aus, dass sie im Fall mit der Spezialeinheit für Cybercrime zusammenarbeiteten. Die Festnahme erfolgte schließlich nach zweijährigen Ermittlungen. Untersuchungen ergaben, dass die Beschuldigten offenbar zwei Plattformen betrieben. Darüber sollen sie Inhalte ohne Genehmigung der Urheberrechtsinhaber angeboten haben. Die Staatsanwaltschaft wirft den Brüdern infolge Urheberrechtsverletzung und Verwendung schädlicher Software vor.

Razzia bei Anbieter von Streaming-Dienst Magis TV; Quelle: Staatsanwaltschaft

Streaming-Dienst Magis TV barg Malware

Die Behörde informierte darüber, dass Interessenten die Tools „Magis TV“ und „Magis Oficial“ über zwei Webseiten beziehen konnten, um sie herunterzuladen. So konnten sie auf das audiovisuelle Angebot zugreifen. Allerdings installierten sie auf ihren Geräten auch eine Schadsoftware, die die Kamera aktivierte, die Geolokalisierung des Nutzers meldete und die Übertragung von Daten, Fotos und persönlichen Videos auf externe Speicher ermöglichte.

Damit gelang es den Brüdern, an sensible Informationen der Nutzer ihrer Streaming-Dienste Magis TV Magis TV und Magis Official zu gelangen. Dies stellte zugleich eine ernsthafte Bedrohung für die Privatsphäre und die digitale Sicherheit der Benutzer dar. Den Ermittlungen zufolge übten die Santacruz-Brüder ihre Aktivitäten seit 2022 aus.

Razzia bei Anbietern von Streaming-Dienst Magis TV; Quelle: Staatsanwaltschaft

Am 13. November nahm die Nationalpolizei eine Razzia in Verbindung mit einer weiteren Festnahme in Guayas, Ecuador, vor. Dem Beschuldigten werfen die Behörden ebenso die Verbreitung illegaler Streaming-Dienste mit Magis TV vor. Nach Angaben der Polizei verzeichnete das von dem Beschuldigten kontrollierte Webportal jährlich fast 5.000 Zugriffe. Damit wäre es „einer der größten illegalen Anbieter dieses Dienstes“.

Verhaftung von Anbieter in Ecuador; Quelle: Video-Screenshot von Policía Ecuador

Magis TV als Quelle von DDoS-Angriffen

Camilo Gutiérrez Amaya, Leiter des ESET Lateinamerika-Forschungslabors, warnte bereits im Januar dieses Jahres, dass u. a. Magis TV die Malware Android.Pandora im Zusammenhang mit Mirai, einem bekannten Botnetz, verbreitet hat:

„Die Suche nach einer Erweiterung des Film- und Serienkatalogs führt dazu, dass einige Leute nicht genau darauf achten, welche Anwendung sie herunterladen oder welche Seite sie besuchen. Die Verbreitung dieses Botnetzes erfolgte hauptsächlich über Streaming-Anwendungen auf Websites wie unter anderem Tele Latino, You Cine und Magis TV. Diese Anwendungen sind nicht nur für Android-TV-Boxen verfügbar, sondern auch für viele andere Geräte, darunter auch TV-Sticks wie die von Amazon oder Xiaomi. Sobald die Geräte infiziert sind, übernehmen die Angreifer die Kontrolle und nutzen sie, um DDoS-Angriffe (Distributed Denial of Service) zu orchestrieren.“

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.