Open-Source Software umgibt uns überall, aber nicht immer findet man interessante Projekte. Hier ist die Wahrscheinlichkeit 100%!
Alle Jahre wieder machen wir Pläne, was dieses Jahr denn ganz anders wird. Wie läuft es denn mit den Neujahresvorsätzen? Schon das monatliche Buch angefangen? Den Bierbauch abtrainiert? Zumindest beim Ziel, mehr Freie Software einzusetzen, stehen wir dir gern zur Seite.
Neues Jahr, neue Software
Wollt ihr euch alt fühlen? Dieses Jahr werden die Kiddies von 2006 volljährig! Krass, oder? Und nicht nur das, die meisten Softwarelizenzen, die in der FOSS-Community genutzt werden, dürfen auch schon trinken. Trotzdem haben diese Lizenzen nichts an ihrer Aktualität eingebüßt; im Gegenteil. Unter dem Gesichtspunkt, dass immer mehr Firmen die Open-Source Gemeinschaft für sich entdecken, wird es immer wichtiger zumindest die Grundfreiheiten zu kennen, die diese Lizenzen euch geben. Freie Software dürft ihr:
- ausführen, wie ihr möchtet, für jeden Zweck
- die Funktionsweise des Programms untersuchen und euren Bedürfnissen anzupassen
- das Programm weiterverbreiten
- das Programm verbessern und diese Verbesserungen veröffentlichen
osu! Ein Ring sie zu knechten
„Hast du Karpaltunnelsyndrom? Nein? Hättest du es gern?“ So oder so ähnlich stelle ich mir die Geburtsstunde von osu! vor. Einem FOSS-Spiel, das sich seit Langem großer Begeisterung von Spielern erfreut.
Mit einer Schwierigkeitskurve, die eher einer Wand entspricht, hat osu! auch für die besten Spieler eine Herausforderung in der Hinterhand. Schaut einfach 10 Sekunden von diesem Gameplay Video und macht euch selbst ein Bild, ob ihr der Herausforderung gewachsen seid¹. (Ich bin es definitiv nicht)
Ein Bild von der Schwierigkeit könnt ihr euch hier machen.
¹) Tarnkappe.info übernimmt keine Haftung für Handgelenke oder aufgrund von Aggressionen zerschmetterte Bildschirme.
OpenSCAD: 3D Modelle Programmieren
Programmierer tun sich mit 3D Modellierung gern schwer. Warum muss man die 20 Nieten jetzt manuell hin und her ziehen? Was ist dieses komische Ding rechts der Tastatur? Wie exportiere ich das jetzt für den Druck?
Wir haben die Antwort: OpenSCAD. Die Nieten machst du mit einem for
-Loop, das Ding neben der Tastatur heißt Maus und der Export als STL für den Drucker ist so leicht wie F5, F6, F7. Innerhalb kurzer Zeit kann selbst ein eingefleischter Backend-Programmierer ohne Sinn für Ästhetik einen kleinen Companion-Cube generieren:
Wer den Quellcode für diesen Würfel möchte, möge sich an diesem Repository bedienen.
Damit der Smart-TV nicht nur bei der Werbeauswahl „smart“ ist
SmartTube macht wahr, was YouTube’s Smart TV Version gern wäre: Eine 0-Bullshit App für den YouTube Konsum auf dem Fernseher. Mit Unterstützung für HDR, 8K-Wiedergabe, SponsorBlock und ohne Werbung.
So schön es wäre, sind Besitzer von Samsung und LG Smart-TVs leider auch hier die Gelackmeierten. Tizen und LG webOS sind, wie aus naheliegenden Gründen auch Apple TV, nicht unterstützt und werden es auch nicht. Die meisten Android-basierten Kisten sollten allerdings funktionieren.
Ich wollte hier noch mehr schreiben, aber Li hat das schon in unserem Telegram-Kanal geleakt. Pah, dann fragt doch den Li!
Passwörter managen, wie die Profis
KeePassXC. Darin steckt, was Sysadmins schmeckt. (Es enthält standardkonforme APIs) Vor allem auf Linux und BSD stinken die meisten Passwortmanager gegen den Feature-Umfang von KeePassXC einfach nur ab.
Das schlaue Werkzeug unterstützt nicht nur, indem es sich über den Freedesktop.org-Standard in GPG, Element und sogar den Minecraft-Launcher integriert, es kann auch einfach Teil eures SSH-Agent werden und ihr müsst eure Keys nicht mehr unverschlüsselt im Nutzerverzeichnis herumliegen lassen.
Eine Datenbank aus KeePassXC ist dank seines Standard-Formates für Passwortdatenbanken auch auf Android einfach nutzbar. Feedback von iOS-Nutzern bezüglich der Kompatibilität mit iOS wird hier gern eingebaut.
Kleines Manko, für Leute, die ständig ihre Datenbanken gleichzeitig auf mehreren Geräten bearbeiten: Die Konflikt-Bewältigung ist manuell. Dem lässt sich aber durch regelmäßige Synchronisation abhelfen. Entgegen dem, was einige erzählen, kommt es ausgesprochen selten vor, dass man seinen Safe auf mehreren Geräten gleichzeitig bearbeitet. Der Safe synchronisiert also vermutlich auf euer Handy, bevor ihr es überhaupt aus der Tasche genommen habt.
Und wie es der Zufall so will, kann man das einfach realisieren mit:
Syncthing. Die Cloud ist auch nur ein anderer Computer
Wie schaffe ich es, meinen Safe auf allen Geräten aktuell zu halten? Mit einem Syncthing-Mesh.
Helios ist ein Server, der dauerhaft online ist und mit allen Clients gekoppelt ist, während die Clients, sofern möglich auch untereinander die Datenbank austauschen. Mit diesem Setup hatte ich in den letzten 3-4 Jahren nur 3 Konflikte. Alle mit nur einem Klick behoben.
Syncthing ist allerdings nicht auf Kleinigkeiten wie ein paar Megabyte Passwortdatenbanken beschränkt. Auch Terabyte an Serien und Filmen Linux-ISOs, synchronisieren sich, so schnell es die Internetleitung hergibt. Und wenn es mal so schnell ist, dass das Netzwerk nichts anderes mehr kann, kann man die genutzte Bandbreite limitieren.
In der Blitzrunde: Spielereien für Entwickler
Wenn jemand eine Affinität für Spielereien am PC hat, dann Entwickler. Seien es Linux-Nutzer beim ricen, oder Frontendler beim Buttons verschieben: Der Spieltrieb ist groß und seinem Sog entgeht man nur schwer.
Ein C-Compiler, ein kleiner
Den Linux-Kernel damit zu kompilieren, könnte schwierig werden. Dieser kleine C-Compiler passt mit 512 byte (!) aber in den Boot-Sektor jeder x86 Maschine. Nützlich? Nein. Cool? Aber definitiv!
Programmieren jetzt auch als Multiplayer
Zed ist eine IDE. Cool! Halt, sollte es nicht um Spielereien gehen? Ja. Und anders kann ich das Alleinstellungsmerkmal nicht bezeichnen: Multiplayer-Coding. Klar, beim Pair-Programming kann das nützlich sein. Außerdem ist es aktuell nur für macOS verfügbar und wir wissen alle: Alles, was man an Macs macht, ist aus Prinzip eine Spielerei :D Wie lange es dauert, bis es kompetitives Coding zum E-Sport schafft, wird allerdings interessant mit anzusehen.
Und das war es auch schon wieder mit der Open-Source Kolumne
Vielleicht ist es schon aufgefallen, aber die Open-Source Kolumne war diesen Monat länger. Das liegt daran, dass ich inzwischen so viele interessante Programme finde, dass drei „große“ Programmplätze einfach nicht mehr ausreichen. Für Vorrat ist gesorgt, aber schickt mir gern eure Vorschläge (oder auch eigene Projekte). Bis nächsten Monat!