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Bildquelle: BibBot

BibBot soll Verlags-PayWalls auf Knopfdruck überwinden

Kleines Tool, große Wirkung. Der BibBot entfernte bisher die PayWalls der deutschen Verlagshäuser, wenn man einen Bibliotheks-Zugang besitzt.

Die kostenlose Chrome– und Firefox-Erweiterung BibBot nutzt die Tatsache aus, dass Bibliotheken Zugang auch zu kostenpflichtigen Artikeln bei zahlreichen deutschen Verlagen haben. Über die Pressedatenbank Genios zieht sich das Tool die gewünschten Inhalte heraus.

Genios greift dabei auf über 300 Quellen zu, etwa zwei Drittel sind Beiträge deutschsprachiger Medienhäuser. Doch dafür braucht man einen kostenpflichtigen Bibliotheks-Zugang. Bei der Stadtbibliothek Düsseldorf kostet dieser pro Jahr 20 Euro. Die Bibliotheken in den anderen Städten haben ähnlich günstige Preise.

BibBot ist eine Alternative aber keine Lösung

Denn die 20 Euro hat man schnell wieder raus. Dieser Betrag kommt regulär schon zusammen, wenn man ein paar Verlags-Abos für einen Monat statt für ein Jahr abschließt. Nach der Installation, die man vom App Store des Firefox bzw. Chrome durchführen kann, gibt man bei BibBot seine Zugangsdaten ein. So ganz ohne kostenpflichtiges Abo hilft einem das Programm nicht. Das Tool hatte in den letzten Jahren einen guten Ruf und ist auch im Gegensatz zu anderen Hilfsmitteln zur Überwindung von PayWalls völlig legal. Nachteil: Die Passwörter speichert der BibBot offenbar unverschlüsselt. Außerdem häufen sich momentan die Beschwerden. Die Inhalte von immer mehr Verlags-Webseiten bleiben bis zu einem Bugfix des Tools wieder hinter der PayWall.

Geschäftsmodell der Verlage seit Jahren bedroht

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Der BibBot hieß früher VÖBBot und bezog sich ursprünglich nur auf die Bibliotheken in Berlin. Doch das Programm stellt weder für Konsumenten noch für Verlage eine Dauerlösung dar. Die Browser-Erweiterung eröffnet den Leserinnen und Lesern lediglich eine kurzfristige Option. Mit welchen Geschäftsmodellen die Verlage ihre Publikationen wieder tragfähig bekommen, bleibt dahingestellt. Wir Leser sind es seit vielen Jahren gewohnt, überall mit unseren Daten zu bezahlen. Von daher tut man sich eher schwer, für Online-Inhalte Geld auszugeben.

In Anbetracht der konstant sinkenden Werbeeinnahmen, der hohen Ad-Blocker Rate und der mangelnden Spendenbereitschaft bleibt den Verlagen schon fast nichts anderes übrig, als alle interessanten Inhalte zu verkaufen. Doch wer sich auf den größeren News-Portalen umschaut, sieht, dass das schon echt Überhand genommen hat. Jeder halbwegs interessant klingende Artikel steckt hinter der Bezahlschranke fest.

Die Lesetipps der Tarnkappe

Genios-Datenbank nach Cyberangriff offline

Zu 100 Prozent klappt das mit dem Lesen sowieso nicht. Man kann mit dem BibBot etwa auf jeden zweiten oder dritten gewünschten Artikel zugreifen. Das hängt davon ab, ob der Verlag den Inhalt wie beispielsweise den Titel vor der Online-Publikation verändert hat.

Seit einigen Monaten aber gibt es immer wieder Probleme, weil man den Aufbau der Genios-Datenbank modifiziert hat. Heute und in den nächsten paar Tagen ist das Angebot offline, weil Genios Opfer einer Hackerattacke geworden ist.

Programmierer hat auch das Portal FragDenStaat entwickelt

Programmiert hat BibBot der Berliner Stefan Wehrmeyer, der gegenüber iRights sagte, dass er es sich auch nicht überall leisten kann und will, ein Abo abzuschließen. Einerseits wünscht sich Wehrmeyer, dass die Journalisten für ihre Tätigkeit fair bezahlt werden. Gleichzeitig sollte sich wirklich jeder das Lesen der Beiträge auch leisten können. Tja, aktuell ist beides genau nicht der Fall.

77 Forks von BibBot bei GitHub

Wer sich den Quellcode anschauen möchte, das Tool hat Wehrmeyer bei GitHub unter einer GPL-3.0 Lizenz veröffentlicht. Die Idee hat andere Programmierer offenbar schon häufiger zu eigenen Projekten angeregt, schließlich gibt es davon schon 77 Forks. Hier auf seiner Webseite sind weitere Informationen zu Wehrmeyers legalem Paywall-Knacker verfügbar.

Wem der Name Stefan Wehrmeyer bekannt vorkommt, er ist Entwickler und Gründer des bekannten Portals FragDenStaat. Zugegeben: Er müsste sich mal wieder ausführlich damit beschäftigen, denn die Anzahl der Beschwerden bei GitHub steigt mangels Zugriff auf die gewünschten Inhalte kontinuierlich an.

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.