Fußball live, Volksparkstadion, Hamburg.
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Bildquelle: Mario Klassen, Lizenz

ACE & DAZN nahmen Sport-Streaming-Seite Photocall vom Netz

Seit gestern ist die Live-Sport-Streamingwebseite Photocall nicht mehr erreichbar. Ermittler der ACE und DAZN kamen den Tätern auf die Spur.

Die Antipiraterie-Organisation ACE konnte gestern in Zusammenarbeit mit DAZN den in Südeuropa beliebten Live-Sport-Streaming-Anbieter Photocall für immer vom Netz nehmen. Ermittler beider Organisationen gelang es, die Betreiber in Spanien zu identifizieren.

Admins von Photocall einigten sich außergerichtlich

Der üblichen Vorgehensweise entsprechend bot man ihnen außergerichtlich einen Vertrag an, wonach sie mehr oder weniger freiwillig einen Schadenersatz in unbekannter Höhe bezahlen müssen. Außerdem leiten sie seit dem gestrigen Donnerstag alle Besucher zur ACE-Infoseite „Watch Legally“ weiter. Photocall soll letztes Jahr nach offiziellen Angaben 26 Millionen Besuche verzeichnet haben. Man bot den Surfern den Stream von 1.127 verschiedenen TV-Sendern aus 60 Ländern an. Darunter befanden sich zahlreiche Premium-Kanäle, die Live-Sport-Events übertragen.

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Photocall übertrug MotoGP, Formel 1, NFL, NHL, Tennis & Co. 

Der Diebstahl von Inhalten schadet dem gesamten Sport-Ökosystem“, kommentierte Oscar Vilda, CEO von DAZN Iberia die Aktion im Rahmen der Pressemitteilung der ACE. „Dieser illegale Dienst bot zwar keine DAZN-Kanäle an, verbreitete jedoch Inhalte einiger unserer Partner weiter – insbesondere MotoGP und Formel 1 sowie Serie A, NFL (National Football League), NHL (National Hockey League) und der WTA (Women’s Tennis Association) sowie Vereinskanäle wie Real Madrid TV, Barça TV und Betis TV. Dank der koordinierten Arbeit des Anti-Piraterie-Teams von DAZN und ACE haben wir den Wert dieser Rechte geschützt und sichergestellt, dass Fans weiterhin Live-Sportübertragungen in höchster Qualität zu einem erschwinglichen Preis genießen können, ohne sich dem Risiko von Malware oder Betrug auszusetzen.

MPA: „Abschreckung funktioniert“

photocall

Ob die Sportfans die Preise auch für erschwinglich halten, führt man natürlich nicht aus. Fast 30 % des Datenverkehrs der Website Photocall stammten aus Spanien. Dazu kamen über 13 % aus Mexiko, gefolgt von Deutschland, Italien und den USA mit jeweils 6 %.

Abschreckung funktioniert, und wir werden weiterhin gegen illegale Aktivitäten vorgehen, die Live-Inhalte unrechtmäßig übertragen“, sagte Larissa Knapp, Executive Vice President und Chief Content Protection Officer bei der MPA. „Unsere Maßnahmen sind zielgerichtet, verhältnismäßig und darauf ausgerichtet, Rechteinhaber und Zuschauer zu schützen und gleichzeitig die Integrität von Live-Sportübertragungen und den Zugang zu legalen Diensten zu gewährleisten.

Cyber-Patrol Week will 25 illegale IPTV-Dienste verfolgen

Beobachter gehen davon aus, der Bust von Photocall könnte im direkten Zusammenhang mit der Cyber-Patrol-Woche von Europol stehen. Dabei analysierte man gezielt den Datenverkehr der illegalen Anbieter und schneidet den Online-Piraten die Einnahmen ab. Die Daten von 25 illegalen IPTV-Diensten leitete man an die entsprechenden Krypto-Handelsportale weiter, um ihre Wallets unbrauchbar zu machen. Die Ermittler verfolgten Kryptowährungen im Wert von über 47 Millionen Euro über verschiedene Konten. Diese standen mit den illegalen Diensten in Verbindung. Den Erkenntnissen schließen sich weitere Untersuchungen diverser Strafermittlungsbehörden aus ganz Europa an.

Europol sperrt Piraten Zugang zu ihren Krypto-Wallets

Viele Online-Piraten nutzen keine traditionellen Zahlungssysteme mehr und setzen stattdessen vermehrt Kryptowährungen ein. Der neue Ermittlungsansatz soll die Piraten an dem Punkt treffen, wo es weh tut, beim Geld. Durch die Identifizierung, Rückverfolgung und Schließung der Krypto-Konten illegaler Dienste unterbricht Europol die kriminelle Einnahmequelle. Ihre Bemühungen seien „für den Schutz der globalen Wirtschaft und der Urheber von entscheidender Bedeutung„, führt die Behörde Europol in ihrer Pressemitteilung aus.

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Früher brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert. In seiner Freizeit geht er am liebsten mit seinem Hund spazieren.