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Bildquelle: Still Pixels, Lizenz

Maya OS: Indiens Verteidigungsministerium will Windows durch eigenes Linux ersetzen

Das indische Verteidigungsministerium will Windows durch Maya OS ersetzen, eine besonders sichere Linux-Distribution, die auf Ubuntu basiert.

Das indische Verteidigungsministerium bereitet sich mit Maya OS darauf vor, das Betriebssystem der mit dem Internet verbundenen Computer künftig besser zu schützen. Einem aktuellen Bericht vom The Indian Express zufolge wird die Behörde Windows aus allen PCs entfernen, die online sind. Den Schritt begründet die Behörde damit, dass man sich somit in Zukunft besser vor weiteren Cyberangriffen zur Wehr setzen will.

Neues Betriebssystem basiert auf Ubuntu

Laut dem aktuellen Bericht will man Maya OS als Ersatz für Windows einsetzen, was auf Ubuntu basiert. Einer der Hauptvorteile von Maya OS ist, dass es eine ähnliche Benutzeroberfläche und Funktionalität wie Windows aufweist. Somit sei es für die Mitarbeiter leicht, sich daran zu gewöhnen.

Außerdem verfügt es über eine Funktion namens Chakravyuh, eine Endpunkt-Anti-Malware- und Antiviren-Software, die eine virtuelle Schicht zwischen dem Benutzer und dem Internet bildet und Hackern den Zugriff auf sensible Daten verwehrt.

Maya OS: eigene Linux-Distribution als Antwort auf Cyberangriffe

Indien hatte in den letzten Jahren bereits mit größeren Hackerangriffen auf ihre kritische Infrastruktur zu kämpfen, darunter auch ein Angriff auf ein Atomkraftwerk im Jahr 2019. Die Behörde vertritt die Ansicht, dass Windows eine große Anzahl von Malware-Bedrohungen aufweist, während Ubuntu-Angriffe seltener seien.

Maya OS

Ein Team von Experten aus verschiedenen Regierungsbehörden hat sechs Monate lang an Maya OS gearbeitet. Das Team arbeitete auch mit indischen Softwareunternehmen und akademischen Einrichtungen zusammen, um das Betriebssystem zu testen und zu verbessern. Das Betriebssystem wurde von drei Diensten geprüft. Die Marine hat den Einsatz bereits genehmigt. Die indische Armee und die Luftwaffe prüfen es derzeit.

Derzeit ist geplant, Windows bis zum 15. August in den mit dem Internet verbundenen PCs der Behörde im Südblock des Landes durch Maya OS zu ersetzen. Für alle anderen Regionen des Verteidigungsministeriums wird das selbst entwickelte Betriebssystem bis Ende 2023 verfügbar sein.

Warum Ubuntu als Unterbau?

Die Linux-Distribution Ubuntu wird von der Canonical Ltd. als freie und quelloffene Software vertrieben. Das bedeutet, dass jeder den Code einsehen, verändern und verbessern kann. Dadurch profitiert Ubuntu von den kollektiven Bemühungen tausender Entwickler und Benutzer, die zur Entwicklung und Sicherheit des Systems beitragen. Außerdem verfügt Ubuntu über eine eingebaute Firewall, ein strenges System von Benutzerrechten und regelmäßige Sicherheitsupdates, die es vor potenziellen Bedrohungen schützen soll.

Außerdem können die Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums weiterhin mit Dokumenten von gängigen Anwendungen wie Microsoft Office, Adobe Photoshop und AutoCAD arbeiten, weil sie mit Windows kompatibel sind. Darüber hinaus enthält Ubuntu fortschrittliche Attribute wie Cloud-Speicher, Verschlüsselung, digitale Signatur und eine biometrische Authentifizierung.

Was verbirgt sich hinter dem Namen Maya OS?

Maya OS wurde nach dem altindischen Wort Maya benannt, das „Illusion“ bedeutet. Der Name deutet darauf hin, dass das Betriebssystem eine trügerische Schutzschicht für die Computer des Verteidigungsministeriums schaffen kann, um sie vor Cyberangriffen zu verbergen. Der Name Chakravyuh leitet sich hingegen von einer alten indischen Militärformation ab, die dazu diente, Feinde in einem kreisförmigen Labyrinth zu fangen. Ob Maya OS jemals frei verfügbar sein wird, geht aus dem Bericht leider nicht hervor.

Nicht das erste selbst entwickelte OS

Übrigens ist Maya OS nicht das erste indische Betriebssystem, das im eigenen Land entwickelt wurde. Im Jahr 2007 veröffentlichte das Centre for Development of Advanced Computing (C-DAC) das Bharat Operating System Solutions (BOSS) mit dem Ziel, die Einführung von freier und quelloffener Software in ganz Indien zu fördern. BOSS Linux ist bereits in 19 indischen Sprachen verfügbar und wurde zwischenzeitlich auch von der indischen Armee verwendet.

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.