WikiLeaks: 10.000 Dollar Kopfgeld auf einen Journalisten

WikiLeaks hat 10.000 Dollar geboten für Informationen zur Bloßstellung und Entlassung eines Journalisten, der seine Quelle unzureichend geschützt haben soll

WikiLeaks hat ein Kopfgeld von 10.000 Dollar für die Identität des Reporters ausgesetzt, der die Whistleblowerin Reality Winner nicht geschützt hat, was in der Folge zu ihrer Verhaftung führte. Sie ist die mutmaßliche Quelle eines geheimen Berichts der NSA. Demnach versucht der russische Geheimdienst GRU, in die Systeme eines der Produzenten von Software für die Wahlorganisation einzudringen.

Wikileaks setzt hohes Kopfgeld aus

Reality Winner, Angestellte eines privaten NSA-Dienstleisters, leitete einen Top-Secret-Bericht der NSA an The Intercept weiter. Aus dem Bericht geht hervor, dass die NSA glaubt, der russische Militärgeheimdienst GRU stecke hinter den Phishing-Attacken auf US-Wahlbehörden im Vorfeld der letzten US-Wahl. Infolge wurde die NSA-Mitarbeiterin verhaftet und wegen Geheimnisverrats angeklagt.

The Intercept hatte den Leak nicht nur für einen Artikel verwendet, sondern auch direkt bei den Behörden um Stellungnahme gebeten: Laut Gerichtsakte schickte der Journalist einem Geheimdienstler Fotos des geheimen NSA-Berichts, mit der Frage, ob das Dokument echt sei. Diese hatten den Drucker, mit dem die Originaldokumente ausgedruckt wurden, aufgrund der digitalen Punktsignatur erkannt. Deswegen konnte man eindeutig als Reality Winner als Whistleblowerin identifizieren. Zudem geht aus dem Antrag auf Haftbefehl gegen Winner hervor, dass dieser Journalist den NSA-Dienstleister informierte, von wo das Dokument laut Poststempel abgesendet war. Augusta, Georgia, dem Sitz von Winners Arbeitgeber.

WikiLeaks macht Matthew Cole, den ersten von insgesamt vier Autoren des Artikels, für die schnelle Verhaftung Reality Winners verantwortlich. Er soll seine Quelle nicht ausreichend geschützt haben und dabei höchst fehlerhaft vorgegangen sein. Cole ist langjähriger Mitarbeiter bei The Intercept. Bereits 2007 soll Mathew Cole ein ähnliches Missgeschick passiert sein. Es hat sich eine weitere Ex-Quelle von ihm zu Wort gemeldet, John Kiriakou. Dieser war CIA-Agent und legte Waterboarding-Folterungen durch die CIA und den Namen eines CIA-Mitarbeiters offen. Daraufhin wurde er zu 30 Monaten Haft verurteilt. Auch in seinem Fall wirft er Cole unzureichenden Informantenschutz vor.

Beauftragt man eine Tötung des Verantwortlichen?

WikiLeaks hat aktuell in einem Tweet vom Dienstag 10.000 Dollar Belohnung für Informationen ausgeschrieben, die zur „öffentlichen Bloßstellung und Entlassung dieses ‚Reporters‘ führen“. WikiLeaks benutzt dabei den englischen Begriff „termination“, der neben Entlassung auch Tötung bedeuten kann. Nur kurze Zeit danach meldete sich der im Exil lebende Wikileaks-Gründer Julian Assange über Twitter und verwendet die gleiche zweideutige Wortwahl: „Meistens liebe ich @TheIntercept, aber wenn das Euer Kerl ist, nennt ihn beim Namen, beschämt ihn öffentlich und entlasst (terminate) ihn.“

Offensichtlich will WikiLeaks-Gründer Julian Assange hier besonders öffentlichkeitswirksam ein Exempel für den Schutz von Quellen statuieren. Er dürfte aber mit WikiLeaks ohnehin von dem Fall profitieren. Denn potentielle Whistleblower werden sich von The Intercept in Zukunft eher fernhalten, wenn sie mit geheimen Dokumenten an die Öffentlichkeit gehen wollen. In einem Statement verwies The Intercept darauf, dass die Aussagen der Regierung über eine mögliche Beteiligung eines ihrer Reporter „unbewiesene Behauptungen und Spekulation, die der Agenda der Regierung dienen soll“ enthielten. Man wisse ja selbst nicht, ob Winner wirklich die Quelle gewesen sei.

Winner bleibt in Haft

Währenddessen bleibt die 25jährige Reality Winner auch weiterhin in Haft. In einer Gerichtsverhandlung in Georgia am Donnerstag wurde festgelegt, dass sie nicht auf Kaution freikommt. Wie US-Medien berichten, hat sich die Frau bei der Gelegenheit nicht schuldig bekannt. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft gab die 25-Jährige am Donnerstag während einer Anhörung in Augusta im US-Bundesstaat Georgia allerdings etwas zu. Sie bestätigte, sie habe ein vertrauliches Dokument an ein Medium weitergegeben.

Tarnkappe.info

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.