Palantir beliefert Israel seit Beginn des Hamas-Krieges mit KI-Tools

Palantir Technologies Inc. verzeichnet seit Kriegsbeginn eine hohe Nachfrage des israelischen Militärs nach neuen KI-Tools für den Krieg.

Hierzulande ist Palantir aufgrund des Vertriebs der hauseigenen Polizei-Software bekannt geworden, die man an die Ermittler in Bayern, NRW, Hessen und Hamburg vermietet hat. Das Bundesverfassungsgericht stufte manche Einsatzgebiete der intelligenten Software bereits als verfassungswidrig ein.

Palantir freut sich über die hohe Nachfrage

Unsere Produkte sind sehr gefragt„, sagte Alex Karp, Chief Executive Officer von Palantir, heute in einem Interview in Tel Aviv. „Wir haben begonnen, andere Produkte zu liefern als vor Beginn des Krieges„, sagte er. Was genau das sein soll und was ihre Software aktuell kann, dazu wollte er sich nicht äußern.

Das in Denver ansässige Unternehmen, das von Karp und dem Milliardär Peter Thiel mitbegründet wurde, hält zum ersten Mal eine Vorstandssitzung in Tel Aviv ab. Man wollte so die Solidarität mit Israel im vierten Kriegsmonat bekunden. Während ihres Besuchs trafen die beiden Geschäftsmänner von Palantir mit dem israelischen Staatspräsidenten Isaac Herzog und Familien von Geiseln zusammen, die weiterhin im Gazastreifen festgehalten werden.

Israel bombardiert Gaza
Bomben auf den Gazastreifen. KI-generiertes Bild von Milad Alijani, thx!

KI soll Hamas analysieren, Strategie für Eroberung vorschlagen

Der Einsatz von KI zu militärischen Zwecken gehört zu den umstrittensten Anwendungen der neuen Technologie. Autonome Computersysteme besitzen das Potenzial, Konflikte eskalieren zu lassen, Kriege zu beginnen oder zivile Opfer schlichtweg zu ignorieren. Israel hat bereits zugegeben, dass es KI-basierte Systeme im Kampf einsetzt, um das Militär bei der Identifizierung von Zielen zu unterstützen und ihnen Luftangriffe vorzuschlagen. Karp versucht laut der Nachrichtenagentur Bloomberg seine Technik mit der Gefährlichkeit der Gegner und der speziellen Lage in Israel zu rechtfertigen.

Im Mai 2023 stellte Palantir seine AIP (Artificial Intelligence Platform) vor. Sie gilt als Hilfsmittel für die Aufklärung und Entscheidungsfindung auf dem Schlachtfeld. Dazu gehört die Analyse von Situationen, von feindlichen Ziele und der Erstellung von Schlachtplänen. In einer Telefonkonferenz mit Analysten im November erklärte das Unternehmen, dass Israel bereits seine neuen Palantir Government Web Services nutzt.

Auch ziviler Einsatz möglich

Palantir CEO Alex Karp sagte der Nachrichtenagentur Bloomberg im Mai letzten Jahres, wenn man diese Technologien richtig, sicher und zuverlässig einsetzt, habe man eine Waffe, mit der man gewinnen kann und „die den Konkurrenten und Gegnern Angst macht„. Karp habe eine derartige Nachfrage zuvor noch nicht erlebt. Bereits im Mai liefen schon „Hunderte“ Gespräche mit Interessenten.

Palantir

Die neue KI-Plattform kann aber auch für zivile Zwecke eingesetzt werden. Ein Demo-Video von Palantir zeigt, wie sich ein Produktionsunternehmen damit auf einen Hurrikan vorbereiten könnte. Die KI analysiert Abläufe in den Vertriebszentren und entscheidet, ob Aufträge beschleunigt, verzögert oder storniert werden sollen. Das System sei damit in der Lage, die Auswirkungen auf die Kundenaufträge und den Umsatz in extremen Situationen vorherzusagen.

Karp, der sich offen für Israel einsetzt, verteidigte die Militärkampagne. Dennoch sagte er, dass es innerhalb des Unternehmens einen gewissen Widerstand gegen die Unterstützung Israels in diesem Krieg gebe. Nicht alle Mitarbeiter würden seine Ansichten teilen.

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.