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Bildquelle: Daniel Lincoln, Lizenz

Alameda Research lässt rund 1,7 Mio. USD verschwinden

Die Geschäftsführung von Alameda, der Schwesterfirma von FTX, wollte Vermögenswerte in Kryptowährungen im Wert von 1,7 Mio. USD waschen.

Dem Unternehmen Alameda Research kann man vieles vorwerfen. Nicht aber, dass man nicht alles versuchen würde, um die wie auch immer erwirtschafteten Vermögenswerte mit allen Mitteln von der Bildfläche verschwinden zu lassen.

Stillgelegte Gelder von Alameda Research wurden reaktiviert

Der Analyse-Dienst Arkham Crypto Intelligence twitterte kürzlich, man habe innerhalb von 24 Stunden eine „Reihe interessanter Bewegungen der Alameda-Wallets bemerkt.“ Die Krypto-Wallets waren nach Bekanntwerden des Konkursverfahrens von FTX, der Schwesterfirma von Alameda, mehrere Wochen lang inaktiv. Und dann sind sie eines Nachts plötzlich „aufgewacht„, schrieben die Blockchain-Analysten von Arkham.

Ihre Untersuchungen ergaben, dass schon im ersten Schwung Krypto-Assets im Wert von über einer Million US-Dollar zu verschiedenen Krypto-Dienstleistern geschickt wurden, um das Geld weiß zu waschen.

Hintergrund der Pleite von Alameda Research & FTX

Alameda Research
Logo von Alameda Research.

Gegen Alameda und FTX ist in den USA bekanntlich eine Sammelklage anhängig, die zahlreiche um ihr Geld betrogene Anleger eingereicht haben. Nach der Pleite der Handelsplattform FTX versuchen zahlreiche Ex-Kunden, wenigstens einen Teil ihres angelegten Geldes zu retten. Es bleibt abzuwarten, ob ihnen dies gelingen wird.

Caroline Ellison, die stellvertretende Geschäftsführerin von Almeda Research, wurde bereits Mitte Dezember mit sieben Anklagepunkten wegen des Verdachts auf Betrug und Geldwäsche konfrontiert. Ellison hat die Vorwürfe in Teilen schon zugegeben. FTX als auch Alameda Research hat Sam Bankman-Fried gegründet. Die Branche bezeichnete ihn einst als „Wunderkind„. Bankman-Fried hat man Mitte Dezember auf den Bahamas verhaftet und anschließend an die USA ausgeliefert. Seine Anwälte müssen nun versuchen, einen möglichen Freiheitsentzug von bis zu 115 Jahren wegen Betruges zu verhindern.

Timing der Transfers ist mehr als auffällig

Die plötzliche Wiederbelebung der Alameda-Wallets geschah interessanterweise nur wenige Tage nach der Freilassung von Sam Bankman Fried auf Kaution. Der mutmaßliche Betrüger versuchte scheinbar, so viel Geld wie möglich auf die Seite zu schaffen und mehrere Krypto-Mixer für seine kriminellen Zwecke zu missbrauchen. Im ersten Schritt transferierten Unbekannte Wallets mit der Kryptowährung Ethereum. Die Wallets wurden in kleinere aufgeteilt, die jeweils nicht mehr als 200.000 USD umfasst haben sollen.

changeNOW

Danach schickte man eine Vielzahl kleinere Wallets an die Online-Krypto-Tauschbörsen FixedFoat und ChangeNOW.

Auf dem hauseigenen Blog gab ChangeNOW nun bekannt, man arbeite (angeblich) eng mit den Ermittlern zusammen, „um den Fluss illegaler Gelder aufzudecken, während man gleichzeitig ein wachsames Auge auf Warnungen aus der Community über Gelder mit verdächtigen Spuren hat.“ Das kann man glauben oder auch nicht, schließlich verdienen die Tauschbörsen ja daran, wenn man bei ihnen eine Kryptowährung gegen eine andere tauscht. Umso höher der Wert der getauschten Assets ist, umso höher fällt die Provision aus.

Clever, aber nicht clever genug

Die Geschäftsführung von Alameda Research hat das Ganze eigentlich recht geschickt aufgezogen. Eine Wallet hat man beispielsweise für den Tausch gegen Stable Coins verwendet. Dabei hat man das Wallet-Vermögen zunächst in Tether (USDT) getauscht, um es dann an FixedFloat zu senden.

fixed float

Insgesamt hat man Coins für rund 800.000 US-Dollar über Mixer getauscht, während man weitere Gelder über andere Methoden geschleust hat. Insgesamt beobachtete man Transfers im Gesamtwert von 1,7 Millionen US-Dollar. Das sind umgerechnet rund 1,58 Millionen Euro. Nicht viel im Vergleich zu der Summe, die im Vorfeld verschwunden ist. Aber es wäre möglicherweise genug, um sich damit im Ausland eine Existenz aufzubauen. Im Idealfall in einem Land ohne Auslieferungsabkommen mit den USA.

Community in Sorge um den Ruf der gesamten Krypto-Branche

In der Community hat sowohl das Vorgehen der Betrüger als auch das mancher Hacker für viel Aufsehen gesorgt. Viele halten den Zeitpunkt der Geldtransfers für sehr auffällig. Andere Beobachter kritisieren die Nutzung von Tumblern (Krypto-Mischdiensten) und die Unfähigkeit der Behörden, etwas gegen den Betrug zu unternehmen. Doch die Causa Alameda Research beziehungsweise FTX ist so oder so noch lange nicht abgeschlossen. Man darf gespannt sein, was diesbezüglich noch so alles passieren wird …

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.