Nutzerbewertung
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Bildquelle: sora.com - CC0 1.0

Fake-Bewertungen bei Telegram: Unseriöse Anbieter zocken ab!

Vorsicht bei Kontaktanfragen für Fake-Bewertungen bei Telegram. Die Opfer stehen am Ende leer da und haben sich auch noch strafbar gemacht.

Kontaktanfragen wegen Fake-Bewertungen bei Telegram sind leider keine Seltenheit. Jemand Fremdes mit einer ausländischen Handynummer nimmt ungefragt Kontakt auf. Als Aufhänger nutzt man die Frage, ob man sein Einkommen nicht ein bisschen aufstocken will? Tja, wer will da schon nein sagen, zumal es angeblich um „viel Geld“ und alles „ganz leicht“ von der Hand gehen soll!??

Nicht selten geht es bei solchen Kontaktanfragen darum, im Auftrag einer unbekannten Person Fake-Bewertungen für das Hotel- und Gaststättengewerbe zu schreiben. Wir haben uns die Vorgehensweise der Abzocker angesehen, die am Ende neben dem Bewertungsportal, all ihrer Nutzer auch die Ersteller der nachgemachten Nutzerbewertungen abzocken.

Fake-Bewertungen bei Telegram – dererlei Anfragen gehören in die Mülltonne!

Fakebewertung Telegram

Die Händler von nachgemachten Nutzerbewertungen durchkämmen Telegram auf der Suche nach Teilnehmern eines bestimmten Landes. Sollen die Bewertungen von Hotels in Deutschland aufgehübscht werden, sprechen sie Telegram-User mit einer deutschen Vorwahl an. Solche Anfragen erreichen mich jede Woche, da ich aufgrund meiner Tätigkeit recht viel bei Telegram online bin.

Die „Fake-Dienstleister“ nutzen nur einen Vornamen und kommen im Chat ohne Umwege zur Sache. Es gehe darum, viel Geld mit verhältnismäßig wenig Aufwand zu verdienen. Und das alles ohne Steuern bezahlen zu müssen, versteht sich. Bis zu 300 Euro pro Tag seien kein Problem, heißt es dann. Kurz gesagt: Die Versprechungen sind alle viel zu schön, um wahr zu sein.

Doch in Anbetracht der langsam um sich greifenden Armut in Deutschland fallen auf solche Versprechungen immer mehr Menschen herein. Doch das ist nur eine Seite der Medaille. Wie wertvoll positive Online-Rezensionen sind und wie man versuchen kann, echte von nachgemachten zu unterscheiden, darüber haben wir ja letzte Woche ausführlich berichtet. Wer diesen Hintergrundbericht noch nicht kennt, sollte das zum eigenen Wohl besser schnell nachholen!

Handynummer aus einer Amazon-Bestellung missbraucht

Doch zur Akquise kann es auch anders kommen. Man hat uns kürzlich von einer anderen Vorgehensweise berichtet. Dabei nutzte der anfragende Bewertungs-Händler offenbar die Handynummer des Opfers aus einer vorangegangenen Amazon-Bestellung. Der Abgezockte schrieb uns: „Zirka vier Wochen nach der Bestellung bei dem Händler begann es dann, dass ich per Telegramm, WhatsApp und SMS solche und ähnliche Jobangebote bekam.

Man bot ihm bei Telegram an, ihm fünf Euro pro gefakter Nutzerbewertung zu bezahlen. Doch der Preis variierte bei späteren Anfragen. Auch die zu erledigende Tätigkeit war unterschiedlich. Die Person sollte mal ein Fake-Chatter bei OnlyFans werden, ein anderes Mal gegen Bezahlung neue Fake-Profile erstellen. Natürlich alles schwarz unter Umgehung des Finanzamts.

Häufig stehen Luxushotels bei den Kontaktanfragen im Fokus

Interessant ist, dass sich die angeforderten Fake-Bewertungen auf exklusive Hotels in bester Lage in Berlin und in anderen Metropolen bezogen haben. Anbieterin „Wendy“ (siehe Screenshot oben rechts) kam beim Chat gleich zur Sache. Sie schickte ihrem Gegenüber Links von Luxushotels bei booking.com. Nach seinem Login bei diesem Webportal zur Buchung von Reiseunterkünften bestünde seine Aufgabe lediglich darin, die übermittelten Links der Luxus-Hotels zu liken und „Wendy“ davon einen Screenshot zu erstellen, schrieb sie ihm. „Der Manager des Hotels zahlt Ihnen (für vier Fake-Bewertungen) 20 Euro„, stellte ihm Wendy in Aussicht.

Das Dumme war nur, dass die Anbieterin nicht nur das gesamte Bewertungs-System, sondern auch den „freiberuflichen“ Fake-Bewerter abgezockt hat. Nach getaner Arbeit wollte sich dieser bei ihr melden und bemerkte dann, dass die Dame ihr Profil bei Telegram schlichtweg gelöscht hatte. Tja, selbst schuld! Auf derartige Angebote sollte man niemals eingehen. Seitdem blockiert er jegliche Anfragen, die ihm dubios vorkommen. Das gleiche sollte jede Leserin und jeder Leser tun!

Fake-Bewertungen Telegram
trip.com & booking.com im Fokus. Screenshot eines Telegram-Chats.

Wie sollte man mit unseriösen Jobangeboten bei Telegram umgehen?

Es wirkt so, als werden es jede Woche mehr Kontaktanfragen. Und auch die ersten Verurteilungen von Fake-Review-Brokern vor Gericht waren nicht dazu in der Lage, etwas an der Menge der vielen Kontaktanfragen zu ändern. Dafür ist dieses Geschäftsmodell wahrscheinlich schlichtweg zu profitabel.

Wie sollte man bei Telegram & Co. mit solchen Kontaktversuchen umgehen? Nun, ganz einfach. Lasse dich auf kein Gespräch ein. Einfach gar nicht antworten, wenn der Chat in diese Richtung geht. Lösche einfach die Kommunikation bei Telegram, blockiere den Fake-Link-Broker und melde ihn bei Telegram wegen Missbrauch oder Spam. Das geht in einem Schritt zusammen mit der Blockade. Ob das etwas bringt, ist leider zweifelhaft. Wer in dem Sektor unterwegs ist und bemerkt, dass Telegram seinen Account außer Kraft gesetzt hat, schiebt einfach die nächste SIM-Karte in sein Smartphone und weiter geht’s mit dem Betrugsgeschäft.

Wer bei dem Spiel mitmacht, verstößt wegen dem versuchten Online-Betrug gegen die Nutzungsbedingungen der Buchungsportale und macht sich, sollte sie oder er die Einnahmen unversteuert annehmen, zudem auch wegen Steuerhinterziehung strafbar. Na, herzlichen Glückwunsch kann man da nur sagen!

Bett in einem Hotel
Gute Nacht! Aber in welchem Hotel schläft es sich am besten?

Unerwünschte Kontaktanfragen – Welche Mitschuld trifft Telegram?

Darüber könnte man jetzt stundenlang streiten. Aber Fakt ist, dass der Telegram-Eigentümer Pawel Durow bis zu seiner Festnahme kaum bis gar nicht und wenn überhaupt, nur zeitverzögert mit den Strafermittlungsbehörden aus aller Welt kooperiert hat. Laut der Aussage des CEO haben sich die meisten Behörden bei ihren Anfragen schlichtweg nicht an die gesetzlichen Grundlagen gehalten. Deswegen zog man es vor, sie einfach gar nicht zu beantworten. Stellt sich in dem Zusammenhang allerdings die Frage, ob Durow es sich damit nicht über viele Jahre schlichtweg zu leicht gemacht hat.

Telegram

Fakt ist aber auch, dass es nicht nur Fake-Bewertungen bei Telegram gibt. Nein, die gibt es überall! Man ist wirklich in keinem sozialen Netzwerk oder Messenger davor sicher, gefragt zu werden, ob man nicht gegen Bezahlung etwas liken oder etwas anderes Illegales tun möchte.

Die Meta-Töchter Facebook, Instagram und WhatsApp löschen nach einer Meldung zwar schneller die Accounts der Cyberkriminellen. Doch auch dort sind diese nach kürzester Zeit wieder am Werk, um mit ihrer Masche weiterhin ihre Umsätze einzufahren…

Können Buchungsportale wie booking.com oder trip.com das Treiben der Kriminellen nicht einfach unterbinden?

Wie wir schon im vorherigen Beitrag erläutert haben, ist es für die Portalbetreiber sehr schwer, auf Dauer wirklich effektiv gegen die Erstellung von Fake-Bewertungen via Telegram & Co. vorzugehen. Automatische Schutzvorrichtungen bestehen zwar vielfach. Doch es ist, vorsichtig ausgedrückt, für die kriminellen Akteure alles andere als unmöglich, diese zu umgehen.

Es ist ein ständig andauerndes Hase-und-Igel-Spiel zwischen den Buchungsportalen und den Cyberkriminellen, die permanent nach neuen Lücken bei den technischen Maßnahmen zum Schutz vor Bots & Co. suchen. Auch die Nutzung Künstlicher Intelligenz (KI) spielt in dem Zusammenhang eine zunehmende Rolle. KI-ChatBots setzen beide Seiten ein, um jeweils die Nase einen Spalt breit vorne zu haben. Doch für wie lange, ist die Frage?

Warum prüfen die Portale die Bewertungen nicht manuell?

Eine manuelle Prüfung der neuen Bewertungen ist schon aufgrund der Masse und des damit verbundenen Zeitaufwandes nicht möglich. In dem Fall würden die Buchungsportale auch keinen Gewinn mehr machen, würden ihre Angestellten die Bewertungen eigenhändig überprüfen. Das ist leider kein Ausweg aus der Misere.

Das Einzige was hilft, ist, bei Online-Bewertungen überaus skeptisch zu sein. Es ist immer besser, verhältnismäßig viel Zeit in die Online-Recherche zu stecken, um im Urlaub vom gebuchten Hotel nicht enttäuscht zu werden. Oder kurz gesagt, sich im Idealfall auf Empfehlungen aus der eigenen Familie oder dem Bekanntenkreis zu verlassen. Dann kann man sich hinterher wenigstens bei einer Person beschweren, wenn das Hotelzimmer doch nicht so ruhig, wie vom Verwandten versprochen war.

Hast Du schon einmal eine solche Kontaktanfrage gehabt? Wie bist Du damit umgegangen? Beschreibe uns deine Erfahrungen bitte bei uns im Forum, vielen Dank!

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Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Früher brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert. In seiner Freizeit geht er am liebsten mit seinem Hund spazieren.