Adobe Digital Editions ermöglicht nicht nur das Lesen von DRM-geschützten E-Books, sie spioniert uns auch aus. Auch die eigene Festplatte wird untersucht.
Die aktuelle Version der virtuellen Bibliothek Adobe Digital Editions überträgt diverse Nutzerdaten von E-Book-Lesern unverschlüsselt an die eigenen Server. Sogar die Festplatten der Benutzer untersucht man systematisch auf die E-Books fremder Anbieter.
Übertragen werden die Namen der mit der Bibliotheks-Software verwalteten E-Books nebst dem Verlag, Import-Datum und weiteren Meta-Daten. Außerdem wird die zuletzt gelesene Seite des E-Books übertragen. Da die Datenübertragung umverschlüsselt durchgeführt wird, kann jeder die Informationen mitlesen. Laut dem Blog Digital Book World soll der Trojaner auch die Festplatte der Nutzer auf weitere E-Books hin untersuchen, die mit einer anderen Software erworben wurden. Es wäre auch rein theoretisch möglich zu überprüfen, ob illegale Downloads auf dem heimischen PC vorgehalten werden. Dafür gibt es aber bislang keine Indizien.
Adobe Digital Editions sehr neugierig
Die Übertragung mancher Informationen ist sinnvoll. Zum Beispiel um bei synchronisierten Geräten das E-Book an der gleichen Stelle weiterlesen zu können. Für die Sammlung zahlreicher Meta-Daten konnten die Kollegen bei heise online aber keine Erklärung finden. Wenn der Vorwurf der systematischen Überprüfung aller Datenträger stimmen sollte, wäre dies nichts weiter als eine Online-Durchsuchung mittels Schadsoftware. Das Problem: Wer E-Books legal erwirbt, kommt um die Software von Adobe nur noch schwerlich herum. Das Unternehmen besitzt mit Ausnahme der Anbieter aus dem Graubereich ein Quasi-Monopol. Die meisten legalen Nutzer dürften zudem keine Ahnung davon haben, wie umfangreich sie von Adobe belauscht und überwacht werden.
Zwischenzeitlich musste Adobe die umfangreiche Datensammlung offiziell zugeben. Die Software würde die Informationen angeblich nur erheben, um die Lizenz bestätigen zu lassen und weitere Lizenzbestimmungen zu implementieren. Adobe arbeitet nach eigenen Angaben an einem Update, die Datenübertragung will man künftig verschlüsselt durchgeführen. Eine Reduzierung der Datensammlung hat man hingegen nicht angekündigt.
Auf den Vorwurf der Online Durchsuchung hat der Konzern erst gar nicht reagiert. Adobe sammelt sogar die Daten von E-Books, wenn sie gratis erworben wurden und nicht kopiergeschützt sind. Aus dem Statement des Unternehmens geht auch dazu keine Begründung hervor. Offenbar geschieht die extreme Überwachung nur in der aktuellen Version von Adobe Digital Editions. Diesbezüglich hat sich Adobe nicht geäußert. Man verwies lediglich darauf, dass die Nutzungsbedingungen von Version 3 und 4 identisch seien.
Vorgehen mit Methode!
Johannes Haupt von Lesen.net glaubt, die eigentliche Datensammlung von Adobe habe „zweifelsohne Methode“. Er verweist zugleich darauf, dass der Datenhunger der anderen Anbieter auch nicht geringer sei. „Anzumerken ist, dass auch (die anderen) Plattform-Betreiber umfangreiche Nutzungsdaten auf ihren Server horten, allen voran Amazon.“
Tarnkappe.info