Wird die Schufa immer mehr zur Überwachungsinstanz? Die Datenschutzerklärung der neuen Schufa-App „Bonify“ gibt zu Recht Anlass zur Sorge.
Die Schufa, Deutschlands führende Auskunftei, steht im Mittelpunkt einer intensiven Debatte über den Umfang ihrer Datensammlung und den Schutz der Privatsphäre. Aktuelle Gerichtsverfahren und Bedenken des Europäischen Gerichtshofs haben die Diskussion weiter angeheizt. Doch was verbirgt sich hinter der Schufa und wie funktioniert sie eigentlich?
Die Schufa – mehr als eine Milliarde Informationen von fast 68 Millionen Bürgern
Mit über einer Milliarde Informationen zu rund 68 Millionen Bürgern und sechs Millionen Unternehmen ist die Schufa eine mächtige Instanz in der Finanzwelt. Als private Auskunftei sammelt sie umfassende Daten über die Kreditwürdigkeit von Verbrauchern und Firmen. Die Bandbreite der Informationen reicht von positiven Einträgen wie pünktlichen Zahlungen bis hin zu negativen Angaben wie Vertragsbrüchen oder Pfändungen.
Um den Schufa-Score einer Person zu berechnen, verwendet die Auskunftei ein streng gehütetes Betriebsgeheimnis. Dieser Score ist ausschlaggebend für die Bonitätsbewertung, die Dienstleister und Unternehmen zur Beurteilung der Kreditwürdigkeit heranziehen. Doch gerade die Geheimhaltung dieses Verfahrens und die mangelnde Transparenz werfen Fragen auf und lassen Kritiker zweifeln.
Geplanter Kontozugriff per App stößt zu Recht auf Kritik
Mit der jüngsten Novelle wurde die Speicherdauer für die Restschuldbefreiung von drei Jahren auf nur noch sechs Monate verkürzt. Ein Schritt in die richtige Richtung, doch Verbraucherschützer bleiben skeptisch.
Vor allem der geplante Kontozugriff per App stößt auf Kritik. Und das zu Recht. Denn das eigene Bankkonto ist ein hochsensibler Bereich, der geschützt bleiben sollte. Auch der Ruf nach Transparenz beim Schufa-Score wird lauter. Viele Verbraucher wissen nicht, wie sich ihr Score aus den gesammelten Daten zusammensetzt, was das Vertrauen in die Schufa mindert.
Tabea Rößner, Vorsitzende des Digitalausschusses und Mitglied im Ausschuss für Umwelt und Verbraucherschutz, erklärt:
„Die neue Möglichkeit, der Schufa per App Zugriff auf das Konto zu gewähren, sehe ich kritisch. Das eigene Konto mit Einnahmen und Ausgaben ist ein sehr privater und sensibler Bereich, den es zu schützen gilt. Schon jetzt hat die Schufa eine enorme Datenmacht über die Verbraucherinnen und Verbraucher, um vierteljährlich den Schufa-Score zu berechnen. Dabei wissen die Verbraucherinnen und Verbraucher nicht einmal, wie sich der Score aus den gesammelten Daten zusammensetzt. Das schafft nicht das Vertrauen, mit dem die Schufa wirbt. Wozu dann noch der tägliche Blick auf den Kontoauszug? Privates sollte privat bleiben.„
Aber auch der Generalanwalt des Europäischen Gerichtshofs sieht mögliche Verstöße gegen EU-Datenschutzrecht und fordert eine Überprüfung. Dabei geht es um die Score-Werte der Schufa und die Speicherdauer von Einträgen nach Privatinsolvenzen.
Nicht nur eine Frage der Kreditwürdigkeit, sondern auch der Privatsphäre und der Datensicherheit
Die Schufa speichert nicht nur Finanzdaten, sondern auch typische Kontaktdaten wie Name, Geburtsdatum und Adressen. Dieser umfangreiche Datensatz ermöglicht es der Auskunftei, umfassende Bonitätsbewertungen vorzunehmen.
Bei der Diskussion um die Schufa geht es nicht nur um Bonität, sondern auch um Privatsphäre und Datensicherheit. Die Macht und Kontrolle über unsere persönlichen Daten weckt zu Recht Bedenken und bedarf einer klaren und transparenten Regelung.
Es bleibt abzuwarten, wie die Diskussion um die Schufa weitergeht und ob in Zukunft mehr Transparenz und Datenschutz gewährleistet werden kann. Schließlich sollen unsere Finanzdaten nicht zum Spielball von Unternehmen werden, sondern in sicheren Händen und nach nachvollziehbaren Kriterien bewertet werden.