soccer, iptv
Cat Toby btw. also enjoys tennis.
Bildquelle: Bruce Turner (CC BY 2.0)

IPTV-Verkäufer flieht vor Verurteilung zu 4,5 Jahren Haft

Gestern wurde der IPTV-Verkäufer Michael Hornung zu 4,5 Jahren Haft verurteilt. Um dem Urteil zu entgehen, ist er nach Nordzypern geflohen.

Rekordurteil gegen einen illegalen IPTV-Verkäufer, doch das nützt der Polizei wenig. Der Verurteilte befindet sich auf freiem Fuß.

IPTV-Verkäufer

Am gestrigen Donnerstag verurteilte der Manchester Crown Court den Angeklagten zu vier Jahren und sechs Monaten Freiheitsentzug. Man sprach Michael Hornung schuldig, weil er zwischen 2014 und 2017 mit nicht autorisierten Decodern rund 350.000 Britische Pfund umgesetzt haben soll.

Angeklagter flieht vor seiner Verurteilung

Die britische Polizeibehörde FACT könnte jubeln, wenn der Mann nicht schon verschwunden wäre. Dem Gericht teilte der IPTV-Verkäufer mit, er sei nach Nordzypern geflohen, um seinem Urteil zu entkommen. Dieser der Türkei zugehörige Teil der Insel liefert nämlich grundsätzlich keine Verdächtigen nach Großbritannien aus. Hornung war bereits am letzten Verhandlungstag nicht mehr vor Gericht erschienen.

IPTV-Verkäufer generierte Schaden von 2,33 Mio. Euro

In den drei Jahren seiner aktiven Zeit setzte der Mann nach Medienangaben zirka 2.700 manipulierte Set-Top-Boxen um. Damit konnten seine Kunden ohne monatliche Gebühren auch das kostenpflichtige Programm von Sky TV, BT Sports und Virgin empfangen. Laut der Sondereinheit Federation Against Copyright Theft (F.A.C.T.) sind dadurch den Medienunternehmen insgesamt rund zwei Millionen Britische Pfund Verlust entstanden.

Staatsanwalt Ari Alibhai sagte gegenüber der Lokalpresse von Manchester, der verurteilte IPTV-Verkäufer habe unter dem Pseudonym NoHatsNoTrainers in mehreren Foren bzw. Webseiten wie CS-World Anzeigen für seine Dienstleistung verbreitet. Staatsanwalt Alibhai weiter:

„Es handelte sich um ein ausgeklügeltes und einträgliches Geschäft, das den Kunden den Zugang zum Fernsehen ermöglichte, ohne die Sender oder andere Personen mit geistigen Eigentumsrechten an diesen Inhalten zu bezahlen.

Übersetzt aus der Pressemitteilung von FACT.

Umsatz des IPTV-Verkäufers schwer kalkulierbar

iptv, used for tv

Es sei „sehr schwierig“, genau zu berechnen, wie viel Geld Hornung durch den Betrug eingenommen hat, da er keine Aufzeichnungen geführt habe, so Alibhai. Aber die PayPal-Transaktionen eines Jahres deuteten auf einen Jahresumsatz von etwa 125.000 Britische Pfund hin. Das sind umgerechnet etwa 145.750 Euro Umsatz im Jahr.„Er erwirtschaftete sehr große Geldsummen“, sagte Herr Alibahi.

Hornung wurde im Februar 2017 nach einer gemeinsamen Untersuchung unterschiedlicher Polizei-Einheiten verhaftet. Er kooperierte zunächst mit dem Gericht, erschien aber später nicht zu seinem Prozess. Hornung wurde dann in Abwesenheit verurteilt.

Abschreckung des Urteils geht durch Flucht verloren

FACT Logo

Die Sondereinheit FACT versucht aus dem Desaster trotzdem noch etwas Gutes zu machen. Sie sieht das Urteil als eine „Warnung“ für alle, die an der Bereitstellung illegaler Inhalte beteiligt sind.

Geschädigt werden durch IPTV-Verkäufer aber nach Angaben der Behörde nicht nur die Rechteinhaber, sondern auch die rechtmäßigen Abonnenten von Pay-TV-Diensten. Die illegalen Zuschauer profitieren nämlich direkt von den Beiträgen der regulären Abonnenten, ohne die die TV-Sender ihre Tätigkeit nicht aufrecht erhalten könnten.

In Großbritannien finanzieren sich die Fußballmannschaften im großen Umfang über die hohen Abgaben der Pay-TV-Sender, was auch die deutlich höheren Zuwendungen der Fußballer erklärt. Ligaspieler verdienen dort sehr viel mehr als hier in der ersten Bundesliga. Das erklärt auch die Popularität der illegalen Produkte der IPTV-Verkäufer in Großbritannien.

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.