Der lange Arm der britischen Justiz folgte einem Geflohenen wegen dem Verkauf von IPTV-Boxen bis in die Türkische Republik Nordzypern.
Der 40-jährige Michael Hornung aus Hyde, Greater Manchester, wurde wegen des Verkaufs von IPTV-Boxen zu vier Jahren und sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Hornung hatte speziell konfigurierte Fernseh-Set-Top-Boxen in Großbritannien beworben und verkauft. Diese Geräte ermöglichten den unrechtmäßigen Zugang zu Abonnementdiensten von Sky, BT und Virgin Media. Darüber kann man auch Tausende Filme, Serien und Pay-per-View-Inhalte auf Knopfdruck konsumieren. Zusätzlich hat man Hornung wegen Verstoßes gegen das Kautionsgesetz zu einer 12-wöchigen Haftstrafe verurteilt. Dies erhöhte seine Gesamtstrafe auf insgesamt vier Jahre und neun Monate.
Verkäufer der IPTV-Boxen war flüchtig
Hornung erschien nach seiner erfolgreichen Auslieferung aus der Türkischen Republik Nordzypern vor dem Manchester Minshull Street Crown Court. Das Gericht hatte ihn bereits im Juni 2022 verurteilt.
Das Gericht musste das Urteil in seiner Abwesenheit fällen, da er aus dem Vereinigten Königreich geflohen war, um einer Inhaftierung zu entgehen. Er lebte in Nordzypern und glaubte, er könne sich außerhalb der EU seiner Bestrafung wegen des Handels mit den IPTV-Boxen entziehen.
Am 2. Juni 2024 wurde Hornung in Zypern von den zypriotischen Behörden verhaftet. Im Vorfeld hatten die Einheiten von FACT und der National Crime Agency (NCA) zusammengearbeitet. Die NCA erleichterte die Vorbereitungen für seine Auslieferung. Nach einer Auslieferungsanhörung im Exil stimmte Hornung seiner Rückkehr in das Vereinigte Königreich zu.
Ermittlungen starteten schon vor über 10 Jahren
FACT begann bereits im April 2014 gegen Michael Hornung zu ermitteln, nachdem sich herausgestellt hatte, dass er modifizierte IPTV-Boxen lieferte, die den unbefugten Zugang zu abonnierten Fernsehinhalten ermöglichten. Mit Unterstützung der Polizei von Greater Manchester identifizierte FACT Hornung als den Betreiber hinter „NoHatsNoTrainers“, der auf der Online-Plattform CS World handelte.
Hornungs Operation lief von 2014 bis 2017. Sie führte zu einem potenziellen Verlust von zwei Millionen Britischen Pfund für Fernsehsender und Rechteinhaber. Das sind umgerechnet ca. 2,37 Millionen Euro. Dazu kamen betrügerische Einkünfte in Höhe von umgerechnet etwa 414.000 Euro.
Noch nicht das letzte Gerichtsverfahren
Zusätzlich zu seiner Verurteilung wurde Hornung im September 2022 gemäß dem Proceeds of Crime Act 2002 (PoCA) zur Zahlung von umgerechnet 306.000 Euro verurteilt. Man räumte ihm drei Monate ein, um dieser Anordnung nachzukommen. Andernfalls drohen ihm weitere drei Jahre Freiheitsentzug. Das Gericht hat die Verhängung der zusätzlichen Strafe vertagt. Dies wird bei einer zukünftigen Anhörung vor dem Liverpool Magistrate’s Court verhandelt.
Die Polizeibehörden betonen insbesondere ihre Freude darüber, dass es gelang, den Tatverdächtigen zurück ins eigene Land zu holen. Hornung glaubte offenbar, seine Flucht ins Ausland hätte zur Folge, dass er für seine Taten nicht gerade stehen müsse.
Das Strafmaß soll offenkundig eine abschreckende Wirkung auf mögliche Nachahmer entfalten. Da man allerdings mit dem Verkauf spezieller IPTV-Boxen sehr viel Geld in kurzer Zeit verdienen kann, dürfte wohl die Versuchung überwiegen.