Flawless IPTV
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Flawless IPTV-Betreiber zu über 30 Jahren Haft verurteilt

Fünf Betreiber hinter Flawless IPTV wurden gestern nach einer Privatklage der Premier League zu mehr als 30 Jahren Gefängnis verurteilt.

Vor dem Derby Crown Court mussten sich aktuell fünf Männer im Alter zwischen 30 und 46 Jahren wegen des illegalen Bereitstellens von Premier League-Inhalten verantworten. Gemeinsam starteten sie neben Flawless IPTV noch zwei weitere Streaming-Dienste, Shared VPS und Optimal. Diese waren zwar nicht so erfolgreich, brachten ihnen aber dennoch viel Geld ein. Richter Martin Hurst verurteilte die Männer dafür insgesamt zu rund 30 Jahren Gefängnis.

Flawless IPTV: einer der größten IPTV-Dienste im Vereinigten Königreich

Flawless IPTV konzentrierte sich hauptsächlich auf Inhalte der Premier League und konnte mit über 50.000 Abonnenten eine große Fangemeinde aufbauen. Damit galt er als einer der größten IPTV-Dienste im Vereinigten Königreich. Der illegale Streaming-Dienst wurde etwa im August 2016 gegründet und lief insgesamt nur 22 Monate.

Die Betreiber generierten hierdurch einen Umsatz von etwa 4,6 Millionen Pfund, davon 3,7 Millionen Pfund Gewinn, der sich ungleichmäßig auf die derzeit inhaftierten Personen aufteilte.

Die Bande verkaufte vergünstigte Abonnements für 10 £ pro Monat. Vergleichsweise hätte ein Abo für Dienste von Sky, BT Sport und Amazon Prime etwa 80 £ pro Monat gekostet. Zudem bot Flawless seinen Abonnenten Premier-League-Spiele an, die ansonsten nur im Ausland zu sehen waren.

Benutzerfreundliche Leistungen lockten zahlreiche Abonnenten an

Die Bande nahm Feeds von Sendern in Großbritannien, Katar, den USA, Australien und Kanada auf und streamte sie wenige Sekunden später über den Flawless-Dienst. Das Unternehmen entwickelte auch Apps mit Spielen der Premier League, die auf Mobiltelefonen und Smart-TVs liefen. Benutzer konnten dabei aus einem voll funktionsfähigen Programmführer auf ihrem Bildschirm auswählen, was sie sehen wollten.

Als Betreiber hinter Flawless IPTV werden Mark Gould, Steven Gordon, Peter Jolley, Christopher Felvus und William Brown genannt. Als Hauptakteur der Bande gilt der 36-jährige Mark Gould. Wegen Verschwörung zum Betrug, Geldwäsche und Missachtung des Gerichts erhielt er elf Jahre Gefängnis. Sein Anteil am Gewinn betrug rund 1,7 Millionen Pfund.

Die vier übrigen Mitglieder verurteilten die Richter zu Haftstrafen zwischen drei und über fünf Jahren. Ein sechster Angeklagter, Zak Smith, erschien nicht vor Gericht. Gegen ihn wurde ein Haftbefehl erlassen.

Hinweisgeber löste erste Ermittlungen aus

Wie TorrentFreak berichtete, löste der Abschluss eines Abonnements im Jahr 2017 eine umfangreiche strafrechtliche Untersuchung aus und läutete damit gleichzeitig das Ende des Dienstes ein.

Crimestoppers, eine britische Wohltätigkeitsorganisation, die für ihre anonymen Hinweistelefone bekannt ist, erhielt im Sommer 2017 eine Beschwerde über Flawless. Anstatt sich jedoch an die Polizei zu wenden, alarmierte Crimestoppers die Federation Against Copyright Theft (FACT). Dies führte im Oktober desselben Jahres zu einem verdeckten Kauf eines Flawless-Abonnements.

Nachdem FACT herausgefunden hatte, dass Flawless unter anderem Streams von Sky und Virgin anbot, nutzte die Organisation ihre Kontakte zu Strafverfolgungsbehörden und zivilen Stellen, um Maßnahmen zum Schutz der Rechte der Premier League zu fordern.

Ein Bericht an GAIN, das Government Agency Intelligence Network, führte zur Bereitstellung erheblicher öffentlicher Mittel. Infolge übernahm der leitende Beamte der Handelsbehörde, Doug Love, die Ermittlungen. Im Mai 2018 vollstreckten die Ermittler an zwei Adressen in London Durchsuchungsbefehle.

Gould verhafteten die Ermittler in seinem Haus in Greenwich, einer Wohnung direkt am Fluss, die er für 600.000 Pfund in bar erworben hatte. Etwa einen Monat später verhafteten die Behörden Steven Gordon und Peter Jolley, drei Wochen später Christopher Felvus. William Brown und Zak Smith folgten Anfang August 2018.

Es dauerte fünf Monate, bis der Fall vor Gericht kam und weitere drei Jahre bis zum aktuellen Urteil. Doug Love leitete die Razzia in Goulds Wohnung. Gegenüber BBC News gab er bekannt:

„Ich glaube, keiner von uns hat gemerkt, wie groß es war. Als wir ins Gästezimmer gingen, waren dort 20 oder 30 Set-Top-Boxen miteinander verbunden.“

Aber auch die persönlichen Daten der Abonnenten von Flawless IPTV befinden sich nun in den Händen der Ermittler. Dies wirft die Frage auf, welche Maßnahmen gegen sie ergriffen werden könnten.

Premier League zeigt sich mit Flawless IPTV-Urteil zufrieden

Kevin Plumb, General Counsel der Premier League, führte in einem Statement aus:

„Die heutige Verurteilung ist das Ergebnis einer langwierigen und komplexen Strafverfolgung und einer äußerst raffinierten Operation. Die verhängten Strafen, die die Längsten sind, die jemals für Pirateriedelikte verhängt wurden. Sie rechtfertigen die Anstrengungen, die unternommen wurden, um diese Personen vor Gericht zu bringen, und spiegeln die Schwere und das Ausmaß der Straftaten wider.

Diese Strafverfolgung ist ein weiteres konkretes Beispiel für die eindeutigen Verbindungen zwischen Piraterie und allgemeiner Kriminalität, vor denen wir immer wieder warnen. Die meisten Fans der Premier League genießen es, unsere Spiele auf sichere Weise anzuschauen, aber diejenigen, die diese Dienste in Anspruch genommen haben, haben effektiv Personen unterstützt, die in andere finstere und gefährliche organisierte Verbrechen verwickelt sind.

Wir sind sehr dankbar für die harte Arbeit und das Fachwissen der Behörden, die uns unterstützt haben, insbesondere der London Borough of Hammersmith and Fulham Trading Standards, die die Ermittlungen koordiniert und mit Strafverfolgungsbehörden im ganzen Land zusammengearbeitet haben.

Es freut uns, dass die Gerichte durch Urteile wie diese weiterhin zeigen, dass sie die Bedeutung des Schutzes der Rechte der Premier League anerkennen. Wir werden weiterhin unsere Rechte und die unserer Fans schützen, indem wir illegale Betreiber auf allen Ebenen ermitteln und strafrechtlich verfolgen.“

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Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.