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Bildquelle: Danny Gallegos

BREIN grillt weiteren Verkäufer illegaler IPTV-Abos

BREIN hat kürzlich die Aktivitäten eines Händlers stillgelegt, der bei Handelsplattformen illegale IPTV-Abos zu Billigpreisen angeboten hat.

Die niederländische Antipiracy-Organisation BREIN hat letzte Woche die Aktivitäten eines Händlers stillgelegt, der bei verschiedenen E-Commerce Anbietern illegale IPTV Abos auffällig günstig verkauft hat.

BREIN Logo

BREIN folgte der Spur des Geldes

Laut eigener Pressemitteilung einigte sich BREIN (Abkürzung für Bescherming Rechten Entertainment Industrie Nederland. Das heißt übersetzt Organisation zum Schutz der niederländischen Entertainment-Industrie) mit einem Mann, der über verschiedene E-Commerce-Portale illegale IPTV-Abos verkauft hat.

Er verkaufte die Abonnements u.a. bei marktplaats.nl und 2dehands.be an. Er bot den Kunden zu Billigpreisen Zugang zu mehr als 6.000 TV-Kanälen, einschließlich zu Sport-Events und Video-on-Demand-Angeboten zu mehr als 10.000 Filmen und TV-Serien an. BREIN machte sich auf die Suche nach dem Mann, weil er trotz der Entfernung seiner Anzeigen und der Schließung seiner Konten seine illegalen Geschäfte weitergeführt hatte.

Er gab vor, Belgier zu sein, was die Zuständigkeit von BREIN infrage gestellt hätte. Aber es stellte sich bei den privaten Ermittlungen schließlich heraus, dass er in den Niederlanden lebt. Nach seiner Aufdeckung unterzeichnete der Tatverdächtige eine Verzichtserklärung mit einer Strafklausel für zukünftige Verstöße (in Deutschland Unterlassungserklärung genannt). Außerdem zahlte er eine Entschädigung an BREIN für die entstandenen Kosten.

2dehands.be
Screenshot von 2dehands.be – offensichtlich zu günstige IPTV-Angebote, die nicht legal sein können.

marktplaats.nl & 2dehands.be weiterhin voller illegaler Angebote

BREIN wünscht sich, dass es einfacher wäre, gegen illegale Inserenten auf Online-Marktplätzen vorzugehen. Dies gelänge, wenn man die Namens- und Adressangaben intensiver validieren würde.

In Deutschland läuft das zumeist über das POSTIDENT-Verfahren. Der Ermittlungserfolg der Stiftung ist wohl nicht von langer Dauer. Bei den Online-Handelsplätzen marktplaats.nl und 2dehands.be wird man trotz der Aktion sofort fündig, wenn man dort nach preiswerten IPTV-Zugängen oder entsprechenden Set-Top-Boxen sucht. Oft ist im Hardware-Preis schon die Gebühr für ein illegales Jahresabo mit inbegriffen.

BREIN ließ seit Frühjahr 2017 fast 3.000 Anzeigen für IPTV-Abos löschen

iptv

Seit des von BREIN mit Erfolg angestrengten Filmspeler-Urteils des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) im April 2017 hat die Organisation 2.988 Anzeigen für illegale IPTV-Abonnements entfernt und 46 illegale Anbieter aufgespürt und gestoppt. Darüber hinaus hat BREIN inzwischen 323 Websites abgeschaltet, die illegale IPTV-Abonnements für das niederländische Publikum angeboten haben.

Auch diese illegalen Anbieter bemühen sich, anonym zu bleiben. Sie geben bei der Anmeldung den Hosting-Providern falsche Namens- und Adressangaben ihrer Websites an, die diese Angaben nicht überprüfen. Sollte es zu juristischen Problemen kommen, können sie nach der Schließung ihrer Seiten an anderer Stelle sofort wieder anfangen.

Viele Anbieter bleiben unentdeckt

BREIN plädiert daher dafür, dass das neue Gesetz über digitale Dienste auch Hosting-Anbieter dazu verpflichten sollte, die Identität der Kunden von Webhostern zwingend zu verfizieren. Der EU-Vorschlag zum Digital Services Act verlangt von Online-Marktplätzen, die Namens- und Adressangaben ihrer Online-Händler zu überprüfen. Das geht der Copyright-Organisation noch nicht weit genug. Die gleiche Vorgabe sollte auch für alle Hosting-Anbieter gelten. Die Forderung kommt nicht von ungefähr. In den Niederlanden ist das Webhosting sowohl preiswert als auch dessen Online-Anbindung sehr schnell. Von daher hosten viele schwarzen Schafe bei Hosting-Providern, die ihren Sitz in den Niederlanden haben.

iptv trotz BREIN

BREIN bemängelt, man könne sie nur aufspüren, wenn sie verräterische Spuren im Internet hinterlassen haben. Wer sich komplett absichert, ist vergleichsweise sicher. Die Vergleichszahlungen, zu denen sich die Tatverdächtigen verpflichten, können sich abhängig vom entstandenen Schaden und Rechercheaufwand auf mehrere zehntausend Euro belaufen.

Sofern der Tatverdächtige der außergerichtlichen Schlichtung nicht zustimmt, folgt die Anzeige bei der Polizei, womit zusätzlich das strafrechtliche Verfahren auf Basis der Beweise von BREIN eröffnet wird.

Die Vereinigung fährt somit zweigleisig und existiert noch immer, obwohl das deutsche Pendant GVU schon letzten Sommer liquidiert wurde.

Tarnkappe.info

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Früher brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert. In seiner Freizeit geht er am liebsten mit seinem Hund spazieren.