imperial library of trantor
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Imperial Library of Trantor: Darknet & E-Books, passt das?

Der Betreiber Las Zenow hat mit der Imperial Library of Trantor im Darknet einen Ort für Büchewürmer aufgebaut. Wir haben mit ihm gesprochen.

Interview mit dem E-Book Portal Imperial Library of Trantor. Las Zenow ist ein großer Fan von Science Fiction im Allgemeinen und dem Autor Isaac Asimov im Besonderen. Zenow gefällt die Vorstellung einer Bibliothek, wo all das Wissen der gesamten Menschheit vereinigt wurde, um sie kostenlos zur Verfügung zu stellen. Das ist genau das was er aufgebaut hat.

Update – Neue Adresse für das Tor-Netzwerk: http://kx5thpx2olielkihfyo4jgjqfb7zx7wxr3sd4xzt26ochei4m6f7tayd.onion. Im Clearnet ist die Seite unter dem Proxy https://trantor.is zu erreichen.

Ein Ort für Büchewürmer, die dort E-Books ohne Beschränkungen hoch- und herunterladen können. Das ist auch der Grund, warum dort lediglich das offene Epub-Format erlaubt ist. In Asimovs Geschichten spielte Zenow den leitenden Bibliothekar. Zenow und seine Seite „Imperial Library of Trantor“ verstecken sich im Darknet. Warum? Auch wenn er es ablehnt, das Urheberrecht existiert und er bietet dennoch in seinem Portal mehr als 128.000 E-Books zum kostenlosen Download an. Jegliche Banner oder Online-Werbung ist dort verboten. Damit könnte man die Besucher sehr einfach überwachen.

Außerdem geht es nicht um’s Geld verdienen. Für den Betrieb werden lediglich Spenden gesammelt. Zenow hat den Quellcode der Seite auf Basis des Codes der Free Software Foundation weiterentwickelt. Er bietet den kompletten Sourcecode der Öffentlichkeit für umsonst an. Übrigens ist dieses Interview das erste seit fünf Jahren.

The english version of the interview can be found here. Für den Anfang: Magst Du Dich unseren Lesern einmal kurz vorstellen?

Las Zenow, der Bücherwurm

Las Zenow: Hallo, ich bin Las Zenow, Ich bin ein absoluter Bücherwurm. Ich bin einer der Leute, die in Büchereien für Stunden einfach so verloren gehen. Ich schaue mich bei den ganzen Büchern auf der Suche nach verborgenen Schmuckstücken um.

Mit Aufkommen elektronischer Bücher und den E-Book-Readern wurde ich zum Enthusiasten wenn es um die Möglichkeiten geht, der Menschheit auf globaler Ebene Kultur nahe zu bringen. Ich finde, jeder sollte Zugang zu Kultur haben. Ich möchte diesen Zugang mit meiner Webseite einfacher gestalten.

Tarnkappe.info: Wie kam es denn eigentlich zur Gründung dieser E-Book Webseite?

Las Zenow: Als ich anfing Bücher in digitaler Form zu lesen merkte ich wie schwer es ist, online epubs zu finden. Es gibt viele Orte, wo PDF-Dokumente online angeboten werden, aber Werke im ePub-Format sind nur schwer zu finden. Auch mangelt es an Orten, wo es die Werke in diesem Format mehrsprachig gibt. Unsere Bibliothek versucht da zu kratzen, wo es juckt (also im Internet mangelt).

Name der Imperial Library of Trantor geht auf Asimov zurüc

Tarnkappe.info: Wieso hast Du „Imperial Library of Trantor“ als Namen ausgewählt?

Las Zenow: Isaac Asimov beschreibt in seinen Foundation-Romanen die imperiale Bibliothek des Planeten Trantor, wo das gesamte Wissen der Menschheit von ihren Bibliothekaren gesammelt und indiziert wird.

tor2web

Tarnkappe.info: Auf Deiner Webseite gibt es alles mögliche von SF-Romanen bis hin zu wissenschaftlichen Arbeiten. Habt ihr einen Fokus auf irgendwas gesetzt?

Las Zenow: Es gibt keinen speziellen Fokus in der Bibliothek. Die Bücher wurden von den Nutzern hochgeladen. Somit definieren die Nutzer auch den Fokus.

Imperial Library of Trantor: Tor garantiert die Anonymität der Betreiber und aller Besucher.

Tarnkappe.info: Warum habt ihr Euch für das Tor-Netzwerk entschieden? Würdet ihr im Clearnet nicht weitaus mehr Besucher haben?

Imperial Library of TrantorLas Zenow: In vielen Staaten steht das Teilen von Kultur unter Strafe. Solche Seiten wie die Imperial Library of Trantor zu betreiben könnte einem ernsthafte juristische Probleme einhandeln, vielleicht sogar Freiheitsentzug. Tor hilft dabei, den wahren Speicherort der Bücher zu verschleiern. Außerdem garantiert es Anonymität für die Macher der Webseite.

Tor bietet auch Anonymität für unsere Besucher. Weder wir noch eine Behörde kann sehen, wer was bei uns heruntergeladen hat. Es gibt Regierungen, die ihre Bürger für das verfolgen, was sie lesen und denken. Und es gibt Gemeinschaften, die Menschen dafür ausschließen, wenn ihnen deren Ideen nicht gefallen.

Egal ob Du schwul oder ein Anarchist bist oder gerne kitschige romantische Billigheftchen liest, so sollte jeder das Recht haben zu lesen, was sie oder er will.  Und das ohne dafür geringschätzig behandelt oder sogar bestraft zu werden.

Ich gebe zu, es wäre toll die Imperial Library of Trantor im Clearnet verfügbar zu machen. Wir müssten uns da dran machen und dafür auch eine extra Domain beantragen. Es gibt für solche Zwecke aber Schnittstellen, wie Tor2Web, die die Seite im Clearnet verfügbar machen. Die Adressen sind nicht so einfach zu merken, wie es sein sollte. Ein Beispiel für eine solche Schnittstelle zwischen Clear- und Darknet ist .

Das ePub Format ist flexibel, offen und unterstützt viele unterschiedliche Geräte

Warum werden nur E-Books im ePub-Format in der Imperial Library of Trantor erlaubt?

Las Zenow: Nach meiner Meinung ist ePub das beste Format, um E-Books auf digitalen Geräten zu lesen. Es ist ein Standard, ganz anders als im Fall vom .mobi-Format, was nur auf den Amazon Geräten gelesen werden kann. Die Schriftgröße passt sich jeder Bildschirmgröße an, ganz im Gegensatz zu PDF-Dokumenten, die der Größe einer DIN-A4-Seite angepasst wurden. Das Dokument kann mit einfachen Mitteln in jedes andere Format gewandelt oder ausgedruckt werden. Auch kann man es nach der Konvertierung problemlos von einem Gerät anzeigen lassen, was kein ePub unterstützt.

Es wäre prima wenn wir weitere Formate anbieten könnten. Doch das hat für unsere Projekt momentan keine hohe Priorität.

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Werden häufig E-Books von Nutzern hochgeladen? Prüft ihr diese auf digitale Wasserzeichen, die in den E-Books verborgen sind?

Las Zenow: Leider nein. Es ist schwierig Wasserzeichen in ePub-Dateien ausfindig zu machen, das geht nur manuell. Beispielsweise können sie in Bildern oder versteckten Teilen des Textes verborgen werden. Soweit ich weiß, wurde diesbezüglich bisher nicht sonderlich Forschung  betrieben. Auch fehlt es an Tools, die das automatisch für uns übernehmen könnten. 

Ich bin an diesem Thema sehr interessiert. Mir fehlte aber bisher die Zeit, mich da einzuarbeiten. Wenn einer der Leser hier daran arbeiten möchte, dann kann er mich gerne kontaktieren. ;-)

„Anzeigen sind nervig“

Was ist mit den Spenden. Seid ihr in der Lage alle Kosten auf Basis der Spenden zu bezahlen?

Las Zenow: Das Projekt tragen ausschließlich ehrenamtliche Mitarbeiter. Wir wollen damit keinen Profit machen. Die Spenden nutzen wir dafür, den Service online zu halten. Bisher hat das geklappt, dennoch sind Spenden sehr willkommen, um uns zu helfen.

Wie kommt es eigentlich, dass ihr gar keine Werbung geschaltet habt?

Las Zenow: Ich finde die ganzen Anzeigen total nervig. Nicht wegen den unpassenden Inhalten, die man einem ständig angezeigt. Es geht darum, dass die meisten Banner dafür missbraucht werden, die Besucher ungefragt zu überwachen und die Daten an Dritte weiterverkaufen. Wie gesagt, uns geht’s nicht um’s Geld verdienen mit der Webseite. Wir versuchen das Beste aus den Spenden herauszuholen, um sie dauerhaft betreiben zu können.

Auf deiner Webseite schreibst Du, dass das Copyright überflüssig sei. Das bedeutet, Du glaubst nicht an dessen Existenz? Oder wie sollte es vielmehr aussehen?

Las Zenow: Ich bin der Meinung, das traditionelle Konzept des Copyrights ist überflüssig, weil die Kulturgüter auf einige wenige physische Kopien ausgerichtet waren, die manuell hergestellt werden mussten. Es ist nicht ethisch im digitalen Zeitalter Wissen zu limitieren, zumal für die Produktion der Bücher keine Ressourcen verbraucht werden.

Wir müssen Wege finden, damit Autoren von ihrer Tätigkeit leben können und trotzdem jeder offenen Zugang zu allem Wissen hat. Ich kann nicht erkennen, wie das Copyright dabei hilft diese Probleme zu bereinigen. Heutzutage ist das Copyright lediglich ein Werkzeug, damit große Verlage möglichst viel Umsatz machen, während ihre Autoren nach anderen Wegen suchen müssen, um finanziell irgendwie über die Runden zu kommen und die Leser dafür verurteilt werden, wenn sie sich anderweitig Zugang zu den Werken verschaffen sollten. 

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Imperial Library of Trantor mit eigenem Forum

Welche Rolle spielt eigentlich Euer Forum? Gab es das von Anfang an oder habt ihr das später hinzugefügt?

Las Zenow: Anfangs gab es das nicht. Viele Leute haben mich kontaktiert und gefragt, ob es nicht einen Ort geben kann, wo man sich mit den anderen Lesern austauschen und in eine direkte Interaktion mit den Bibliothekaren treten kann.

Das Forum ist der Ort wo man die Weiterentwicklung der Seite diskutieren kann. Zudem kann man den Upload von Bücher erfragen oder sich über die verschiedenen Lesegewohnheiten austauschen. Für mich ist es ein gutes Werkzeug, um mir die Meinungen und Kritikpunkte der Nutzer anzuhören.

Ich habe gesehen, Du hast Deine Webseite selbst programmiert. Wie kam es dazu? Wurde der Quellcode von Dritten genutzt, zumal er bei gitlab verfügbar ist? (gitlab is im Darknet das gleiche wie Github im Clearnet)

Las Zenow: Ich konnte nichts Fertiges finden, um damit die Bibliothek aufzubauen. Von daher was es einfacher, alles selbst zu schreiben. Der Code hat sich von einem simplen Index für E-Books zu dem entwickelt, was es heute ist. Die weitere Entwicklung wird noch einiges an Zeit und Arbeit kosten, um es für die Leser noch nützlicher zu gestalten.

Ich weiß nicht, ob es eine andere Seite gibt, die den Code schon benutzt, das wäre toll. Ich glaube Code als auch Bücher sollten grundsätzlich öffentlich sein. Jeder sollte die Möglichkeit haben, zu lernen und alle Inhalte zu verändern.

„Ich sehe eine mögliche dystopische Zukunft, die von diesen Blockchain Kids erschaffen wird.“

Was glaubst Du, wie wird das Internet in fünf oder zehn Jahren aussehen?

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Las Zenow: Ich sehe eine mögliche dystopische Zukunft, die von diesen Blockchain Kids erschaffen wird. Die Ausrichtung vieler Blockchain Projekte ist es, dass alle menschlichen Interaktionen von ökonomisch aufgebauten Tauschbörsen geleitet werden. Die Menschheit verliert die Macht über die Ausführung und überlässt alle Entscheidungen Computerprogrammen.

Blockchain Projekte wie der Bitcoin sind immer populärer geworden. Da werden viele Ressourcen reingesteckt. Viele Menschen sehen die Blockchain als Lösung an, um Unternehmen die Möglichkeit zu geben, Profit aus den privaten Daten ihrer Nutzer zu schlagen.  

Programme entscheiden, nicht mehr Menschen

Ethereum ist eines der besten Beispiele für diese Dystopie. Ethereum schlägt sogenannte ’smart contracts‘ vor. Das sind Computer Programme, die automatisch für uns entscheiden. Anstatt das man sich im Gespräch auseinandersetzt oder den Anwälten dies überlässt, wird uns ein Computer sagen, wie das Ergebnis unserer Auseinandersetzung aussehen wird und natürlich auch, wie wir uns zu verhalten haben. Natürlich geschieht dies nicht kostenlos.

Ganz ehrlich, ich hoffe, ich liege da falsch. Und ich hoffe, dass wir ein freies Internet haben werden ohne Unternehmen, die unsere Daten ernten und ohne Software-Systeme, die uns unsere Entscheidungen abnehmen. Ich würde es bevorzugen eine Zukunft zu sehen, wo Autoren derart entlohnt werden, dass sie ein komfortables Leben führen können, während die Bevölkerung an den Kulturgütern teilhaben kann ohne dafür bestraft oder verurteilt zu werden. Aber ich glaube, wir haben noch einen langen Kampf vor uns, bis es soweit sein wird.

Tarnkappe.info: Vielen Danke für die langen Antworten

Las Zenow: Ja, sehr gerne!

P.S.: Auch wert gelesen zu werden: Thema E-Book Piraterie. Interview mit Alexandra Elbakyan von Sci-Hub.

Source of pictures, thx!  (CC0 1.0 PD)

Tarnkappe.info

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Früher brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert. In seiner Freizeit geht er am liebsten mit seinem Hund spazieren.