Amazon Gutscheinkarten
Amazon Gutscheinkarten

Amazon Gutscheinkarten nicht mehr für alles nutzbar

Amazon Gutscheinkarten funktionieren nicht mehr bei Drittanbietern. Kommende Geldwäscheregelungen der EU sind die Ursache.

Beim Kauf von Amazon Gutscheinkarten muss man sowieso höllisch aufpassen. Wer welche in zu großer Höhe (ab ca. 400 Euro aufwärts) erwerben will, riskiert, dass man ihm ohne Ankündigung seinen Account bei Amazon sperrt. Bei kleineren Beträgen ist man dagegen auf der sicheren Seite.

Geltungsbereich der Amazon Gutscheinkarten eingeschränkt

Dafür hat Amazon die Nutzung der Gutscheinkarten stark eingeschränkt. Bislang konnte man diese auch bei allen Marktplatz-Anbietern einlösen, das geht nicht mehr. Wer es probiert, erhält die Fehlermeldung „Dein Geschenkkartenguthaben kann für diese Bestellung nicht verwendet werden„. Hintergrund ist eine EU-weite Gesetzesinitiative, die ab nächstem Jahr die Geldwäsche stark erschweren soll.

Anbieter müssen dann zur Einhaltung der Zahlungsdienstrichtlinie personenbezogene Daten ihrer Kunden erheben. Gemeint ist der vollständige Vor- und Zuname, die Anschrift, das Geburtsdatum und die Staatsangehörigkeit. Bislang galt diese Pflicht nur bei Amazon Gutscheinkarten ab 150 Euro aufwärts. Zwar gilt die Richtlinie erst ab dem Jahreswechsel 2024/2025, doch Amazon hat jetzt schon darauf reagiert. Der Kauf bei den Marketplaces sei mit den anderen Zahlungsmitteln weiterhin problemlos möglich. Nur eben nicht mehr bei Verwendung der Gutscheinkarten, die man in der Vergangenheit fast wie Bargeld einsetzen konnte.

Allerdings setzt Amazon die meisten Umsätze nicht über den eigenen Versand, sondern über fremde E-Commerce-Anbieter um, die einen eigenen Online-Shop bei ihnen betreiben. Für Amazon schränkt dies die Attraktivität ihres Angebots recht umfangreich ein. Der Handelsverband der Einzelhändler, HDE, kritisiert die neue Anti-Geldwäsche-Verordnung scharf. Für Online-Transaktionen gilt nämlich ab dem 01.01.2025 die Grenze von nur noch 50 Euro.

Regelung leitet das Ende der Geschenkkarten ein

Die geplanten Regelungen in der europäischen Anti-Geldwäsche-Verordnung wären praktisch das Ende des Geschäfts mit vielen Geschenkkarten. Weder wollen Kunden ihre Daten hinterlassen, noch will der Händler solch sensible Daten speichern. Daher muss die wichtige Ausnahmeregelung der heutigen Geldwäscheregulierung beibehalten werden“, forderte Ulrich Binnebößel, HDE-Abteilungsleiter Zahlungsverkehr schon vor fast einem Jahr. Bisher ermöglichten Gutscheinkarten den Kunden einen einfachen Zugang zum digitalen Bezahlen, während der Schutz der Privatsphäre bei Transaktionen mit geringen Beträgen gewährleistet war.

Geldwäsche beim Wort genommen. Foto von Lachlan Donald, thx! (CC BY 2.0 Deed)

Inwieweit hilft das Gesetz gegen organisierte Kriminalität, Terrorismus oder Geldwäsche?

Die Ausnahmeregelung ist laut dem HDE wichtig, um die Attraktivität von E-Geld-Geschenkkarten zu erhalten. Andernfalls bestehe die Gefahr, dass sie vom Markt verschwinden. Nicht nur die Branche selbst sei von einem Wegfall betroffen, sondern die digitale Wirtschaft insgesamt.

Auch sollte man kritisch hinterfragen, inwieweit die Speicherung der vielen Daten, so wie vom Gesetz vorgesehen, die Geldwäsche oder den internationalen Terrorismus einschränken soll?! Wer das professional tun will, wird sich einen Account mit falschen Angaben besorgen und beim Kauf der Amazon Gutscheinkarten ein VPN* oder Proxy nutzen. Auch die E-Mail-Adresse oder Handynummer des Empfängers werden, sofern Profis am Werk sind, für die Ermittler wenig hilfreich sein.

Der HDE gemeinsam mit dem Prepaid Verband Deutschland (PVD) erklärte bereit im Sommer 2022 in einer anderen Presseerklärung: „Engmaschiges Transaktionsmonitoring unter Zuhilfenahme modernster Technologien erlaubt es Kartenherausgebern, verdächtige Transaktionen in Echtzeit aufzuspüren und zu unterbinden, auch ohne Daten zur Identität des Kunden zu erheben, die für eine effektive Geldwäsche- und Terrorismusbekämpfung nicht notwendig sind.

Aufgrund der kommenden Vorgaben der EU wird es nur noch mehr Daten geben, die bei noch mehr Parteien hinterlegt werden müssen. Umso mehr Firmen die Informationen speichern müssen, umso größer ist die Gefahr, dass irgendwelche Daten landen, wo sie gar nicht hingehören.

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Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Früher brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert. In seiner Freizeit geht er am liebsten mit seinem Hund spazieren.