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5G beim ZDF: Geld verdienen mit Strahlengegnern?

Das ZDF verbreitete diverse unwahre Tatsachenbehauptungen bei der aktuellen Dokumentation "5G - Zwischen Datenspeed und Strahlenangst".

In der Dokumentation “5G – Zwischen Datenspeed und Strahlenangst” lässt das ZDF extrem fragwürdige 5G-Kritiker zum Thema Strahlen zu Wort kommen. Außerdem zitiert man namentlich nicht genannte Wissenschaftler, die vor dieser Technologie eindringlich warnen… 

Dabei wird anfangs 5G fälschlicherweise wie etwas komplett Neues behandelt. Dabei sollen “Daten 100 mal so schnell wie im LTE-Netz” übertragen werden, heißt es in der Dokumentation. Im gezeigten Speedtest werden Werte von ca. 1.300 Mbps erreicht. Dabei sind beim Standard LTE laut Vodafone bereits Werte von bis zu 1.000 Mbps möglich. Auch wird über die vielen Vorteile von 5G für die Industrie sowie für Privatanwender berichtet.

5G – die Dosis macht das Gift?

Das ZDF veröffentlichte auch eine Beschreibung der Sendung auf ihrer Webseite. Dort ist von einer “Dosis von 900 und 1.900 Megahertz” die Rede. Hierbei ist der Begriff “Dosis” in Verbindung mit den genutzten Frequenzen falsch. Dieser Begriff kommt in Kombination mit Watt/kg zum Einsatz. Auch kommen Frequenzen um 1.900 Megahertz momentan in Deutschland gar nicht zum Einsatz. Dennoch ist im Beitrag die Rede von “gebräuchlichen Mobilfunk-Frequenzen”. Das ist schlichtweg falsch.

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Mehrere Studien belegen zudem, dass 5G keine Auswirkungen auf die Gesundheit von Tieren hat. Es konnte zwar eine Zunahme der Häufigkeit der Katarakte (Trübung der Augenlinse) mit einer Latenz von rund 12 Monaten nach Errichtung einer Basisstation an einem Kuhstall festgestellt werden. Allerdings war diese auf möglichen Parasiten-Befall sowie Unterernährung und einen hohen Schimmelpilz sowie Schwermetallgehalt im Futter zurückzuführen. Bei Versuchen mit Ratten, die mit einer stark erhöhten Dosis durchgeführt wurden, heißt es lediglich teilweise “Es könnte sein, dass ein Zusammenhang (zwischen den Strahlen und den Krankheiten) besteht.” Eine weitere Studie mit knapp 6.000 sogenannten Elektrosensiblen kam zu dem Ergebnis, dass es keinerlei Zusammenhang zwischen elektromagnetischen Feldern und Kopfschmerzen, Schlafstörungen und ähnlichen Beschwerden gibt.

Jörn Gutbier kommt beim Thema 5G zu Wort

In der Dokumentation kommt anfangs Dipl.-Ing. Jörn Gutbier zu Wort, welcher mit seiner Homepage gegen geltenden Datenschutz verstößt. Dieser ist 1. Vorsitzender des Vereins “Diagnose-Funk e.V.”, welcher beispielsweise Interviews mit Jörn Gutbier, also mit sich selbst, führt. Wie seiner Homepage zu entnehmen ist, führt dieser u.a. beruflich “Hausuntersuchungen nach dem Standard der baubiologischen Messtechnik (SBM-2015)” durch. Man könnte auch sagen, er verdient direkt oder indirekt an der Angst vor 5G. Gutbier treibt zudem in vielen Gemeinden sein Unwesen und zeigt dort beispielsweise Filme von Sekten, welche gegen 5G hetzen. In der Zeitung grenzecho wurde Gutbier bereits im Jahr 2016 kritisiert. Er sei nicht vom Fach, betreibe Pseudowissenschaft und injiziert Angst, um einen wirtschaftlichen Nutzen daraus ziehen zu können, hieß es dort.

Wilfried Kühling

Zu Wort kommt auch Wilfried Kühling vom Verein “BUND”, der 5G als “Versuch am lebenden Objekt” bezeichnet. Seine Aussage, man habe im Vorfeld keine gesetzlichen Grundlagen geschaffen, ist schlichtweg falsch. Es gibt in Deutschland bereits seit 1997 die Verordnung über elektromagnetische Felder. Aufgrund dieser werden Grenzwerte festgelegt. Dies deutet Wilfried Kühling anschließend selber an. Frequenzen im Bereich 26 Ghz, deren Anwendung in der Dokumentation kritisiert wurden, hat man in Deutschland übrigens noch gar nicht versteigert. Sie werden deshalb nicht zeitnah zum Einsatz kommen. Wilfried Kühling hat zudem selbst nie Untersuchungen zu dem Thema 5G durchgeführt.

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Dr. Piero Lerchner

Der Umwelt- und Sportmediziner Dr. Piero Lerchner, der in der Dokumentation ebenfalls befragt wird, verdient sein Geld mit chinesischer Heilkunst im Wiener Anshen Zentrum Alte Donau und ist somit auch kein anerkannter 5G Experte. Das erwähnt man aber in der Doku der Reihe „planet e“ nicht. Öffentlich in Erscheinung getreten ist Dr. Lerchner hingegen als Juror für österreichische Topmodels.

ZDF: kein Kommentar ist auch einer

Das ZDF gab auf unsere Anfrage keine Stellungnahme ab. Wir haben mehrere Tage auf eine Reaktion der Redaktion des ZDF gewartet.

Update: Nach einigen Tagen gab das ZDF folgende Stellungnahme ab:

Die Autoren haben sowohl Kritiker, als auch Befürworter der neuen Technologie zu Wort kommen lassen, sie wollten zeigen, dass keine Seite endgültige Beweise für ihre Thesen vorlegen kann, aber gute Argumente.

Die in der Doku zitierte NTP- „Rattenstudie“ ist eine, auf die sich sowohl Gegner als auch Befürworter gleichermaßen berufen. Dass gerade im Bereich der höheren 5G Frequenzen noch Forschungsbedarf besteht, zeigt die Aussage des Bundesamtes für Strahlenschutz im Film, das in Deutschland Studien zum Thema in Auftrag gegeben hat – und nach Vorgabe der Politik Grenzwerte für Mobilfunkanlagen festlegt.

Die erwähnten Frequenzbereiche der „Rattenstudie“ (900 – 1.900 Megahertz) sind nach wie vor bei GMS und UMTS im Einsatz – gerade auf dem Land.

Die von Ihnen angesprochenen „Gegner“ kommen im Übrigen nicht als Privatpersonen, sondern in ihrer „Funktion“ zu Wort, z.B. Beispiel Prof. Kühling als Mitglied des Naturschutzverbandes BUND (finanziert über Spendengelder, unabhängig vom Staat und Politik). In diesem Zusammenhang gibt es im Film eine Aussage des Bundesamtes von Strahlenschutz zu kritischen Wissenschaftlern.

Das Thema 5G polarisiert natürlich – damit der Zuschauer sich seine Meinung bilden kann, muss er aus aber die Argumente beider Seiten  kennen.

 

Dieser Artikel steht in keinem Zusammenhang mit einem deutschen Mobilfunkanbieter. Wir haben dafür keine Entlohnung erhalten, möchten die vielen falschen Informationen dennoch korrigieren, die in der Dokumentation verbreitet wurden. Ein im Mobilfunk tätiger Mitarbeiter eines Telekommunikationskonzerns hat den Beitrag vor der Veröffentlichung geprüft, um mögliche Fehler auszuschließen. Der Mitarbeiter hat keine inhaltlichen Fehler in unserer Berichterstattung finden können. Vielen Dank hierfür!

 

Beitragsbild: Quelle privat, thx!

Tarnkappe.info