Pen Register
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Bildquelle: Aleutie, thx!, Lizenz

Pen-Register: WhatsApp hilft US-Geheimdiensten bei der weltweiten Überwachung seiner Nutzer

Nicht nur der WhatsApp-Messenger muss auf Anfrage der amerikanischen Geheimdienste bei der weltweiten Überwachung seiner Nutzer helfen.

Möglich wird die weltweite Überwachung von u. a. WhatsApp oder auch Facebook-Nutzern durch ein 35 Jahre altes amerikanisches Überwachungsgesetz.

Wie das Forbes-Magazin nun berichtet, brauchen die amerikanischen Geheimdienste dafür keinen Gerichtsbeschluss. Sie müssen auch nicht angeben, hinter wem genau sie her sind und warum.

Bild: Mactrunk

WhatsApp: der sehr lange Arm der amerikanischen Geheimdienste

Spätestens seit dem Zeitpunkt der Enthüllungen von Edward Snowden, ist bekannt, dass die amerikanischen Geheimdienste versuchen, ein weltweites Netzwerk der Überwachung zu spannen.

Aber nicht nur WhatsApp oder Facebook müssen den amerikanischen Behörden bei der weltweiten Überwachung helfen. Quasi jedes US-Technologieunternehmen ist per Gesetz zur Mithilfe verpflichtet.

Ein 35 Jahre altes amerikanisches Überwachungsgesetz (Pen-Register-Gesetz) verpflichtet die Unternehmen dazu, falls verlangt, ihre Nutzer im Geheimen auszuspionieren. Und zwar nicht nur in den USA. Egal ob in China oder anderswo auf der Welt, können bei Bedarf IP-Adressen und Telefonnummern überwacht werden, mit denen die Zielpersonen kommunizieren. Aber auch, wann und wie Verdächtige die App nutzten, wird genauestens an die Geheimdienste weitergegeben.

Ermittler der DEA überwachen User in China und Macau

Das zumindest geht aus einem aktuellen Forbes-Artikel hervor. Dieser beruft sich auf einen kürzlich freigegebenen Überwachungsantrag der US-Regierung. Demnach sollen Ermittler der DEA im November 2021 von dem zu Facebook gehörenden Messaging-Unternehmen WhatsApp verlangt haben, sieben in China und Macau ansässige Nutzer des Messengers zu überwachen.

Aus dem Antrag geht hervor, dass die DEA die Identität der Zielpersonen nicht kannte, sondern WhatsApp aufforderte, die IP-Adressen und Nummern zu überwachen, mit denen die Zielpersonen kommunizierten, sowie wann und wie sie die App nutzten.

forbes.com

Dabei haben es die Behörden ausdrücklich nicht auf die jeweiligen Nachrichteninhalte von WhatsApp abgesehen. Denn diese sind bei dem zu Facebook gehörenden Messenger verschlüsselt.

Mit dem Pen-Register eine fast lückenlose Überwachung ermöglichen

Bild snakul

Mit dem sogenanntenPen-Register“ steht den Geheimdiensten eine sehr mächtige Waffe zur Verfügung. Zu den Informationen, die rechtlich erfasst werden können, gehören unter anderem:

Telefon:

  • Gewählte Nummern
  • Eingehende Rufnummern
  • Die genaue Uhrzeit des Anrufs
  • Ob der Anruf angenommen wurde oder auf die Mailbox ging
  • Die Dauer der einzelnen Anrufe
  • Der Inhalt von SMS-Textnachrichten
  • Nachträglich gewählte Nummern (Nummern, die Sie wählen, nachdem der Anruf verbunden wurde, z. B. Ihre persönliche Identifikationsnummer (PIN) beim Bankgeschäft
  • Der Echtzeit-Standort Ihres Handys bis auf wenige Meter genau

E-Mail:

  • Alle E-Mail-Header-Informationen außer der Betreffzeile
  • Die E-Mail-Adressen der Personen, an die Sie E-Mails senden
  • Die E-Mail-Adressen der Personen, die Ihnen E-Mails senden
  • Die Zeit, zu der jede E-Mail gesendet oder empfangen wird
  • Die Größe jeder gesendeten oder empfangenen E-Mail

Internet:

  • IP-Adresse, Port und verwendetes Protokoll
  • Die IP-Adresse anderer Computer im Internet, mit denen Sie Informationen austauschen
  • Zeitstempel und Informationen über den Umfang des Internetzugangs
  • Analyse des Internetverkehrs zur Ermittlung der im Internet aufgerufenen URLs, der gesendeten oder gelesenen E-Mails, der ausgetauschten Sofortnachrichten und der in Message Boards veröffentlichten Nachrichten

Das ist auf jeden Fall eine ganze Menge an Informationen, welche vollkommen legal durch die US-Geheimdienste erfasst werden können. Wenn man nun bedenkt, dass nicht nur WhatsApp, sondern quasi jedes amerikanische Unternehmen dazu verpflichtet werden kann, ohne das Wissen seiner Nutzer eben diese Informationen zu erheben und an die Behörden zu übermitteln, sollte einem das schon zudenken geben.

Vor allem dann, wenn wir uns das nächste Mal einen VPN-Anbieter oder auch einen „vertrauenswürdigen“ Messenger suchen. Denn in kaum einem anderen Land haben die Geheimdienste so viele Befugnisse und legale Möglichkeiten wie in den USA.

Tarnkappe.info

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Sunny schreibt seit 2019 für die Tarnkappe. Er verfasst die wöchentlichen Lesetipps und berichtet am liebsten über Themen wie Datenschutz, Hacking und Netzpolitik. Aber auch in unserer monatlichen Glosse, in Interviews und in „Unter dem Radar“ - dem Podcast von Tarnkappe.info - ist er regelmäßig zu hören.