#Cryptoleaks: Von 1970 bis 1993 wurden über 120 Staaten systematisch von den beiden Geheimdiensten CIA und BND gewinnbringend ausspioniert.
#Cryptoleaks. Jetzt wurde nach Recherchen der Washington Post, ZDF und SRF bekannt, in welch außerordentlichem Ausmaß die Spionage des BND und CIA über Jahrzehnte hinweg betrieben wurde. Operation Rubikon stellt so ziemlich alles in den Schatten, was man von den Geheimdiensten erwartet hätte. BND und CIA haben in einer Kooperation von 1970 bis 1993 über 120 Staaten systematisch ausspioniert.
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Crypto AG: im Dienste von CIA und BND
Im Mittelpunkt der außergewöhnlichen Enthüllungen spielt neben der renommierten Schweizer Crypto AG der weltweit bekannte Münchener Siemens-Konzern eine entscheidende Rolle. Die Crypto AG war bereits in den 70er-Jahren Weltmarktführer für Chiffriermaschinen. Regierungen auf der ganzen Welt haben sich nicht ohne Grund für die als „unknackbar“ geltenden CX52-Chiffriermaschinen aus der Schweiz interessiert.
Ein lohnendes Objekt also für große Geheimdienste wie CIA und BND. In einer gemeinschaftlichen Aktion kauften die beiden Ermittlungsbehörden in den 1970er-Jahren über eine Treuhand Gesellschaft den Schweizer Weltmarktführer für Chiffriermaschinen. Insgesamt 8,5 Millionen US-Dollar zahlten beide Geheimdienste damals zu gleichen Teilen für die Übernahme. Dies war offenbar eine lohnende Investition. Über 120 Regierungen auf der ganzen Welt kauften über Jahrzehnte hinweg für viele Milliarden US-Dollar die Geräte aus der Schweiz, die sie eigentlich davor schützen sollten, abgehört zu werden.
#Cryptoleaks: CIA und BND: Verdacht der Spionage endlich bestätigt
Bereits seit 1996 bestand immer wieder die Vermutung, es könne mehr hinter der Crypto AG stecken, als man zunächst vermutet. Einerseits berichtete das Nachrichtenmagazin Der Spiegel (Paywall) über die Vorwürfe bezüglich der Spionage. Auch die Aargauer Zeitung veröffentlichte einen ausführlichen Beitrag über „den befugten Vierten„.
„Da ist eine Firma, die eng mit dem US-Geheimdienst kooperierte. Auch sind da Anschuldigungen, diese Firma habe die Verschlüsselungsgeräte manipuliert. Da sind ehemalige Mitarbeiter, welche diese These bestätigen. Die Firma selbst bestreitet sie vehement.“ (Aargauer Zeitung)
Nun belegen Recherchen vom ZDF, der Washington Post und dem SRF unter dem Begriff #Cryptoleaks, was über viele Jahre hinweg als Vermutung im Raum stand:
„Deutschland hat in enger Zusammenarbeit mit den amerikanischen Nachrichtendiensten über Jahrzehnte nicht nur mehr als 100 Staaten, darunter auch Freunde und Verbündete, belauscht.
Es hat im Zuge dessen auch von der Ermordung zehntausender Menschen gewusst – und geschwiegen.
Es war der Aufklärungscoup des Jahrhunderts. Ausländische Regierungen zahlten gutes Geld an die Vereinigten Staaten und Westdeutschland für das Privileg, dass ihre geheimsten Kommunikationen von mindestens zwei (…) Ländern gelesen wurden.“ (ZDF)
Siemens-Konzern spielte bei #Cryptoleaks eine wichtige Rolle
Nachdem die Crypto Aktiengesellschaft Anfang der 70er-Jahre von den beiden Geheimdiensten aufgekauft wurde, war es nicht schwer den Münchener Siemens-Konzern für das lukrative Projekt zu begeistern. Mit einem neuen Vorstandschef von Siemens und zwei eingeweihten Crypto AG Mitarbeitern hatten CIA und BND offenbar ein leichtes Spiel. Siemens sorgte mit der nötigen Technik und manipulierten Algorithmen dafür, dass entsprechende Hintertüren in die Chiffriermaschinen eingebaut werden konnten.
Lukrativ war das Geschäft auf jeden Fall. Dem ZDF-Bericht zufolge stiegen die Jahres-Einnahmen der Schweizer Firma zwischen 1970 und 1975 von ca. 15 Millionen Schweizer Franken auf mehr als 51 Millionen Franken. Dies waren Einnahmen, an denen auch der BND viele Jahre lang beteiligt war.
Als der BND gegen Ende der 90er-Jahre aus dem gemeinsamen Spionage-Projekt ausgestiegen ist, wurde der deutsche Geheimdienst dafür sogar von der CIA „belächelt„:
„In ihrem Bericht kommt die CIA zu dem spöttischen Schluss: „Es war der Aufklärungscoup des Jahrhunderts. Ausländische Regierungen zahlten gutes Geld an die Vereinigten Staaten und Westdeutschland für das Privileg, dass ihre geheimsten Kommunikationen von mindestens zwei (…) Ländern gelesen wurden.“ (ZDF)
Edward Snowden hatte doch Recht
Wie sagte Angela Merkel am 24. Oktober 2013 doch so passend: „Ausspähen unter Freunden, das geht gar nicht„. Edward Snowden hat uns damals zu Recht misstrauisch gemacht. Egal ob CIA, NSA oder BND. Um an sensible Daten heranzukommen, würden sie wahrscheinlich wirklich alles tun. Wenn man – wie in diesem Fall – damit auch noch nebenher eine Menge Geld verdienen kann, so erscheint dies wie ein Jackpot für jeden Geheimdienst.
Foto Kristina Flour, thx!
Tarnkappe.info