Laut Kopien der E-Mails, die das Dolphin-Team The Verge zuspielte, half Valve Nintendo in mehrfacher Weise dabei, den Emulator rauszuwerfen.
Wie sich jetzt herausstellte, war die Causa Dolphin weit mehr als nur ein einfacher DMCA-Löschantrag. Dolphin ist ein plattformübergreifender GameCube- und Wii-Emulator. Die Software ist als kostenloser Download für Android, Linux, macOS und Windows erhältlich. Dolphin war übrigens auch der Codename der GameCube-Konsole.
Laut der E-Mails, die das Dolphin-Team The Verge zukommen ließ, hat Valve Nintendo dabei geholfen, die Software aus dem Steam Store zu entfernen. Einerseits hat man Nintendo auf die Existenz des Programms aufmerksam gemacht. Zum anderen konnten sich die Dolphin-Entwickler nicht gegen den Rauswurf wehren, dafür hatte Valve gesorgt.
Dolphin flog Ende Mai bei Steam raus
Valve als Betreiber von Steam bestreitet nicht, Nintendo von sich aus auf Dolphin aufmerksam gemacht zu haben. Dies geschah, nachdem das Dolphin-Team die baldige Veröffentlichung des Emulators auf Steam angekündigt hatte. Die von Nintendo beauftragten Anwälte bemängeln, dass Dolphin ohne Zustimmung von Nintendo proprietäre kryptografische Schlüssel integriert hat. Diese ermöglichen es, die ROMs der Spiele zur Laufzeit oder kurz davor zu entschlüsseln. Natürlich haben die Programmierer die Schlüssel ohne die Zustimmung von Nintendo eingebunden.
Emulator Dolphin nutzt geschützte kryptografische Schlüssel
Durch die Verwendung des Dolphin-Emulators wird somit eine technische Maßnahme, die den Zugang zu einem urheberrechtlich geschützten Werk wirksam kontrolliert, rechtswidrig umgangen. Nach Ansicht der Rechtsabteilung von Nintendo handelt es sich daher um einen unerlaubten Handel mit einer Technologie, die dazu bestimmt ist, den Kopierschutz der beiden Spielkonsolen zu umgehen. Durch das restriktive Vorgehen gegen die Entwickler des Emulators verhindert Valve, dass Nintendo sie für das Fehlverhalten Dritter, in diesem Fall Entwickler des Programms, haftbar macht.
In erster Instanz hätte eine Klage Steam selbst betroffen
Es ist daher unerheblich, ob Nintendo einen DMCA-Löschantrag korrekt formuliert oder ob Valve Dolphin die Möglichkeit gegeben hat, für sich selbst zu sprechen, was nicht der Fall war. Nintendo hat Valve mit einer Klage gedroht, nicht den Programmierern. Die rechtlichen Konsequenzen hätten somit gemäß 17 U.S.C. § 1201(a)(1) Valve direkt getroffen. Es war daher unerheblich, ob die Hersteller des Emulators eine Gegendarstellung eingereicht hätten. Nach Abschnitt 1201 wird nämlich stets zuerst der Shop-Betreiber haftbar gemacht.
Nintendo scheint zu versuchen, Dolphin regelrecht als „illegalen Emulator“ zu brandmarken. Nintendo-Sprecher Eddie Garcia erklärte gegenüber The Verge, man sei bestrebt, die harte Arbeit und Kreativität ihrer Videospiel-Ingenieure und -Entwickler zu schützen. „Nintendo respektiert die geistigen Eigentumsrechte anderer Unternehmen und erwartet im Gegenzug, dass andere dies ebenfalls tun.“
Nintendo hätte gute Chancen für einen Sieg vor Gericht
Und Valve? Valve will offenbar einfach nicht zwischen die Fronten geraten. Abgesehen davon gibt es mehrere Stimmen von Experten, die Nintendos Chancen im Fall einer Klage als recht gut einschätzen. Die Anwälte von Valve haben sicher argumentiert: Warum eine Klage in Kauf nehmen, wenn man sich die ganzen Kosten sparen kann?
Die stabilen als auch die Betaversionen des Emulators kann man sich bei Interesse von hier herunterladen.