Dürfen Internet-Anbieter illegale Webseiten aufgrund der Corona-Krise sperren? Nein, aber sie könnten durchaus auf dumme Ideen kommen.
Im Netz geistern vielerorts Aussagen, dass Internet-Anbieter offensichtlich rechtswidrige Quellen im Rahmen der Corona-Krise sperren dürfen. Das soll angeblich auch für KinoX.to, Movie4k, Burning Series oder S.to zutreffen. Nein, meint ein Berliner Rechtsanwalt. Das dürfen die ISPs nicht so einfach. Sie könnten aber dennoch auf dumme Ideen kommen.
Internet-Anbieter: Hohes Datenaufkommen bleibt mittelfristig erhalten
Die anhaltende Corona-Krise sorgt dafür, dass europaweit das Datenaufkommen in den letzten Wochen sehr stark zugenommen hat. Immer mehr Menschen arbeiten daheim in ihrem Homeoffice. Alternativ suchen sie aufgrund des Kontaktverbots nach Möglichkeiten, sich in ihren eigenen vier Wänden mit Musik-Streaming oder mit Filmen bzw. TV-Serien abzulenken. Das hohe Datenaufkommen wird wohl noch länger so bleiben.
Online-Piraterie auf dem Vormarsch?
Ein Piratenjäger erzählte uns letzte Woche, dass er seine Theorie zwar noch nicht anhand von belegbaren Statistiken beweisen könne. Aber er habe jede Menge Indizien dafür gefunden, dass im Rahmen der Pandemie auch die Internet-Piraterie stark zugenommen habe. In welchem Umfang dies zutreffe, könne er noch nicht sagen. Auch nicht, welche illegalen Quellen dabei am häufigsten genutzt werden. Unklar ist somit also, ob die Surfer ihre Schwarzkopien via P2P, Share- bzw. Streaminghoster oder rechtswidrige IPTV-Anbieter konsumieren.
Gounlimited, Rapidgator, Uploaded & Co: drosseln statt sperren möglich!
Doch trotz der intensiven Nutzung von Messengern bzw. der Internet-Telefonie dürfen die Internet-Anbieter illegale Portale wie Kinox.to, Movie4k, Serien Stream oder BS.to nicht einfach abschalten, sagt Rechtsanwalt Ehssan Khazaeli. Das gelte für jegliche Hosting-Anbieter, als auch für alle offensichtlich rechtswidrige Portale.
„Der Traffic von Shareprovidern könnte allerdings radikal reduziert werden. Einige Internet-Anbieter drosseln beispielsweise schon den Downloadtraffic von Anbietern wie Uploaded.net (ehemals uploaded.to). Provider, die von dieser Möglichkeit bisher noch keinen Gebrauch machen, könnten die Situation nutzen und nachziehen“, teilt uns der Urheberrechts-Experte mit.
Internet-Anbieter dürfen keinen Traffic sortieren: die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen?
Offenkundig kam es aufgrund der intensiven Nutzung bis dato zu keinen Ausfällen. Die Netzkapazität der Internet-Service-Provider (ISPs) ist noch immer mehr als ausreichend. Rein theoretisch könnten die Unternehmen aber vermehrt die Strategie verfolgen, durch eine Drosselung unerwünschter Datenstörme ihre eigenen Ressourcen zu schonen. Das allerdings würde dem EU-Grundsatz der Netzneutralität widersprechen.
Egal ob Corona-Krise oder nicht: Das Vorgehen der Internet-Anbieter muss man weiterhin kritisch beobachten. Wir bleiben für Euch am Ball!
ISPs dürfen drosseln – Beitragsbild von Liam Martens, thx! (Unsplash Lizenz)
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