Der Blog iBooks.to bietet seit wenigen Tagen das vollständige TorBoox Archiv mit weit über 38.000 deutschsprachigen Belletristik-Werken an.
Wir haben ja bereits im Juni darüber berichtet, doch das damalige TorBoox Archiv war offensichtlich noch nicht vollständig. Dafür haben sich die anonymen Betreiber des illegalen E-Book Blogs nun entschuldigt, um jetzt das vollständige Portfolio des früheren Portals TorBoox erneut öffentlich verfügbar zu machen.
Was ist oder war TorBoox aka boox.to?
Boox.to (auch TorBoox genannt) war von 2012 bis Ende 2013 eine deutschsprachige Schattenbibliothek für E-Books. Allerdings nicht für wissenschaftliche Werke, sondern ausschließlich für Belletristik. Die Plattform war nur über das Tor-Netzwerk erreichbar. Nach einem Beitrag, der in unterschiedlichen Medien veröffentlicht wurde, erlangte die Plattform große Bekanntheit. Der „Pressesprecher“ Spiegelbest hatte darin den Verlagen regelrecht den Kampf angesagt. Man müsse die Bücher als vollständigen Katalog per Flatrate anbieten, ganz legal. Wenn das nicht geschehe, würde er und zwei weitere Mitbetreiber das bei TorBoox machen.
Es gibt bis heute keine attraktive E-Book Flatrate!
Alexander Skipis vom Dachverband der deutschen Verlage wollte mit der Forderung nichts zu tun haben und bezeichnete den Vorschlag als „Erpressung„. Dies seien kriminelle Machenschaften. Doch es gab damals wie heute keine E-Book Flatrate, die den Namen auch nur ansatzweise verdienen würde. Was man bei Amazon oder Skoobe.de bekommt, ist nur ein kleiner Ausschnitt des Portfolios. Damit könne man die Online-Piraterie nicht eindämmen, argumentierte damals der TorBoox-Mitbetreiber SpiegelBest. Um die Leser zu einem legalen Modell zu bekehren, benötige man ein nahezu lückenloses Angebot. Dies müsse ein Katalog sein, vergleichbar mit dem was Spotify den Musikfans bietet. Damit hat er zwar zweifellos recht.
Doch die Verlage ziehen es vor, ihre Werke einzeln zu veräußern. Oder aber sie bieten ein eher lückenhaftes Angebot in ihren „Flatrate-Modellen“ an, die diesen Namen besser nicht tragen sollten. Immerhin bietet man bei Skoobe mittlerweile über 500.000 Bücher an. Doch das hat seinen Preis. Bei Skoobe bezahlt man aktuell monatlich 12,99 Euro. Dazu kommt der Umstand, dass man viele eReader nicht nutzen darf, weil sie nicht kompatibel sind.
Über den Aufstieg und das baldige Ende von TorBoox
Die jetzt erneut hochgeladenen 38.114 E-Books ist genau das Angebot, was TorBoox seinen Besuchern damals angeboten hat. Zunächst kostenlos und dann für 3,33 Euro monatlich, die man für ein Quartal im Voraus mit einer Paysafe-Karte bezahlen musste. Hier ist eine Liste mit allen in den Archiven angebotenen Werken.
Dass es die Seite nicht sonderlich lange gab, lag nicht an den Verlagen oder gar an der GVU. Das Team war sich bei der Zielsetzung nicht einig. Während SpiegelBest primär sein Ego mit den Interviews beim Tagesspiegel und der Zeit etc. oder seinen Beiträgen bei Tarnkappe.info streicheln wollte, ging es den beiden anderen Machern um das liebe Geld. Aufmerksamkeit wollten sie nur dann bekommen, wenn diese auch ihrem Geldbeutel zuträglich war. Wenige Monate später tat man so, als wäre man gehackt worden. Und das war es dann auch schon.
Das Archiv bot später das illegale E-Book Portal lul.to („Lesen und Lauschen“) an, allerdings nicht als Paket. Die E-Books verkaufte man einzeln, aber zu einem regelrechten Schleuderpreis. Ende Juni 2017 war auch damit Schluss, was aber mit dem Darknet-Handelsplatz „Hansa Market“ in Verbindung stand, der von den gleichen Personen betrieben wurde. Lysander, einer der Macher von lul.to, hatte zwischenzeitlich im eigenen Blog vorgegeben, im Alter von 69 Jahren an Krebs verstorben zu sein. Doch das änderte nichts an der Enttarnung der Betreiber und ihrer Verhaftung.
Archiv nur bei Rapidgator verfügbar, doch für wie lange?
Man wird sehen, wie lange das TorBoox-Archiv online bleibt. Bisher hat man es nur beim Online-Speicherdienst Rapidgator hochgeladen. Sobald die von den Verlagen beauftragten Piratenjäger ein paar der Archive mit einer DMCA-Löschaufforderung aus dem Netz gefegt haben, war es das schon. Aber gut, das wird iBooks auch egal sein, die werden ihren Upload dann einfach in ein paar Wochen wiederholen. Das Usenet wäre aber besser geeignet gewesen, um den Upload zensurresistent anzubieten. Oder man hätte das Archiv per P2P geseeded und zusätzlich bei einem großen Indexer wie The Pirate Bay eingetragen.