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Foto Stefano Pollio, thx!

LUL.to: Eröffnung des Gerichtsverfahrens wohl erst in 2021

Die früheren Kunden von LUL.to müssen sich noch gedulden. Erst in 2021 wird entschieden, ob man auch die Kunden strafrechtlich belangen will.

Die früheren Kunden von LUL.to brauchen wirklich einen langen Atem. Die Gerichtsverhandlung der Hauptverdächtigen des Bezahl-Portals Lesen & Lauschen wird wohl erst nächstes Jahr eröffnet. Erst danach kann sich die zuständige Staatsanwaltschaft mit der Frage beschäftigen, ob man auch die Kunden strafrechtlich belangen will.

Wohl kein erster Verhandlungstermin mehr im Jahr 2020

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Laut Pressemitteilung bot LuL.to damals seinen Kunden über 160.000 deutschsprachige E-Books an. Daneben verkaufte man 28.000 Hörbücher in Deutsch, die man dort gegen ein geringes Entgelt erwerben konnte. Auch das E-Book von Tarnkappe.info war davon betroffen. Mehr als 30.000 verschiedene Kunden sollen das rechtswidrige Angebot in Anspruch genommen haben. Aufgrund der professionellen Aufmachung haben viele Kunden nicht geahnt, dass sie sich damit strafbar gemacht haben.

Im Sommer 2017 nahmen Ermittler dann das illegale Bezahl-Portal vom Netz. Schnell wurde klar, dass die Macher noch andere illegale Angebote im Darknet organisiert haben. Mehrere Tatverdächtige waren auch am Betrieb des populären Darknet-Shops Hansa Market beteiligt. Von daher müssen große Datenmengen ausgewertet und den Fällen zugeordnet werden.

Das ganze Verfahren der Causa LUL.to hat sich nun gleich mehrfach verzögert, weil sowohl das zuständige Gericht als auch die zuständige Staatsanwaltschaft gewechselt haben. Momentan ist noch kein erster Verhandlungstag gegen die Hauptverdächtigen in Sicht. Die jetzt zuständigen Staatsanwälte müssen sich in den Fall ja erst einmal einarbeiten. Das wird seine Zeit dauern.

Ex-Kunden von LUL.to müssen Geduld mitbringen

Wie uns ein Insider mitteilte, geht er im Jahr 2020 nicht mehr von einer Anklageerhebung aus. Das Dumme daran ist, dass sich die früheren Käufer ebenfalls länger gedulden müssen. Erst wenn die Staatsanwälte den Hauptteil der Arbeit an diesem Fall beendet haben entscheiden sie, ob man Strafanzeige gegen die Käufer stellen wird. Viele haben mit ihrem Namen und unter Angabe ihrer echten Daten von Amazon die illegalen Downloads bezahlt. Von daher wäre es mit vergleichsweise wenig Aufwand verbunden, der zahlenden Kundschaft habhaft zu werden.

Wer angeklagt wird, müsste dann möglicherweise auch mit zivilrechtlichen Konsequenzen rechnen. Sowohl mehrere Verlage als auch Selfpulisher haben Strafanzeige gegen die Macher und Ex-Kunden von LUL.to gestellt. Im Oktober teilte uns Oberstaatsanwalt Thomas Goger von der Zentralstelle Cybercrime Bayern (ZCB) mit, dass die Generalstaatsanwaltschaft Bamberg später prüfen werde, ob sich auch die Kunden strafrechtlich verantworten müssen. Nur ist wie gesagt die Staatsanwaltschaft von Bamberg mittlerweile gar nicht mehr für diesen Fall zuständig.

lysander lul.to

Fachanwalt für Medien- und Strafrecht einschalten!

Der Düsseldorfer Strafrechtler Udo Vetter hat die Ex-Kunden von LUL.to schon damals zur Wahrung ihrer Fasson gemahnt. Die begangene Schuld sei mit Ausnahme von Power-Käufern lediglich die eines regulären Ladendiebstahls. Dazu kommt, dass die meisten Käufer sicher vorher noch nicht negativ aufgefallen sind, weswegen sie wahrscheinlich wenig zu befürchten haben. Wer 2021 Post bekommt, sollte sich auf jeden Fall an einen technikaffinen Anwalt wenden, der sich im Idealfall sowohl mit Medien- als auch mit Strafrecht auskennt. Bis dahin gilt es Ruhe zu bewahren und abzuwarten. Mehr kann man derzeit sowieso nicht tun. Wir werden darüber berichten, sollten wir etwas Neues in Erfahrung bringen.

Tarnkappe.info

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.