Ein Informatik-Student aus Niederbayern steht unter Anklage. Er soll unter dem Pseudonym Sudo Deutschland im Deep Web 3 betrieben haben.
Ende Oktober letzten Jahres informierte das Bundeskriminalamt über die Festnahme des mutmaßlichen Betreibers der großen Darknet-Drogenplattform Deutschland im Deep Web 3 (DiDW 3). Inzwischen saß Louis K. seit seiner Festnahme am 25. Oktober 2022 in Untersuchungshaft. Nun, neun Monate später, hat die Zentralstelle Cybercrime Bayern (ZCB) Anklage gegen ihn erhoben. Die Strafkammer des Landgerichts Bamberg wird infolge über eine Prozesseröffnung entscheiden.
Der 23 Jahre alte Informatik-Student Louis K. aus Landshut wird verdächtigt, den Darknet-Market Deutschland im Deep Web 3 von November 2018 bis zum 16. März 2022 administriert zu haben. Man wirft ihm demgemäß vor, eine kriminelle Handelsplattform im Internet gem. § 127 StGB betrieben zu haben. Das Gesetz sieht dafür eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren vor.
Gemäß Thomas Goger, Oberstaatsanwalt der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg Zentralstelle Cybercrime Bayern (ZCB), soll Louis K. zudem noch im September 2021 mit zwei Komplizen (beide 46) „unter anderem Speed und MDMA über das Internet“ verkauft haben, wie Bild berichtete.
„Der Angeschuldigte soll dabei in einem bekannten Darknet-Forum den beiden Männern angeboten haben, für diese eine Verkaufs-Plattform für Betäubungsmittel im Darknet zu programmieren.“ Dafür verlangte er 4 Prozent Provision.
Darüber hätten dann die Hintermänner laut Anklage rund 3,4 Kilo Ketamin, 1,6 Kilo MDMA, über 17.000 Ecstasy-Tabletten und fast 7.000 LSD-Trips vertrieben. Hierbei steht für Louis K. der Vorwurf von bandenmäßigen Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge im Raum. Komplizen von K. aus Holland und Südafrika hat ein Gericht bereits zu sieben Jahren und zwei Monaten Haft wegen des Vertriebs von Drogen verurteilt.
Deutschland im Deep Web 3: einer der größten deutschsprachigen Darknet-Markets
Mit seinen rund 16.000 registrierten Usern und den davon insgesamt 72 aktiven Händlern, gehörte Deutschland im Deep Web 3 zu den „größten deutschsprachigen Darknet-Markets“, mit Schwerpunkt auf Drogenhandel. Allerdings war die Plattform bereits seit März 2022 nicht mehr für Nutzer erreichbar. Wir berichteten darüber, dass das Forum seit 18. 03. 2022 offline war.
Admin Sudo wies damals auf dread darauf hin, dass für den Ausfall ein Brand im Rechenzentrum von DiDW verantwortlich sei. Davon wäre auch der primäre Backup-Server betroffen. Es würde Zeit brauchen, alles wieder zum Laufen zu bringen, „Sofern es denn überhaupt klappt“, teilte Sudo mit. Allerdings traf die Geschichte auch auf Unglauben. Man munkelte, der Admin (Sudo) hätte offenbar selbst den Stecker gezogen.
Von der Plattform „Deutschland im Deep Web“ gab es insgesamt drei Versionen. Im Dezember letzten Jahres allerdings führte das neue Deepweb-Forum Germania an, DiDW 3 beerben zu wollen.
Lucky gründet zensurfreies Forum Deutschland im Deep Web 1 im März 2013
Die erste Version von Deutschland im Deep Web gründete Lucky, aka Alexander U. Unter dem Namen „luckyspax“ oder „Lucky“ trat er als alleiniger Betreiber der größten, deutschsprachigen Darknet-Plattform „Deutschland im DeepWeb“ auf. Das Forum war seit März 2013 unter der URL germanyhusicaysx.onion des Tor-Netzwerkes erreichbar.
DiDW stand primär für einen unkontrollierten Meinungsaustausch, aber sekundär eben auch für einen Handel mit illegalen Gütern. 2016 missbrauchte der Täter des Amoklaufs in München die damalige Plattform, um sich die Tatwaffe und Munition zu beschaffen.
Mit der Verhaftung des Betreibers am 8. Juni 2017 nahm DiDW ein Ende und wurde durch das BKA im Auftrag der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main für immer vom Netz genommen. Im August 2019 hat der BGH das Strafmaß von Lucky von sechs Jahren Haft bestätigt.
DiDW 2: „ein Platz für freie Meinungsäußerung, ohne Zensur“
Bereits in der Zeit, als sich Lucky noch vor dem Karlsruher Landgericht verantwortete, standen die neuen Betreiber von Deutschland im Deep Web Zwei (DiDW Zwei) schon in den Startlöchern. Im November 2018 gaben sie uns ein Interview.
Gemäß Younam und Sudo soll die Plattform primär „einen Platz für alle möglichen Schichten von Usern sein, die ihre Meinung frei ohne Zensur oder Bann äußern dürfen. Dazu gehört auch der Verkauf von ‚illegalen‘ Gütern.“ Freiheit definierte Sudo dabei als, „keine Angst zu haben, vor nichts und niemandem und für uns auch die Freiheit eines jeden darüber zu entscheiden, welche Substanzen er / sie konsumieren möchte.“ Ein Team achte allerdings auf die Einhaltung einiger weniger Regeln. Ansonsten galt das Motto „Keine Kontrolle, alles erlaubt“.
DiDW Zwei offline – DiDW Drei am Start
Die zweite Version von Deutschland im Deep Web war nur kurze Zeit online. Deutschland im Deep Web 3, mit Sudo als neuen Admin, startete nur zehn Tage später, bis er am 18.03.2022 ankündigte, offline zu sein.