Die Buchstaben DMCA auf einem hölzernen Untergrund
Die Buchstaben DMCA auf einem hölzernen Untergrund
Bildquelle: timbrk, Lizenz

IKnowWhatYouDownload: DMCA-Meldungen auf dem Holzweg

Das Portal IKnowWhatYouDownload bietet gar keine Raubkopien an. Dennoch wird es regelmäßig mit zahlreichen DMCA-Meldungen konfrontiert.

Das Portal IKnowWhatYouDownload sammelt bereits seit Jahren Statistiken über BitTorrent-Nutzer. Und obwohl der Dienst selber keinerlei rechtsverletzenden Inhalte anbietet, befeuern Rechteinhaber Google mit zahlreichen DMCA-Meldungen ohne Sinn und Substanz. Viele URLs hat der Suchmaschinenbetreiber sogar tatsächlich aus den Suchergebnissen entfernt.

IKnowWhatYouDownload analysiert Torrents

Der Tracking-Dienst IKnowWhatYouDownload hat es sich zur Aufgabe gemacht, das BitTorrent-Netzwerk zu analysieren. Er gleicht IP-Adressen mit rechtsverletzenden Downloads ab und erstellt mitunter Listen von IP-Adressen zu bestimmten Inhalten. Darauf basierend kann der Dienst sogar bestimmen, welcher Torrent in welchem Land gerade am beliebtesten ist. Und auch die Tatsache, dass Torrent-Downloads infolge der COVID-19-Pandemie einen Aufschwung erlebten, ließ sich anhand dieser Webseite nachvollziehen.

Screenshot von der Webseite von IKnowWhatYouDownload
Was IKnowWhatYouDownload dir wirklich anbietet (Screenshot)

Doch das Ziel des Portals ist nicht etwa die strafrechtliche Verfolgung von BitTorrent-Nutzern. Aufgrund der Art und Weise, wie der Dienst die Daten sammelt, eignen sich diese gar nicht für die Strafverfolgung. IKnowWhatYouDownload veröffentlicht lediglich Statistiken zur Nutzung des BitTorrent-Ökosystems. Eine Datenbank für Piraterieaktivitäten, wenn man so will. Wer hofft, dort Raubkopien zu finden, wird bei einem Besuch des Portals sicherlich enttäuscht sein.

Zahlreiche DMCA-Meldungen ohne Substanz konfrontieren IKnowWhatYouDownload

Und obwohl es bei IKnowWhatYouDownload keinerlei Raubkopien gibt, sieht sich das Portal immer wieder mit DMCA-Löschaufforderungen konfrontiert. Wie TorrentFreak berichtet, gab es in der Vergangenheit bereits mehrere Wellen, in denen die Menge der Meldungen sprunghaft anstieg. Anhand von über 18.800 URLs wollen Anti-Piraterie-Unternehmen Urheberrechtsverletzungen festgestellt haben, die überhaupt nicht stattfanden. Rund die Hälfte aller bei Google eingereichten Beschwerden enthalten demnach sogar Links, die bisher gar nicht existieren.

IKnowWhatYouDownload
Logo von iknowwhatyoudownload.com.

Ob die Urheberrechtsbeschwerden gegen IKnowWhatYouDownload irgendwann nachlassen, bleibt wohl vorerst ungewiss. Doch die Liste der Rechteinhaber, die diese bisher in die Wege geleitet haben, ist lang. Auf insgesamt 42 Seiten führt Google sie im zugehörigen Transparenzbericht auf. Darunter auch viele bekannte Namen wie Netflix, Disney, Sony, Sky, Amazon, Fox oder Lionsgate. Und wer auf Süßspeisen steht, wird vielleicht überrascht sein, dass selbst „Tiramisu“ auf dieser Liste auftaucht.

Viele URLs tatsächlich von Google entfernt

Ich glaube, dass viele Unternehmen (Rechteinhaber) automatische Systeme einsetzen, die Seiten mit Torrents mit ihren Inhalten (Filme, Serien und andere) suchen„, erklärt Andrey Rogov, der Eigentümer von IKnowWhatYouDownload.

„Normalerweise schreiben sie uns mit einer automatischen E-Mail an und wir antworten, dass wir keine Inhalte verbreiten. Aber wahrscheinlich schreiben einige einfach Berichte an Google und das war’s. Das gefällt uns natürlich nicht, aber ich denke, wir können nichts dagegen tun.“

Andrey Rogov

Google ist nach US-Recht zur Entfernung rechtsverletzender Inhalt verpflichtet. Allerdings gibt es keine Vorgabe, dass sie die DMCA-Löschaufträge inhaltlich prüfen müssen, bevor sie die Aufforderungen umsetzen. In der Folge sind tatsächlich rund 46 % der beanstandeten URLs aus den Suchergebnissen verschwunden.

Besonders traurig daran ist, dass dies sicherlich keinen positiven Einfluss auf das Ranking der Webseite von IKnowWhatYouDownload hat. Und das, obwohl sich das Portal eigentlich gar nichts hat zu Schulden kommen lassen.

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Über

Marc Stöckel hat nach seiner Ausbildung zum IT-Systemelektroniker und einem Studium im Bereich der technischen Informatik rund 5 Jahre als Softwareentwickler gearbeitet. Um seine technische Expertise sowie seine Sprachfertigkeiten weiter auszubauen, schreibt er seit dem Sommer 2022 regelmäßig Artikel zu den Themenbereichen Software, IT-Sicherheit, Datenschutz, Cyberkriminalität und Kryptowährungen.