Rechtsfall Plattenlabels vs. Altice
Rechtsfall Plattenlabels vs. Altice
Bildquelle: DALL·E

Altice gibt Identitäten preis von Musik-Piraten: Plattenlabels drängen zur Offenlegung

Ein US-Bundesgericht in Texas hat den ISP Altice USA angewiesen, die Identitäten von mutmaßlichen Musik-Piraten preiszugeben.

Das US-Bezirksgericht für den östlichen Bezirk von Texas erließ am 12. Februar 2025 im Rahmen eines laufenden Rechtsstreits vom Dezember 2023 wegen Urheberrechtsverletzung eine Verfügung. Diese verpflichtet den ISP Altice USA zur Offenlegung der Identitäten von ca. 100 angeblichen Musik-Piraten. Die Betroffenen sollen über die Netzwerke des Telekommunikationsanbieters Musikraubkopien per BitTorrent heruntergeladen und gleichzeitig zum Download bereitgestellt haben.

Plattenlabels werfen Altice bewusstes Wegsehen vor

In einem aktuellen Rechtsfall haben mehrere große Plattenlabels, darunter Warner Records und Sony Music, den ISP Altice verklagt. Die Plattenlabels werfen Altice vor, trotz des Erhalts von über 70.000 Urheberrechtsverletzungsanzeigen zwischen Februar 2020 und November 2023 keine angemessenen Maßnahmen gegen wiederholte Urheberrechtsverletzungen seiner Kunden ergriffen zu haben.

Sie beschuldigen Altice dabei „wissentlich zu massiven Urheberrechtsverletzungen durch Tausende ihrer Abonnenten beigetragen und daraus erhebliche Gewinne erzielt zu haben“. In der Klageschrift sind drei Beispiele zu IP-Adressen aufgeführt, die in 502, 781 bzw. 926 Rechtsverletzungsmitteilungen zitiert wurden. Altice habe es versäumt, Wiederholungstäter zu sperren, deren IP-Adressen in diesen Copyright-Hinweisen gekennzeichnet waren. Die Kläger behaupteten:

„Diese Hinweise informierten Altice über die offensichtliche und systematische Nutzung des Internetdienstes von Altice durch seine Abonnenten, um die urheberrechtlich geschützte Musik der Kläger illegal über BitTorrent und andere Online-Filesharing-Dienste herunterzuladen, zu kopieren und zu verteilen. Anstatt mit den Klägern zusammenzuarbeiten, um diese massive Verletzung einzudämmen, unternahm Altice nichts und stellte seine eigenen Gewinne über seine rechtlichen Verpflichtungen.“

Altice, Muttergesellschaft des Internetproviders Optimum, ist der viertgrößte Internet-, Fernseh- und Telefonanbieter in den USA mit 4,9 Millionen Privat- und Geschäftskunden in 21 Bundesstaaten.

Gericht ordnet Offenlegung von Musik-Piraten an: Altice gibt Identitäten preis

Gemäß TorrentFreak hat Altice als Teil eines laufenden Rechtsverfahrens zugestimmt, die Namen und Kontaktdaten von ca. 100 Abonnenten offenzulegen. Diesen wird vorgeworfen, urheberrechtlich geschützte Musik über BitTorrent heruntergeladen und geteilt zu haben. Der ISP benachrichtigt infolge jeden Abonnenten über „deren Absicht, ihren Namen und ihre Kontaktinformationen gemäß dem Gerichtsbeschluss an die Kläger weiterzugeben“.

Altice gibt Identitäten preis von Musik-Piraten: Plattenlabels drängen zur Offenlegung
Altice gibt Identitäten preis von Musik-Piraten: Plattenlabels drängen zur Offenlegung

Ferner teilen sie den Betroffenen mit, dass sie 30 Tage Zeit haben, um beim Gericht Einspruch dagegen einzulegen. Insofern innerhalb eines Monats kein Widerspruch erfolgt, muss Altice die Namen, Telefonnummern, Adressen und E-Mail-Adressen der Abonnenten offenlegen. Richter Roy S. Khan ordnete an, die Informationen seien „streng vertraulich“ zu behandeln. Ausschließlich die Anwälte der Plattenlabels sollen Zugriff darauf haben.

Wie TorrentFreak informierte, erhält Altice auch „Zugriff auf einige nicht privilegierte Dokumente und Kommunikationen zwischen den Musiklabels und ihren Partnern im Kampf gegen Piraterie, darunter RIAA, OpSec und Audible Magic. Dazu gehören Informationen zu einem Brief, den die RIAA 2015 an das Unternehmen hinter den uTorrent- und BitTorrent-Clients schickte. In dem Brief forderte die RIAA BitTorrent Inc. ( jetzt Rainberry Inc. ) auf, urheberrechtsverletzende Inhalte zu sperren“.

Vergleichsfall: Milliardenstrafe für ISP Cox wegen Piraterie-Duldung

TorrentFreak mutmaßt, dass es unwahrscheinlich sei, dass die Abonnenten von den Plattenlabels direkt verklagt werden. Vielmehr würden die Rechteinhaber von ihnen Zeugenaussagen verlangen. Diese sollen ihre Argumentation untermauern, dass Altice nicht die notwendigen Schritte unternommen habe, um Piraterie in seinem Netzwerk zu verhindern. Die finanziellen Entschädigungen in solchen Fällen können hoch ausfallen. Die Jury eines Bundesgerichts in Virginia entschied im Dezember 2019, dass ISP Cox den großen Plattenfirmen eine Milliarde Dollar Schadenersatz zahlen muss.

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Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.