Amazon-Diebesring mit eigenem Vertriebssystem ausgehoben

Amazon-Diebesring mit eigenem Vertriebssystem ausgehoben

Zwei für Amazon tätige Logistik-Mitarbeiter stahlen Waren von Amazon, die dort unter einem eigenen Account wieder veräußert wurden.

Zwei für das Amazon-Unternehmen JW Logistics in Frisco, Texas, tätige Mitarbeiter stahlen von dort routinemäßig Gegenstände. Sie veräußerten die Ware anschließend an zwei einschlägig auf Diebesgut spezialisierte Ladengeschäfte, die sich als Pfandhäuser tarnten, nämlich Innovation Best in Kent und Thrift-Electro in Renton. Im Gegensatz zu typischen Leihhäusern wurden hier jedoch keine Verkäufe getätigt. Stattdessen nahm von dort die Beute den Weg zurück in Amazons Logistikzentren zum erneuten Weiterverkauf über diebeseigene Accounts auf dem Amazon Marketplace. Über diese Vorgehensweise berichtet abcnews.

Diebe unterhielten eigenes Vertriebssystem

FBI LogoDie bei Amazon angestellten Fahrer sollten eigentlich laut Arbeitsvertrag Pakete aus einem Lagerhaus südlich von Seattle zu einem Postamt zum Versand bringen oder aber zum Seattle-Tacoma International Airport fahren, um dort befindliche Lieferungen abzuholen und damit in die Firma zurückkehren. Stattdessen zogen die beiden, in Zusammenarbeit mit einem Diebesring, ein eigenes Vertriebssystem auf, für das sie lange Zeit unentdeckt solche Paketsendungen von ihrem Arbeitgeber stahlen.

Zu Ermittlungen in diesem Fall kam es, als ein Polizist im letzten Sommer die Geschäftsunterlagen eines der betreffenden Pfandhäuser genauer unter die Lupe nahm. Er stellte dabei fest, dass nur ein Mann allein satte 57 Transaktionen getätigt hatte. Eine Tatsache, der nähere Untersuchungen folgen sollten. Dabei stellte sich heraus, dass besagter Mann einer der Amazon-Mitarbeiter war. Als sich der anfängliche Tatverdacht verdichtete, wurde ein Untersuchungsverfahren beim FBI eingeleitet. Bei im Juli diesen Jahres stattfindenden Hausdurchsuchungen wurden zudem eindeutige Beweise sichergestellt.

Waren im Wert mehrerer Millionen Euro veruntreut

amazonIm Zuge dieser Ermittlungen wurde ein Diebesring aufgedeckt, der in den letzten sechs Jahren gestohlene Waren im Wert von mehreren Millionen Dollar auf Amazon.com veräußert hat. Unternehmen, die mit dem mutmaßlichen Rädelsführer, Aleksandr Pavlovskiy, 44, aus Auburn, in Verbindung stehen, haben seit 2013 mindestens 10 Millionen US-Dollar bei Amazon umgesetzt, teilte FBI-Agentin Ariana Kroshinsky mit.

Sie erwarten aktuell jedoch noch zusätzliche Informationen von Amazon, um das gesamte Ausmaß des entstandenen Schadens feststellen zu können. Unter denjenigen, die die Pfandhäuser mit gestohlenen Gegenständen versorgten, befanden sich laut Kroshinsky auch die beiden Logistik-Mitarbeiter Amazons.

Geklaute Waren von Amazon im Wert von 30.000 Dollar verkauft

Laut eigener Aussage hatte der Amazon-Vertrags-Fahrer allein zwischen Februar und Juli letzten Jahres Waren für fast 30.000 US-Dollar an die Pfandleiher verkauft. Die Polizei nahm den Fahrer zunächst fest. Man entließ ihn jedoch wieder aus dem Gefängnis, um weitreichendere Ermittlungen damit nicht zu gefährden. Der zweite Beteiligte, Abbas Zghair, war vermutlich ein Mitbewohner des anderen Verdächtigen.

Amazon teilte den Beamten mit, dass Zghair Eigentum im Wert von rund 100.000 US-Dollar gestohlen habe. Darunter Spielesysteme, Sportartikel und Computerprodukte – Gegenstände, die er für weniger als 20.000 US-Dollar an eines der Pfandhäuser verkauft habe. Weitere Ermittlungen brachten zutage, dass die verdächtigen Pfandhäuser in den vergangenen sechs Jahren über 4,1 Millionen US-Dollar für ca. 48.000 Produkte an die Verkäufer zahlten. Zu den Artikeln gehörten u.a. Allergiemedikamente, Rasierer, elektrische Zahnbürsten und Werkzeuge in der Originalverpackung. Auch Ermittler verkauften im Zuge von Undercover-Operationen an die Geschäfte neue Gegenstände in ihrer Originalverpackung. Diese wurden ohne Fragen zu stellen akzeptiert.

amazonZwar stellt Amazon auf seiner Website unumgängliche Anforderungen an Drittanbieter, wie die Angabe eines Firmennamens, einer Adresse, Kontaktinformationen, eine gültige Kreditkarte und Steueridentitätsinformationen. Jedoch zählt dennoch die Verhinderung des Verkaufs gestohlener Waren als große Herausforderung für das Unternehmen. In einer Erklärung betont Amazon, es dulde keinen Betrug:

„Als wir erfuhren, dass gegen zwei bei uns vertraglich gebundene Fahrer ermittelt wurde, haben wir mit der Strafverfolgung zusammengearbeitet. Wir taten dies indem wir ihnen die von ihnen angeforderten Informationen zur Verfügung gestellt haben. Außerdem untersagen wir strengstens, dass unechte oder gestohlene Waren in unserem Geschäft angeboten werden, und ergreifen Maßnahmen, wenn Verkäufer die Anforderungen nicht einhalten.“

Foto Capri23auto, thx! (Pixabay Lizenz)

Tarnkappe.info

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.