Kohske, manga
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Kohske: Manga-Autorin appelliert an unser Verantwortungsbewusstsein

Die japanische Manga-Autorin Kohske (GANGSTA) appeliert an das Verantwortungsbewusstsein ihrer Fanbase nebst aller Schwarzkopierer.

Die japanische MangaAutorin Kohske wendet sich bei Twitter an ihre Fanbase und an alle Schwarzkopierer. Unbekannte hätten sie mit illegalen Scans der Serie GANGSTA um ihr Einkommen gebracht. Wenn die Autorin nicht mehr über die Runden komme, würde sie bald als Cartoonistin aufhören, wie sie schreibt.

Seit Januar 2011 konzipiert und zeichnet die japanische Zeichnerin Kohske die Manga-Serie GANGSTA. Kohske ist lediglich ein Pseudonym, ihren echten Namen hat sie bis dato nicht bekannt gegeben. Im Sommer 2015 strahlten japanische Fernsehsender erstmals das gleichnamige Anime aus. Die Geschichte spielt in einer Stadt, die von korrupten Polizeibeamten, Prostituierten und Mitgliedern der organisierten Kriminalität beherrscht wird. Die beiden Protagonisten, Nicolas Brown und Worick Arcangelo, stellen den Kaffeesatz der dortigen Gesellschaft dar. Sie erledigen gegen Bezahlung exakt die Jobs, an denen sich sonst niemand die Finger schmutzig machen will.

Kohske will aufhören, wenn ihre Einnahmen weiter sinken

Nun wendet sich die Autorin an die Öffentlichkeit. Ihre GANGSTA-Episoden seien gescannt, übersetzt und illegal verbreitet worden, heißt es bei Twitter. Nicht nur die Manga-Fans im Ausland würden sich an den Schwarzkopien bedienen. Auch die japanischen Leser würden im Internet danach suchen. Dies empfindet sie alles als „sehr enttäuschend„. Kohskes Einnahmen seien rückläufig. Sie würde gerne gemeinsam mit ihren Assistenten und Familienmitgliedern einen Ausflug machen. „Wenn ich kein Geld verdienen kann, werde ich bald als Cartoonistin aufhören. Vergesst das bitte nicht. Bitte kauft Euch eine Kopie (meiner Bücher) von einem vertrauenswürdigen Händler.“

Mit ihrem Tweet hat die Frau beinahe die Büchse der Pandora geöffnet. Sie wird mit Links zu Studien erschlagen, die beweisen sollen, dass zweifellos ohne Ausnahme Online-Piraterie die Umsatzzahlen der Kreativwirtschaft ankurbeln würde. Andere Twitter-User argumentieren, man solle nicht den Personen die Schuld an der Misere geben, die die Werke einscannen und verbreiten. Die ganze Situation würde sich völlig anders darstellen, wenn nur genügend Japaner ihre Mangas kaufen würden.

Patreon, Steady & Co.: sind Crowdfunding-Portale die Lösung?

Zugegeben. Die Summe der Replies bei Twitter kann man bei weitem noch nicht als waschechten Shitstorm bezeichnen. Vielleicht liegt es auch daran, weil die Künstlerin Kohske in den USA und Europa dafür zu wenig bekannt ist. Daraus ist kein richtiger Shitstorm geworden, obwohl Twitter in Japan sehr viel genutzt wird. Die respektvollsten Antworten von außerhalb ihrer Fanbase waren indes konkrete Vorschläge. So schlug man Kohske die Eröffnung eines Kontos bei Patreon vor, weil ihre Werke in vielen Teilen der Welt nicht käuflich erhältlich seien. Petreon ist eine zumeist englischsprachige Crowdfunding-Plattform, bei der auch Cartoonisten versuchen können, ihre Kreativität zu vermarkten.

Möglich auch für Kohske: Einnahmen trotz Nischendasein

Ein Beispiel, wie man es machen sollte, ist Nathaniel Barlam. Er erstellt in Eigenregie Musical Comics, wie er sie nennt, um den Songs von Joni Mitchell, CSN oder Genesis ein bewegtes Bild zu verleihen. Manche seiner älteren Videos sind kostenlos bei YouTube erhältlich. Oben angeheftet ist stets der Hinweis, dass man sich bei Wohlgefallen noch viel mehr von ihm anschauen kann, sofern man bereit ist, ihm bei Patreon etwas zurückzugeben. Seine Werke sind so fantastisch wie speziell. Wer kennt heutzutage noch den Song „Supper’s ready„, als die meisten Genesis-Songs noch von Peter Gabriel, statt von Phil Collins, gesungen wurden?

Bei behance.net erläutert Nathaniel Barlam zudem jede einzelne Szene seines Videos. Wer mehr als die bei YouTube verfügbaren Musical Comics sehen möchte, kann auf diese bei Patreon nach erfolgter Spende zugreifen. Umso mehr man ihm bei Patreon gibt, desto mehr Rechte erhält man dadurch. Los geht es ab einem US-Dollar pro Monat. Damit aber hat man sich noch nicht das Recht erworben, an den Abstimmungen über künftige Videoprojekte teilzunehmen. Das dürfen nämlich nur die sogenannten Patreon-„Superstars“, die zwei US-Dollar monatlich bezahlen.


Nathaniel Barlam: der Musical Comic zu „Supper’s ready“ von Genesis.

Um Geld betteln, damit man die Miete blechen kann?

Spendenportale als Allheilmittel für die Kreativen? Um Geld betteln, damit man den Kühlschrank füllen kann? Das dürfte sich für die Künstler alles andere als gut anfühlen, oder? Sollte man sich als etablierter Cartoonist mit samt seinem Vertrag bei Carlsen Manga & Co. überhaupt von seinen Mäzenen (edlen Spendern aus der Fanbase) abhängig machen? Juristisch gesehen sind die Künstler wahrscheinlich an Verträge gebunden, die ihre Vermarktung betreffen.

Oder einfach mal anders gefragt: Ist es echt okay, die Sachen herunterzuladen, obwohl Kohske dabei komplett leer ausgeht? Was meint ihr? Diskutiert mit uns bei Telegram!

Beitragsbild von Miika Laaksonen, thx! (CC0 1.0)

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Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.