Standort-Tracking einer Zielperson über ihr Smartphone (Symbolbild)
Standort-Tracking einer Zielperson über ihr Smartphone (Symbolbild)
Bildquelle: sergeybitos.mail.ru, Lizenz

Standort richtig verbergen – so gehen Geheimdienste vor

Wenn Du glaubst, Dein Standort ließe sich einfach verbergen, indem Du das GPS Deines Smartphones deaktivierst, dann irrst Du Dich gewaltig.

Deinen eigenen Standort mit einem Smartphone in der Tasche effektiv vor fremden Augen zu verbergen, ist alles andere als trivial. Den Standortverlauf in den Systemeinstellungen zu deaktivieren, bringt dabei nämlich herzlich wenig. Doch was kannst Du überhaupt tun, um Deine Positionsdaten zu schützen? Hier erfährst Du, wie Geheimdienste dabei vorgehen.

Du wirst auf Schritt und Tritt verfolgt

Unsere alltäglichen Begleiter wie Smartphones, Tablets oder Laptops erfassen nur allzu gerne Positionsdaten. Für einige Anwendungen ist das sogar erforderlich. Beispielsweise wenn eine Wetter-App Dich vor einem schweren Gewitter in Deiner Umgebung warnt.

Es gibt jedoch auch Software, die ständig wissen will, wo Du Dich gerade aufhältst, obwohl diese Information für ihre Funktionalität eigentlich gar nicht erforderlich ist. Und selbst wenn Dir das vorerst nicht wehtut, können durchaus irgendwann Situationen entstehen, in denen Dir das Standort-Tracking zum Nachteil gereicht.

Kein Wunder also, dass so manch ein Android- oder iPhone-Nutzer seinen Standort gerne vor Internet-Konzernen wie Google, Apple, Microsoft oder Facebook verbergen und lieber unter dem Radar bleiben möchte.

Damit Du dabei nicht im Dunkeln tappst, hat die National Security Agency (NSA), der weltweit bekannte Auslandsgeheimdienst der USA, vor einiger Zeit einen Guide dafür veröffentlicht, wie Du es effektiv unterdrücken kannst, dass eine fremde Person einen Standortverlauf von Dir erhält. Und genau das schauen wir uns hier mal etwas genauer an.

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Warum es sich lohnt, den Standort zu verbergen

Schützenswert sind Deine Positionsdaten insbesondere deshalb, weil sie mitunter Details über Deine täglichen Abläufe und sozialen Beziehungen offenbaren können. Wer die gesammelten Daten kontrolliert, weiß unter Umständen genau, wann Du Dich regelmäßig an bestimmten Orten aufhältst und Zeit mit bestimmten Personen oder in großen Menschenmengen verbringst.

Gerade für Personengruppen, die häufig ins Fadenkreuz von Behörden, Regierungen oder anderen Organisationen geraten, kann das ein echtes Problem darstellen. Dazu zählen beispielsweise Journalisten, Whistleblower sowie auch Richter oder Rechtsanwälte.

Dein Standort lässt sich nicht nur per GPS erfassen

Zunächst ist es mal wichtig zu verstehen, dass Dein Android-Smartphone, iPhone, Notebook oder Tablet Deinen Standort nicht nur über das bekannte Global Positioning System (GPS) oder dessen Abkömmlinge GLONASS, Galileo oder Beidou erfasst. Die Geräte haben darüber hinaus die Möglichkeit, ihre Position grob über das Mobilfunknetz, WLAN sowie Bluetooth zu bestimmen.

Allein schon das Einschalten Deines Smartphones sorgt dafür, dass Dein Mobilfunkprovider unmittelbar erfährt, in welcher Funkzelle es sich eingewählt hat. Im Falle eines Notrufs kann diese Information Leben retten. Der NSA zufolge hat jedoch so manch ein Provider diese Standortdaten in der Vergangenheit schon an Dritte verkauft.

Doch tatsächlich ist eine Kooperation der Netzbetreiber nicht mal erforderlich, um an Deinen Standort zu gelangen. Denn die von Deinem Smartphone an die Funkzelle übermittelten Informationen lassen sich auch durch mobile Basisstationen empfangen, die Kriminelle käuflich erwerben können, um Personen damit gezielt zu verfolgen.

Das Deaktivieren der Standortdienste gilt nur für Apps

Darüber hinaus solltest Du Dir im Klaren darüber sein, dass das Ausschalten der Standortdienste Deines Smartphones dieses noch lange nicht davon abhält, Deine Positionsdaten zu erfassen, zu speichern und zu übermitteln.

Überwachung

Denn durch diese Einstellung lässt sich Dein Standort lediglich vor installierten Apps verbergen, die folglich nicht mehr auf diese Daten zugreifen dürfen. Für das Betriebssystem gilt diese Einschränkung jedoch nicht.

Weiterhin haben Apps und Webseiten noch die Möglichkeit, Deine Position anhand von Browserdaten oder Deiner IP-Adresse zu bestimmen. Das Ausschalten der Dienste für das Standort-Tracking bzw. den Standortverlauf bringt Dir in dem Fall herzlich wenig.

Selbst Fotos, die Du mit Deiner Smartphone-Kamera aufnimmst und danach in sozialen Netzwerken teilst, können Deinen Standort zu einem bestimmten Zeitpunkt verraten. Und das nicht nur anhand dessen, was auf dem Bild zu sehen ist, sondern auch durch die Metadaten (EXIF) der Aufnahme.

Dank WLAN und Bluetooth lässt sich Dein Standort nur schwer verbergen

Ferner können Angreifer Deine Position auch durch unauffällige Geräte beispielsweise anhand der von Deinem Handy ausgehenden WLAN- oder Bluetooth-Signale ermitteln.

Das gelingt oftmals selbst dann, wenn alle drahtlosen Verbindungen augenscheinlich “deaktiviert” sind. Denn einige Sensoren liefern im ausgeschalteten Zustand noch immer genug Informationen, um Deinen Standort zu berechnen. Folglich dürfte es schwer sein, mit einem Handy in der Tasche wirklich effektiv unter dem Radar zu bleiben.

Ist Dein Smartphone mit einer Malware infiziert, so kann diese unter Umständen ebenfalls Standortdaten erfassen und an einen Angreifer übermitteln und Dir zeitgleich vorgaukeln, Deine Drahtlosfunktionen seien deaktiviert.

Eine Vielzahl an Geräten ist an der Erfassung beteiligt

Neben Deinem Smartphone, Notebook oder Tablet, bei denen vielleicht offensichtlich ist, dass sie Standortdaten sammeln, gibt es noch viele andere Geräteklassen, die ebenfalls drahtlos kommunizieren und folglich zumindest an Deiner Positionsbestimmung mitwirken können.

Dazu zählen beispielsweise Fitness-Tracker, Smart-Watches, medizinische Geräte, Kraftfahrzeuge, Fernseher, Spielekonsolen, smarte Lampen und Küchengeräte, Sicherheitskameras, Saugroboter und viele weitere IoT-Geräte. Einige davon erlauben es Dir nicht einmal, ihre drahtlose Kommunikation zu deaktivieren. Da hilft im Ernstfall nur das Trennen von der Stromversorgung.

NSA

Standort verbergen: die von der NSA empfohlenen Maßnahmen

Aus all dem, was Du bis hierher über die Standortbestimmung Deiner Geräte erfahren hast, ergeben sich für Menschen, die ihren Standort gerne möglichst effektiv vor fremden Augen verbergen möchten, einige Handlungsempfehlungen. Dem US-amerikanischen Geheimdienst zufolge lauten diese wie folgt:

  • Deaktiviere die Standortdienste auf Deinen Geräten.
  • Schalte sämtliche drahtlosen Technologien wie Bluetooth und WLAN aus, wenn Du sie gerade nicht benötigst. Nutze in diesem Kontext auch den Flugmodus, wenn Du nicht erreichbar sein musst.
  • Räume Apps so wenige Berechtigungen wie möglich ein und nutze die Privatsphäre-Einstellungen des Systems, um ihren Zugriff auf Standortdaten zu beschränken.
  • Meide Anwendungen, die generell auf Standortdaten angewiesen sind, um richtig zu funktionieren. Solltest Du auf eine solche Applikation angewiesen sein, so erlaube ihr den Standortzugriff nur, während Du sie aktiv verwendest.
  • Unterbinde die Anzeige personalisierter Werbung und das Werbe-Tracking so weit wie möglich.
  • Setze Deine Werbe-ID regelmäßig – mindestens aber ein Mal pro Woche – zurück.
  • Deaktiviere sämtliche Einstellungen, die es Dir erlauben, den Standort Deines eigenen Gerätes im Falle eines Verlustes zu verfolgen.
  • Reduziere Browser-Aktivitäten auf ein absolutes Minimum und verbiete es sämtlichen Webseiten, Deine Position zu bestimmen.
  • Nutze einen anonymisierenden VPN-Dienst, der Dir dabei hilft, Deinen Standort durch Verschleierung Deiner IP-Adresse zu verbergen.
  • Speichere möglichst wenige Daten in der Cloud, die Standortinformationen enthalten.

Maßnahmen für besonders kritische Fälle

Wer eine besonders geheime Mission verfolgt, bei der er auf gar keinen Fall getrackt werden darf, dem empfiehlt die NSA, sämtliche Geräte mit drahtlosen Funktionen vor der Reise zum Zielort abzulegen.

Das Mitführen eines Smartphones in ausgeschaltetem Zustand kann sich hier als unzureichend erweisen. Und auch das für die Anreise genutzte Fahrzeug sollte idealerweise frei von jeglicher Art von Kommunikationstechnologie sein.

Fazit: Wirklich verbergen lässt sich Dein Standort nur durch radikalen Verzicht

Nachdem Du diesen Artikel gelesen hast, ist Dir sicherlich klar, dass es nahezu unmöglich ist, Deinen Standort permanent zu verbergen. Zumindest solange Du Dein Smartphone noch bei Dir trägst und es regelmäßig verwendest. Wer mit dem Internet verbunden ist, hinterlässt ohnehin immer irgendwelche Spuren. Die besten Geräte sind keine.

Wie gut diese tatsächlich rückverfolgbar sind, hängt jedoch von Deinem Verhalten ab. Und wenn Du bis hier hin gelesen hast, hast Du den ersten wichtigen Schritt bereits getan. Denn nun hast Du zumindest ein Gefühl dafür, unter welchen Bedingungen sich Dein Standort erfassen lässt und wie Du Dich bei Bedarf davor schützen kannst, um unter dem Radar zu bleiben.

Feedback ist erwünscht

Dir hat dieser Artikel gefallen? Wir freuen uns, wenn Du ihn mit Deinen Mitmenschen teilst. Denn so erhalten auch sie die Gelegenheit, ihren Standort zu verbergen und somit einem Missbrauch vorzubeugen.

Fehlen hier aus Deiner Sicht wichtige Aspekte zum Standort-Tracking? Dann teile doch gerne Dein Know-how und Deine Erfahrungen mit uns in den Kommentaren. So profitieren auch andere Leser von Deinem Wissen.

Wenn Du Dir noch weitere Tipps von der NSA abholen willst, wirf auch gerne einen Blick auf diesen Guide. Dort lernst Du, wie der Geheimdienst ein Heimnetz richtig absichern würde, sodass fremde Personen keinen Zugriff auf Deine Geräte erhalten.

Tarnkappe.info

Über

Marc Stöckel hat nach seiner Ausbildung zum IT-Systemelektroniker und einem Studium im Bereich der technischen Informatik rund 5 Jahre als Softwareentwickler gearbeitet. Um seine technische Expertise sowie seine Sprachfertigkeiten weiter auszubauen, schreibt er seit dem Sommer 2022 regelmäßig Artikel zu den Themenbereichen Software, IT-Sicherheit, Datenschutz, Cyberkriminalität und Kryptowährungen.