network, cable
network, cable
Bildquelle: Jordan Harrison, Lizenz

1&1 rechnete Datenvolumen falsch ab: DSL gedrosselt

Im Support-Forum des DSL-Anbieters 1&1 Internet SE treten seit einigen Wochen Probleme mit der Berechnung des verbrauchten Datenvolumens auf.

Im Support-Forum des DSL-Anbieters 1&1 Internet SE treten seit einigen Wochen Probleme mit der Berechnung des verbrauchten Datenvolumens auf. Schon nach wenigen Tagen war bei manchen Kunden das zulässige Limit überschritten. Die Geschwindigkeit der betroffenen Accounts wurde in der Folge bis zum Monatsende gedrosselt.

Außerordentliche Kündigung abgelehnt

Im Support-Forum von 1&1 beschweren sich mehrere Kunden darüber, dass in kurzer Zeit ihr monatlich zur Verfügung stehendes Datenvolumen aufgebraucht wurde. Laut einem DSL-Leitungsexperten des Unternehmens wurden aus Versehen Sessions mehrfach abgerechnet. Mehrere Kunden berichten davon, dass sie angeblich binnen weniger Tage erneut 80 Prozent ihres Daten-Volumens verbraucht haben sollen. Sie geben an, zu den fraglichen Uhrzeiten gar nicht wach gewesen zu sein.

Uns schrieb deswegen vor ein paar Tagen ein Nutzer des DSL-Anbieters 1&1 an. Der Support bot ihm, wie auch anderen Betroffenen, eine Tarifanpassung des Vertrags ohne Drosselung an. In dem Fall würde sich die Vertragslaufzeit nicht auf weitere 24 Monate verlängern. Eine außerordentliche Kündigung wollte das Unternehmen hingegen nicht akzeptieren. Auch die vom Kunden gesetzte Frist zur Behebung des Fehlers erkannte man nicht an. 1&1 teilte dem Kunden mit, der Fehler sei intern bereits bekannt. Die Bereinigung halte noch an. Deswegen könne man ihm nicht zusagen, zu welchem Zeitpunkt die Fehlerbehebung abgeschlossen sei.

1&1 will mit Informationen versorgt werden

Auf unsere Presseanfrage antwortete uns der Senior PR Manager der 1&1 Telecommunication SE (United Internet AG), man lasse das Anliegen gerne von der eigenen Fachabteilung prüfen. Für eine detaillierte Auskunft benötige er allerdings die Kundennummer und eine schriftliche Einverständniserklärung des Kunden, aus der hervorgeht, dass wir uns in seinem Namen an 1&1 wenden dürfen. Wir haben uns gegen eine Übermittlung von persönlichen Daten entschieden. Der Pressesprecher hat von uns mehrere Screenshots des hauseigenen Forums erhalten, die über die Ausschnitte (siehe unten) hinausgehen. Als Antwort erhielten wir dieses Statement:

Ein kleiner Teil unserer Kunden konnte den DSL-Vertrag aufgrund einer technischen Herausforderung, die auf unserer Seite besteht, nicht wie gewünscht nutzen. Wir haben uns dafür bei den betroffenen Kunden entschuldigt und ihnen ein Guthaben als kleine Wiedergutmachung angeboten. Alternativ dazu haben die Kunden auch die Möglichkeit, kostenlos in einen DSL-Tarif ohne begrenztes Highspeed-Datenvolumen von 1&1 zu wechseln. (…)

Ausschnitt: Screenshot vom Support-Forum.

Hat man nur einzelne Accounts gedrosselt?

Unser Kontakt hält diese Aussage für ein typisches Statement aus dem Mund eines Marketing-Experten. In exakt der Form, wie uns der Kunde das mitgeteilt hat, können wir die Aussage aus rechtlichen Gründen leider nicht wiedergeben. ;-)

Wie dem auch sei: Ihm wurden nach mehrfacher Aufforderung und einem Einschreiben zehn Euro als Entschädigung gewährt. Der Kunde glaubt, es handele sich weit mehr als nur um wenige Einzelfälle, die von der Problematik betroffen sind. Diese Behauptung können wir leider nicht überprüfen.

Die Abstellung des jeweils falsch berechneten Datenvolumens ist offenbar kompliziert. Das würde zumindest erklären, warum man den vom Fehler betroffenen Kunden den unkomplizierten Wechsel in einen Tarif ohne Volumenbegrenzung anbietet. Und natürlich auch, warum das Problem mindestens seit Februar 2019 bekannt ist und man niemandem einen Termin für eine Korrektur zusagen will.

1&1

Übrigens wurden vor einigen Tagen auch die Kollegen von Caschys Blog (stadt-bremerhaven.de) auf die Problematik von 1&1 hingewiesen. Von dort hat der DSL-Kunde aber bis dato keine Antwort erhalten. Über die Hintergründe kann man nur spekulieren. Ehrlich gesagt schaffen wir es auch nicht, auf jede Kontaktanfrage zeitnah zu reagieren.

Beitragsbild Markus Spiske, thx! (Unsplash Lizenz)

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.