Als erste große Plattform zieht der Videostreamingdienst Twitch Uploadfilter oder alternativ das Geoblocking aller EU-Zuschauer in Erwägung.
Letzten Dienstag wurde die umstrittene EU-Urheberrechtsreform verabschiedet. Als erste große Plattform zieht der Videostreamingdienst Twitch Uploadfilter oder alternativ das Geoblocking aller EU-Zuschauer in Erwägung.
Emmett Shear, der CEO der Amazon-Tochter Twitch, sagte bei einem Interview, das neue Urheberrechtsgesetz der EU könne den falschen Unternehmen schaden. Artikel 13 soll alle größeren und großen Technologieunternehmen haftbar machen, sollten ihre Nutzer ohne Erlaubnis urheberrechtlich geschütztes Material veröffentlichen.
Der Geschäftsführer kam zu der Ansicht, den Gesetzentwurf habe man „ziemlich schlecht ausgearbeitet„. Das habe man viel zu vage formuliert. Das neue Gesetz würde bei Twitch die Abläufe sehr kompliziert gestalten, so Shear. Es sei völlig unklar, was das Unternehmen denn nun ganz konkret zur Einhaltung tun müsse, um sich an die neuen Vorgaben zu halten. Im Vorfeld hatte der Streamingdienst gegen die Upload-Filter protestiert. So gab es beispielsweise beim Live-Talk „Twitch Weekly“ eine Ausgabe mit dem Titel „Article 13 – Don’t Wreck The Net“. Im Dezember erhielten alle Twitch-User zudem die Aufforderung, eine Online-Petition zu unterschreiben und ihre EU-Abgeordneten gegen Artikel 13 zu mobilisieren. Geholfen hat das bekanntlich wenig.
Twitch sucht das kleinere Übel zwischen Upload-Filtern und Geoblocking
Twitch verdiene sein Geld unter anderem damit, Werbeanzeigen auszuliefern und gegen Bezahlung, Games zu sponsern. Wenn aber Nutzer geschützte Inhalte von Spielen live vorführen wollen, so wäre dies künftig höchst kompliziert, so Shear. Man erwäge, künftig keinen Europäern mehr das Anbieten von Streams zu erlauben. Dann wären alle EU-Bürger außen vor, die damit Geld verdienen wollen. Alternativ könne man per Geoblocking einfach alle Zuschauer aus der EU aussperren. Auch wäre eine Echtzeitüberwachung aller Inhalte (Upload-Filter) denkbar. Das Unternehmen will aber verhindern, dass Streams nicht auf eine unfaire Weise geblockt werden. Beispielsweise dann, wenn jemand bei der Vorführung eines Spiels zufällig Musik im Hintergrund laufen lässt.
Emmett Shear spricht sich nicht generell gegen eine Anpassung des Urheberrechts aus. Wenn überhaupt solle dies aber bitte korrekt geschehen. Ja, es gebe Personen, die absichtlich Content zum eigenen Wohl klauen würden. Und es gebe daneben Unternehmen, die Material völlig legal benutzen. Dazu zählt Shear Firmen wie YouTube, Reddit oder eben Twitch. Man sieht, die Angelegenheit bleibt kompliziert. Die möglichen Folgen klingen indes alles andere als positiv.
Beitragsbild Caspar Camille Rubin, thx! (Unsplash Lizenz)
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