Jemand liegt im Bett und spielt mit seinem Smartphone
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Bildquelle: StockCake

Heimliche Piraterie: Wie es illegale Streaming-Apps in die Play-Stores schaffen

Heimliche Piraterie auf Smartphones nimmt weiter zu. Entwickler nutzen raffinierte Methoden, um illegale Streaming-Apps geschickt zu tarnen.

In der mobilen Smartphone-Welt herrscht ein ständiges Katz-und-Maus-Spiel zwischen den Entwicklern illegaler Streaming-Apps und den Sicherheitsmechanismen der jeweiligen App-Stores. Dabei zeigen die Online-Piraten eine erstaunliche Kreativität bei der Tarnung ihrer Anwendungen. Dieser Artikel beleuchtet die raffinierten Methoden, mit denen viele der illegalen Apps unentdeckt bleiben.

Heimliche Piraterie: Täuschung durch harmlose Aufmachung

Ein Paradebeispiel für die Raffinesse der Entwickler von illegalen Streaming-Apps ist der Fall der iOS-App „Collect Cards: Store Box“. Auf den ersten Blick stellte sie sich als harmlose App zur Organisation von Sammelkarten dar. In Wirklichkeit verbarg sich dahinter jedoch ein vollwertiger illegaler Streaming-Dienst.

Diese Anwendung ist eine gut getarnte illegale Streaming-App
Diese Anwendung war eine gut getarnte illegale Streaming-App

Die Anwendung blieb unter https://apps.apple.com/app/collect-cards-store-box/id6471483020?l=en-GB über ein Jahr lang unentdeckt und ermöglichte in dieser Zeit den unerlaubten Zugriff auf Inhalte von Netflix, Disney+, Amazon Prime und sogar Apple TV+. In Brasilien schaffte es die illegale Streaming-App immerhin auf Platz zwei der meistgeladenen Apps im App-Store. Wie war das möglich?

Eine Schlüsselstrategie der App „Collect Cards“ war der Einsatz von Geoblocking. Die illegalen Streaming-Funktionen wurden gezielt vor Nutzern in den USA verborgen. Diese geografische Beschränkung erschwerte die Entdeckung durch die Prüfer des App Store erheblich, da diese häufig von US-Standorten aus arbeiten.

Vielfältige Strategien der Tarnung

Die App „Collect Cards“ ist bei weitem nicht der einzige Fall von heimlicher Piraterie. Die Entwickler von Piraten-Apps nutzen eine Vielzahl von Methoden, um ihre illegalen Angebote zu verschleiern. Einige davon sind:

  • Versteckte Funktionen in Puzzlespielen: Scheinbar harmlose Spiele entpuppen sich als illegale Streaming-App.
  • Getarnte Audioerkennungs-Apps: Unter dem Deckmantel der Musikerkennung verbergen sich Tools zum illegalen Download.
  • Verzögerte Aktivierung: Illegale Funktionen werden erst Tage oder Wochen nach der Installation freigeschaltet, wenn die Erstprüfung im App-Store längst abgeschlossen ist.
  • Nachträgliche Code-Einspielung: Die illegale Aktivität wird erst durch spätere Updates eingespielt, nachdem die App bereits im Store zugelassen wurde.
  • Regionale Unterschiede: Das Verhalten der App variiert je nach Standort des Nutzers (Geoblocking), was die Erkennung zusätzlich erschwert.

Besonders raffiniert ist die Strategie, den Anschein der Legalität zu erwecken. Denn manche Apps geben sich als legitime Dienste aus und distanzieren sich in ihren Nutzungsbedingungen ausdrücklich von der illegalen Verbreitung urheberrechtlich geschützter Inhalte. Diese Taktik der „heimlichen Piraterie“ macht es den Betreibern der App-Stores schwer, handfeste Beweise für Rechtsverletzungen zu sammeln. Dies berichtet TorrentFreak in einem aktuellen Artikel.

Ein Wettrüsten, das kein Ende nimmt

Die Methoden, mit denen sich Piraterie-Apps tarnen, werden immer raffinierter. Es ist ein ständiger „Wettkampf“ zwischen den Entwicklern illegaler Streaming-Apps und den Sicherheitsmechanismen der App-Stores. Denn während die offiziellen Plattformen ihre Prüfverfahren verschärfen, finden die Online-Piraten immer neue Wege, diese zu umgehen.

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Über

Sunny schreibt seit 2019 für die Tarnkappe. Er verfasst die wöchentlichen Lesetipps und berichtet am liebsten über Themen wie Datenschutz, Hacking und Netzpolitik. Aber auch in unserer monatlichen Glosse, in Interviews und in „Unter dem Radar“ - dem Podcast von Tarnkappe.info - ist er regelmäßig zu hören.