König Fußball in Italien
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Bildquelle: hdmiboypacha

Akamai von falschen Sperren des Piracy Shields betroffen

Nachdem man in Italien kürzlich mehrfach falsche Seiten blockiert hat, traf es jetzt 15 fehlerhafte IP-Adressen des CDN-Anbieters Akamai.

Nach mehreren falschen DNS-Sperren durch Cloudflare hat die italienische Regulierungsbehörde AGCOM nun Seiten von Kunden des CDN-Dienstleisters Akamai irrtümlich gesperrt. Wir haben schon mehrfach über das im Dezember 2023 eingeführte Antipiraterie-Schutzschild berichtet.

In Italien müssen demnach VPN-, Proxy- und Internetanbieter ohne richterlichen Vorbehalt innerhalb von 30 Minuten den Zugang zu offensichtlich rechtswidrigen Webseiten blockieren. Sie haben im Vorfeld keine Möglichkeit, sich dagegen zur Wehr zu setzen. Das rigorose Verfahren führte schon dazu, dass der italienische VPN-Anbieter AirVPN seine eigenen Kunden aus dem Dienst entfernt hat. Sie waren es leid, die Anordnungen derart kurzfristig umsetzen zu müssen.

Mehr Transparenz sorgte für mehr Ärger

Nachdem die italienische Regulierungsbehörde AGCOM zunächst bestritten hatte, dass die neue Anti-Piraterie-Plattform Piracy Shield für mehrere falsche Sperren verantwortlich war, räumte sie letzte Woche ein, dass Cloudflare eine falsche IP-Adresse gesperrt hatte. Zunächst versuchte man den Vorfall als geringfügig zu deklarieren, wie die Kollegen von TorrentFreak berichten. Das bisherige Verfahren war zudem alles andere als transparent. Das soll sich nun offenbar ändern.

Piracy Shield Search

Piracy Shield mit eigener Suchmaschine

Die neu eingerichtete Suchmaschine bietet den Service an, dass man eine IP-Adresse oder eine Domain eingeben kann, um herauszufinden, ob sie bereits im Piracy Shield-System enthalten sind. Daraufhin kann man unter anderem einsehen, wer und wann man die Sperrverfügung beantragt hat. Das Suchsystem vom Piracy Shield zeigt Daten zu den derzeit aktiven Sperrungen an. Aber leider nicht die Gesamtzahl der Anfragen oder der bisher gesperrten IP-Adressen und Domains. Wer sich umschaut, wird dort gleich mehrere Kunden von Akamai entdecken.

Sperren finden nicht während der Übertragungen statt

In den italienischen Medien wird viel darüber berichtet, dass man IP-Adressen und Domains innerhalb von 30 Minuten sperrt, was wohl den Eindruck erwecken soll, dass die Sperren hauptsächlich während der Live-Übertragungen der Spiele erfolgen. Die Liste zeigt jedoch, dass IP-Adressen und Domains in der Regel in großen Mengen hinzugefügt werden, lange nachdem die Spiele beendet sind. Oder man verfügt die Sperren lange bevor die Spiele beginnen. Sperren, die direkt nach dem Anpfiff erfolgt sind und das Geschäftsmodell der Piraten zerstören sollen, sind bisher nicht ersichtlich.

Akamai gleich mehrfach von falschen Sperren betroffen

Bei X bestätigt der Entwickler und Informatiker Matteo Contrini, was viele schon vermutet hatten: Cloudflare ist nicht der einzige große CDN-Anbieter, dessen IP-Adressen irrtümlich im Piracy-Shield-System gelandet sind.

Akamai

Bei X (ehemals Twitter) schrieb Contrini, dass diesmal gleich 15 Akamai IP-Adressen von den falschen Sperren betroffen waren. Bei X schrieb er heute: „Du solltest besser innerhalb von 5 Tagen merken, dass sie versehentlich deine IP gesperrt haben, sonst bist du lebenslang gesperrt…“ Die Emotionen kochen hoch. Denn dort regen sich unter dem Hashtag #piracyshield zahlreiche Italiener über das neue Anti-Piracy-System ihrer Regierung auf.

Akamai wird sicher nicht das letzte Opfer sein …

Man wird sehen, wie sich die Situation in Italien entwickeln wird. Auf jeden Fall dauert es offenbar noch etwas Zeit, bis das System endlich fehlerfrei läuft. Wer die Sperren umgehen will, muss dafür lediglich einen ausländischen VPN-* oder Proxy-Anbieter seines Vertrauens nutzen. Die Maßnahmen greifen somit nur bei technisch wenig versierten Surfern.

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Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.