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Wall Street Market: dem Exit Scam folgte der Besuch der Polizei

Die Koffer waren sicher schon gepackt, als die drei Betreiber vom Wall Street Market am 23. und 24. April von der Polizei festgesetzt wurden.

Die Koffer waren sicher schon gepackt, als die drei Betreiber vom Wall Street Market am 23. und 24. April von der Polizei festgesetzt wurden. Vor einer Woche hatten sie sich mit fast 200 Bitcoin aus dem Staub gemacht. Das Vermögen gehörte den Kunden bzw. Anbietern dieses Darknet-Marktplatzes.

Das Bitcoin-Wallet vom Wall Street Market (WSM) der Kunden besitzt einen Wert von über einer Million Euro. 196,76 BTC hat man von den Kunden beziehungsweise Verkäufern geklaut, als die drei Betreiber vor etwa einer Woche ihren Marktplatz überraschend geschlossen und sich mit dem Geld aus dem Staub gemacht haben. Der Wert des Monero-Wallets zum Zeitpunkt des Exit Scams ist hingegen nicht bekannt. Dazu kommt das eigentliche Wallet vom Exit Scam.

Im Deepweb wird vor dem WSM gewarnt!

darknet stefan meyIm Dread Diskussions-Forum wird explizit davor gewarnt, den Machern vom Wall Street Market noch mehr Geld in den Rachen zu werfen. Dread entstand unter der Adresse dreadditevelidot.onion im Deepweb, nachdem bei Reddit alle Diskussionen rund um das Deepweb systematisch verboten wurden. Heute früh gab das BKA gemeinsam mit der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt und dem ZIT bekannt, dass man vor ein paar Tagen drei Verdächtige festgenommen hat. Sie stammen aus Bad Vilbel, Esslingen und Kleve.

Sie sind dringend verdächtig, den WSM arbeitsteilig betrieben zu haben. Dieser galt nach dem Ausscheiden vom Dream Market als der zweitgrößte Darknet-Marketplace überhaupt. Dort haben die Verkäufer den 1.150.000 Kunden über 63.0000 einzelne Waren bzw. Dienstleistungen zum Kauf angeboten. Mehr als 5.400 Händler boten dort alles an, was zugleich begehrt und illegal ist. Für die drei Deutschen war das Vorhaben lukrativ. Zwischen zwei bis sechs Prozent des Verkaufspreises konnten sie jeweils als Provision einstreichen. Nach unseren Informationen war es beim WSM aber auch möglich, den Verkäufern das Geld direkt zu schicken. Die WSM-Betreiber mussten bei Transfers nicht zwingend zwischengeschaltet werden.

Zwei Dealer in den USA festgenommen

underground.wsAn den umfangreichen Ermittlungen haben sich neben Europol auch niederländische und US-amerikanische Strafverfolgungsbehörden beteiligt. Die drei Deutschen wurden schon seit März verdächtigt. Im Rahmen von Durchsuchungen der Wohnungen der Tatverdächtigen konnten laut Pressemitteilung Bargeldbeträge in Höhe von über 550.000 Euro sowie Krypto-Wallets in sechsstelliger Höhe, mehrere hochwertige Kraftfahrzeuge und zahlreiche weitere Beweismittel, insbesondere Computer und Datenträger, sichergestellt werden. Bei dem 22-jährigen Tatverdächtigen aus Kleve hat die Polizei außerdem eine Schusswaffe sichergestellt.

Die Verdächtigen befinden sich derzeit in Untersuchungshaft, die Server vom Wall Street Market wurden am 02. Mai beschlagnahmt. Statt der Mitteilung über die angeblichen Wartungsarbeiten (um den Exit Scam zu vertuschen) wird dort nun die mehrsprachige Mitteilung des BKA wegen der Schließung des Marktes angezeigt. Die ersten Beschlagnahmungen konnten wohl schon ausgewertet werden: die Behörden konnten in den USA zwischenzeitlich zwei der aktivsten Anbieter von Betäubungsmitteln festnehmen und deren Drogen beschlagnahmen.

Trittbrettfahrer wollen neuen Wall Street Market aufbauen

crimebiz.net Fake-ShopsBei einem deutschsprachigen Anbieter für illegales Webhosting gingen schon Anfragen von Interessenten ein, die man aber laut seiner Einschätzung wenig ernst nehmen kann. Die Trittbrettfahrer wollten für das Webhosting eines eigenen Darknet-Marktplatzes monatlich maximal bis zu 50 Euro ausgeben. Zu diesem Preis ist ein derartiges Vorhaben aber nicht realisierbar.

Wie dem auch sei. Wahrscheinlich wird es nicht mehr lange dauern, bis Dritte einen neuen WSM aufbauen. Bei großen illegalen Anbietern gab es oftmals schon nach kurzer Zeit einen Nachfolger mit dem gleichen Namen. Stets ging es darum, die Popularität des geschlossenen Marktes zum eigenen Vorteil auszunutzen.

Tarnkappe.info

 

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.