Die Clearingstelle Urheberrecht im Internet (CUII) hat sich in ihrer letzten Empfehlung klar für DNS-Sperren gegen Burning Series (bs.to) und streamkiste.tv ausgesprochen. Der Prüfungsausschuss hält beide Sperren für „zumutbar und verhältnismäßig“.
Geschäftsmodell von streamkiste.tv & bs.to soll zerstört werden
Seit Aufnahme der Tätigkeit der CUII ist dies erst die sechste Empfehlung, die Sperren diverser Mirror nicht mitgerechnet. Die erste Empfehlung betraf serienstream.to, danach traf es im März canna.to, vier Wochen später die Gaming-Downloadseite NSW2U, im Mai Newalbumreleases.net. Und nun, acht Wochen später, streamkiste.tv und bs.to. Laut dem Analyse-Tool Similarweb wurden bei der Streamkiste über 65,5 Millionen Seitenzugriffe binnen eines Monats erzeugt. Im Fall von Burning Series waren es sogar über 186 Millionen PIs.
Im Durchschnitt eine DNS-Sperre pro Monat
Laut Similarweb hat Canna Power seit Einrichtung der DNS-Sperren bei verschiedenen ISPs immerhin fast ein Drittel seiner Zugriffe eingebüßt. Die weitere Entwicklung bleibt aber noch abzuwarten, weil die Zugriffe in den Sommermonaten bei fast allen Webseiten rückläufig sind. In der Sommerzeit sind viele Menschen im Urlaub. Sie verbringen schlichtweg weniger Zeit vor dem PC. Von daher ist die jetzige Statistik noch nicht sonderlich aussagekräftig.
Wie kann man die Sperren von streamkiste.tv & bs.to umgehen?
Die Admins von bs.to haben die Ersatz-Domain burningseries.nz eingerichtet, die aber sicher auch bald in den Fokus der Clearingstelle geraten dürfte. Auf streamkiste.tv rät man den Besuchern lediglich zur Nutzung von DNS-Nameservern. Alternative Domains sind auf der Hauptseite aber bisher nicht aufgetaucht.
Neben einem Proxy kann man natürlich auch einen VPN-Dienst in Anspruch nehmen, um den Sperren zu entgehen. Wir haben im August neun verschiedene VPN-Dienstleister unter die Lupe genommen. Doch egal ob man einen Proxy oder VPN nutzt: Wer einen solchen Dienst in Anspruch nimmt, überträgt unzählige Daten. Ob man den vollmundigen „No Log“ – Versprechen der Unternehmen Glauben schenken sollte, muss jeder für sich entscheiden. Schon viel zu oft stellte sich irgendwann heraus, dass Unternehmen Informationen an Behörden weitergegeben haben, die sie ja eigentlich gar nicht hätten sammeln können. Weil wer keine Logs anfertigt, kann auch seine Kunden nicht verraten.
Grüne kritisieren die CUII
Mehrere Abgeordnete der Grünen kritisieren die Vorgehensweise der Clearingstelle. Netzsperren seien anfällig für einen „Kollateralschaden für die Allgemeinheit“, heißt es beim Blog Grün Digital. Man erwecke den Eindruck, dass das Verfahren wie bei einem Gericht abläuft. Das Verfahren weise aber „objektiv nicht die gleiche demokratische Legitimation“ auf. Zudem stellt man schon aufgrund der Zusammensetzung jegliche Neutralität und Unabhängigkeit infrage.
„Auch wenn die CUII betont, es handele sich um eine unabhängige Stelle, so ergeben sich nach unserer Ansicht berechtigte Zweifel an ihrer Neutralität bereits daraus, dass es sich um einen Zusammenschluss von Verbänden und Unternehmen handelt, der keinen Anspruch auf eine umfassende Repräsentation aller Betroffenen erheben kann. Insgesamt handelt es sich um ein maßgeblich privat-wirtschaftlich organisiertes Verfahren, bei dem Netzsperren zunächst verhängt werden, ohne dass eine richterliche Entscheidung darüber ergangen ist.“
Die Clearingstelle, ein zahnloser Tiger?
In einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen verteidigte die jetzige Bundesregierung eindeutig die Tätigkeit der CUII. Von der fehlenden Effektivität und möglichen nachteiligen Auswirkungen auf die Informationsfreiheit von Nutzerinnen und Nutzern will man bei der GroKo nicht wissen.
Video: Nutzung von alternativen DNS-Servern bei Windows simpel erklärt.
Da bisher im Durchschnitt nur ein Piraten-Portal pro Monat gesperrt wurde, erscheint die Organisation eher wie ein zahnloser Tiger. Manche Beobachter haben erwartet, dass man nach Aufnahme der Tätigkeit direkt die 40 prominentesten Download- und Streaming-Portale für Sperren vorschlägt, um effektiv gegen Urheberrechtsverletzungen vorzugehen. Doch dagegen spricht schon alleine das recht zeitaufwändige Verfahren der Stelle.
Momentan bleibt abzuwarten, welche Websites nach bs.to und streamkiste.tv als nächstes auf der Liste stehen. Die nächste geschwärzte Empfehlung veröffentlicht die CUII aber wieder erst in vier Wochen.
Tarnkappe.info