Operation HAECHI-II
Operation HAECHI-II
Bildquelle: Interpol

Operation HAECHI-II: Koordinierte Aktion führt zu 1000 Festnahmen

Mit der Operation HAECHI-II bekämpfte Interpol Romantik-Scam, Investitionsbetrug und Geldwäsche im Zusammenhang mit Online-Glücksspiel.

Im Rahmen der von Interpol koordinierten Operation HAECHI-II haben Strafverfolgungsbehörden in mehr als 20 Ländern über 1.000 Personen festgenommen. Zudem wurden illegal erwirtschaftete Gelder im Wert von etwa 27 Millionen US-Dollar eingezogen. Die Maßnahmen richteten sich gegen cybergestützte Finanzkriminalität.

Die Operation unter dem Decknamen „HAECHI-II“ lief über vier Monate, von Juni bis September. Spezialisierte Polizeieinheiten aus 20 Ländern, darunter Hongkong, Rumänien, Singapur, Slowenien, Spanien und Japan, nahmen an der Aktion teil. Mit dem Vorgehen zielten die Ermittler auf die Bekämpfung bestimmter Arten von Online-Betrug. Darunter Romantik-Scam, Investitionsbetrug und Geldwäsche im Zusammenhang mit illegalem Online-Glücksspiel.

Die Operation führte zur Festnahme von 1.003 Personen und zu einer Sperrung von 2.350 Bankkonten, die mit illegalen Einnahmen aus Online-Finanzkriminalität in Verbindung stehen. Ermittler brachten dadurch 1.660 Fälle zum Abschluss.

Operation HAECHI-II diente der Bekämpfung cybergestützter Finanzkriminalität

HAECHI-II ist die zweite Operation innerhalb eines dreijährigen Projekts unter Beteiligung der Interpol-Mitgliedsländer auf allen Kontinenten. Wie Interpol bekannt gab, testeten Interpol-Beamte dabei auch einen neuen globalen Zahlungsstopp-Mechanismus. Anti-Money Laundering Rapid Response Protocol (ARRP) erwies sich als entscheidend für das erfolgreiche Abfangen illegaler Gelder in mehreren HAECHI-II-Fällen. Zweck des neuen Netzwerks ist es, die Polizeikommunikation in internationalen Zahlungsstopp-Fällen zu rationalisieren.

Interpol plant entsprechend, ARRP im nächsten Jahr offiziell zu starten. Ihre Abteilung für Finanzkriminalität arbeitet derzeit mit den Mitgliedsländern daran, das System der internationalen polizeilichen Kooperationskanäle in die bestehenden Kommunikationskanäle zu integrieren.

Unter Berufung auf einen Fall, der die Ermittler während der Operation HAECHI-II aufdeckten, teilte Interpol mit, dass Cyberkriminelle ein bekanntes Textilunternehmen in Kolumbien durch einen ausgeklügelten Betrug per Geschäfts-E-Mail um mehr als 8 Millionen US-Dollar betrogen haben. Die Täter gaben sich hierbei als gesetzlicher Vertreter des Unternehmens aus und ordneten an, über 16 Millionen US-Dollar auf zwei chinesische Bankkonten zu überweisen.

Erst, als bereits die Hälfte des Geldes transferiert war, erkannte das Unternehmen den Betrug. Sie alarmierten die örtlichen Justizbehörden, die sich dann über ihr nationales Zentralbüro (NZB) mit der Finanzkriminalitätsabteilung von Interpol in Verbindung setzten. Interpol informierte:

„Unter Nutzung des neuen ARRP-Netzwerks wurden zwischen Interpol-Büros in Peking, Bogota und Hongkong Kanäle für die internationale polizeiliche Zusammenarbeit aktiviert, um die überwiesenen Gelder einzufrieren […] über 94 Prozent des Geldes wurden in Rekordzeit abgefangen“.

Purple Notices wies auf Malware in gefakter „Squid Game“-App hin

Basierend auf den während der Operation HAECHI-II gewonnenen Erkenntnissen, veröffentlichte Interpol mehrere Purple Notices, d. h. polizeiliche Hinweise, in denen Informationen über den Modus Operandi, Gegenstände, Vorrichtungen und Versteckmethoden von Kriminellen gesammelt werden. Die Mitteilungen werden an die Mitgliedsländer weitergegeben, um den Austausch von Informationen über neue kriminelle Methoden zu ermöglichen und Verbindungen zwischen Fällen herzustellen.

Eine dieser Purple Notices hatte Kolumbien angefordert. Darin wurde eine mit Malware versehene mobile Anwendung beschrieben, die den Namen und die Marke der Netflix-Sendung „Squid Game“ verwendete. Bei der Anwendung handelte es sich jedoch um einen Trojaner. Nach dem Herunterladen kann dieser die Rechnungsdaten des Nutzers abrufen und ohne dessen ausdrückliche Zustimmung kostenpflichtige Premium-Dienste abonnieren.

Die Aktions-Ergebnisse zeigen, dass der Anstieg der durch die COVID-19-Pandemie ausgelösten Straftaten nicht nachgelassen hat. Interpol-Generalsekretär Jürgen Stock führte dazu aus:

„Nur durch dieses Maß an globaler Zusammenarbeit und Koordination können die nationalen Strafverfolgungsbehörden eine parallele Pandemie der Cyberkriminalität wirksam bekämpfen“.

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.