Der satirische Monatsrückblick der Tarnkappe, dieses mal unter anderem zum Thema Internetsperren, Telekommunikations-Überwachung und Weihnachtsbräuche.
Über den November wissen viele Menschen nur schlechtes zu sagen. Kalt, dunkel und nass sorgt er bei der Mehrheit eher für düstere Stimmung. Da ist es gut, dass auf unsere Prominenten und Einflussreichen wieder einmal Verlass war. Heldenhaft sprangen sie in die Bresche, um mit großem Einsatz für Kopfschütteln und ungläubiges Lachen zu sorgen und so die aufkommende Novemberdepression zu vertreiben. Wir teilen dieses Wundermittel für die Stimmung im neuen satirischen Monatsrückblick.
Es war einmal im Neuland
Die nun beginnende Weihnachtszeit ist eine Zeit, in der häufig die Nostalgie und die Sehnsucht nach einfacheren, vermeintlich besseren Zeiten herrschen. Das haben anscheinend auch einige Regierende vorweg genommen. Überfordert mit der freien Wissensgesellschaft des 21. Jahrhunderts sehnen sie sich nach Zeiten, in denen weltweite Kommunikation, breite Verfügbarkeit von Wissen und freier Austausch von Informationen noch reines Wunschdenken waren. Glücklicherweise gibt es Möglichkeiten, diesen Zustand auch heutzutage noch passabel zu simulieren. Eines der besten Mittel dazu: Netzsperren. Da ist es kein Wunder, dass sich dieses probate Mittel gelebter Traditionspflege in den letzten Jahren steigender Beliebtheit erfreut. Es geht einfach nur um ein wohliges Gefühl mitten im kalten Winter, ein Stück Heimat im unwirtlichen Neuland.
US Army is Coming to Town
Ebenfalls schon weihnachtlich geht es beim US-Militär zu. Das nämlich nimmt sich gerne ein Beispiel am Weihnachtsmann: es weiß dank Überwachung sozialer Netzwerke, wann wir schlafen, wann wir wach sind und wahrscheinlich auch, ob wir schön brav waren… Nun ja, letzteres ist fraglich, da die wenigsten Leute in den sozialen Medien ehrlich sind. Da stellen sich viele, deren Leben eigentlich alles andere als vorbildlich verläuft, gerne so dar, als hätten sie alles im Griff. Im Gegenzug gibt es bestimmt auch so manchen braven Langweiler, der auf Facebook und Instagram den Harten mimt, als verdiene er vom Nikolaus mindestens drei Ruten. Das dürfte für Chaos bei der Geschenkeverteilung sorgen. Wahrscheinlich werden die USA alsbald wieder zu ihrem gewohnten System übergehen: böse sind die, die entweder einen muslimisch klingenden Namen haben oder von irgendwem verdächtigt werden, Kommunisten zu sein. Das ist zwar auch nicht fairer, aber wenigstens weniger verwirrend. Ho ho ho!
Two Girls, one Selfie
Kurioses gegen saisonal düstere Stimmung bietet ein neues Pilotprojekt des Sozialen Netzwerks Facebook. Dieses testet eine neuartige Methode, um Bots von menschlichen Nutzern zu unterscheiden. Statt wie bisher langweilige Mathe-Aufgaben zu lösen oder vollkommen verzerrte Texte entziffern zu müssen (letzteres ist immerhin lebensnah, berücksichtigt man die typische Handschrift junger Digital Natives), sollen Nutzer, die verdächtigt werden, Bots zu sein, künftig aufgefordert werden, ein Selfie hochzuladen.
Was könnte schiefgehen? Nun, nimmt man das typisch chaotische Verhalten von Internetnutzern zum Anlass, eine ganze Menge. Meine Vermutung ist, dass bei zehn Selfies mindestens vier männliche Geschlechtsteile, ein Bild von Donald Trump und eine Toilette dabei sein werden, nebst einiger kreativerer Dinge, für die meine Fantasie selbst nach annähernd zwei Jahrzehnten Internet noch zu unschuldig ist.
Auf ins Winterwunderland
Wie ihr seht, gibt es auch in der dunklen Jahreszeit keinerlei Grund zur Verzweiflung. Rettung für die Stimmung naht, sei es in Form von Geschichts-Reenactment im Neuland oder von Santa Clause und seinen fleißigen Helferlein. Da fällt der Übergang in die nun folgende, hektische Weihnachtszeit doch gleich leichter.
In diesem Sinne: macht es gut, verirrt euch nicht im Neuland und lasst euch vor allem nicht mit Wham! beschallen. Wir lesen uns nächsten Monat an dieser Stelle wieder. Bis zum nächsten Monatsrückblick!