Fünf Jahre schwunghafter Darknet-Drogenhandel brachte zwei Monheimern 2,6 Millionen Euro ein. Nun müssen sich beide vor Gericht verantworten.
Daniel R. (33) und Philipp K. (32) aus Monheim müssen sich aktuell wegen Darknet-Drogenhandel vor dem Landgericht Düsseldorf verantworten. Ihnen wird BTM-Handel, Geldwäsche und unerlaubter Waffenbesitz vorgeworfen. Zu den Anklagepunkten haben sich die Verdächtigen laut der dpa bisher noch nicht geäußert.
Darknet-Drogenhandel mit Kokain & Cannabis
Auf 13 verschiedenen Plattformen soll das nach einer 70er-Jahre-Filmreihe „Cheech and Chong“ benannte Duo aus Monheim Kokain angeboten haben. Die bestellten Mengen beliefen sich zumeist zwischen einem und zehn Gramm. Die Staatsanwaltschaft geht in der Anklageschrift von 6.639 Verkäufen aus, wobei die mutmaßlichen Dealer ab November 2020 neben Kokain auch Cannabis vertrieben haben sollen. Allein dem Tatvorwurf Geldwäsche ließen sich 239 Transaktionen zuordnen, wie RP.ONLINE berichtete.
Das Kokain soll Daniel R. zwischen 38.000 und 39.000 Euro pro Kilogramm in Bremen gekauft haben. Das ergab die Auswertung der EncroChat-Überwachung. Das BKA hatte bereits eine Gruppe in Bremen im Visier, die sich regelmäßig mit einem Monheimer namens „Ray“ über EncroChat austauschte. In Monheim, Kreis Mettmann, portionierte das Duo die Drogen und erstellte ihre Angebote auf Darknet-Verkaufsplattformen.
Schließlich kamen ihnen jedoch Internetfahnder auf die Schliche. Die Observation des Darknets erfolgte dann aufgrund eines BKA-Hinweises. Die Beamten sind auf einen Thread des Vendors, namens „Cheech and Chong“, aufmerksam geworden. Darin hatte dieser Gold für Bitcoins angeboten. Neben dem BKA-Hinweis auf Geldwäsche hatte das Duo zudem auch Europol im Visier. Die Hinweise durch die Entschlüsselung des Krypto-Chats EncroChat komplettierte insofern die Spuren.
Verdacht auf Darknet-Drogenhandel führte zu Rundum-Überwachung
Mit Aufnahme der Ermittlungen wegen des Verdachts auf BTM-Handel observierte man die Verdächtigen über mehrere Monate hinweg. Abgehört wurde dabei per GPS-Überwachung der Audi A6 des 33-jährigen Angeklagten. Man hörte zudem die Telefone und die Wohnungen ab. Die Überwachung des E-Mail-Verkehrs brachte zutage, dass der Monheimer in großen Mengen Bestellungen von Verpackungsmaterial aufgab. Ein Ermittler führte aus: „Wir haben festgestellt, dass der Beschuldigte nahezu täglich bestimmte Postfilialen mit Paketen anfuhr“. Auch drei Fahrten des 33-Jährigen nach Bremen konnten die Ermittler so nachweisen.
Monheimer agierten als Cheech and Chong
Im Darknet gelang es den Beamten infolge, auf 13 Online-Plattformen die Vendoren „Cheech and Chong“ ausfindig zu machen. Über den öffentlichen PGP-Schlüssel waren sie dort eindeutig identifizierbar. Die Verdächtigen konnte man zudem über den Bitcoin-Marktplatz bitcoin.de identifizieren. Hier richteten sie mittels Face-ID und Personalausweis eine Wallet ein. Die durch den Darknet-Drogenhandel erzielten Bitcoin flossen hierauf. Die Wallet war zugleich mit einem Konto bei der Fidor Bank AG verknüpft, um eine Übertragung der Bitcoin in Euro zu gewährleisten. Die Bank allerdings meldete das Konto bereits im Herbst 2020 der Finanzaufsicht, denn innerhalt nur kurzer Zeit flossen darauf 100.000 Euro.
Probleme mit der Geruchsbelästigung
Wie RP.ONLINE informierte, führte ein Beamter aus:
„Bei abgehörten Gesprächen ging es etwa um den Gestank, der das Abkochen des Kokains mit Ammoniak verursacht. Einen Tag nach der ersten Bremen-Fahrt am 8. November 2020 wurde auf einer der Plattformen die neue Kokain-Lieferung und ihr hoher Reinheitsgrad angekündigt. Nach der dritten Fahrt gab es Kundenbeschwerden: 37 Sendungen waren liegengeblieben, weil die Post nicht hinterherkam, entnahmen die Ermittler den Gesprächen. Der coronabedingt starke Onlinehandel vor Weihnachten lähmte auch die illegalen Geschäfte.“
Am 18 März klickten für die Monheimer die Handschellen. Bei sich anschließenden Wohnungsdurchsuchungen stießen die Beamten auf eine große Cannabis-Plantage. In der Wohnung von Philipp K. waren die Pflanzen in einem Raum hinter einem Kleiderschrank versteckt. Zudem beschlagnahmten die Ermittler eine Waffensammlung, bestehend aus 23 Gewehren und 14 Pistolen oder Revolvern. Eine weitere Waffe fand sich auf dem Nachttisch seines Mitverschwörers.
Prozess zieht sich noch länger hin
Wie die Vorsitzende Richterin bemerkte, seien für die Auflösung des „riesigen Puzzles“ insgesamt noch 13 weitere Verhandlungstage angesetzt. Voraussichtlich wird der Prozess bis Dezember, kurz vor Weihnachten, andauern. Für die beiden Tatverdächtigen ist es mit dem Darknet-Drogenhandel vorerst vorbei.
Tarnkappe.info